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PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

Titel: PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS
Autoren: Michael Marcus Thurner
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schwirren durch den Funkäther. Für einen Moment herrscht – scheinbares – Durcheinander. Doch schon bald legt sich die Hektik. Die Raumsoldaten geben erste Rückmeldungen.
    »Innenschott gesichert!«
    »Vordringen in Gang Acht-Sieben-Sieben. Kein Widerstand, kein Zeichen von Gefahr.«
    »Keine atembare Atmosphäre, Schwerkraft vorhanden.«
    »Ein in Einzelteile zerlegter Service-Roboter liegt quer über den Gang. Keine Gefahr.«
    Immer wieder, in unregelmäßigen Abständen, die sonore, vom Funkoffizier gesprochene Mitteilung: »Alles ruhig.«
    Der Stoßtrupp wird einen Bereich von etwa dreißig Metern Durchmesser sichern, bevor Techniker, Wissenschaftler und ich das Okay für das Betreten des Wracks erhalten. Ich sehe auf die Uhr, trinke einen Schluck Wasser, überprüfe den Sitz meiner Waffe. Bewegungen und Handgriffe, die etwas Rituelles an sich haben.
    Curi Fecen meldet sich bei mir. »Wir haben da was, das du dir ansehen solltest.«
    »Geht's ein wenig genauer?«
    »Sieh es dir an«, beharrt der Captain.
    Ich scheuche Sichu weg, die gerade zu mir kommen will, und lasse mich vom SERUN ins Innere der GEMMA FRISIUS bringen. Dunkelheit umfängt mich.
    Plötzlich fühle ich die künstlich erzeugte Schwerkraft. Irgendwo im Inneren des Schiffs gibt es also noch funktionierende Aggregate.
    Ein Soldat steht neben dem ebenfalls zerstörten Innenschott und blickt grimmig drein. Er deutet nach links.
    Die GEMMA FRISIUS ist tot. Ich sehe und ich fühle es. Nichts funktioniert mehr. Wenn es im Schiff Überlebende dieser wie auch immer gearteten Katastrophe geben sollte, dann gewiss nicht im näheren Umfeld unserer Einstiegsstelle.
    Ich erblicke Curi Fecen. Die beiden Ertruser befinden sich in seiner unmittelbaren Nähe und versperren mir die Sicht. Erst als ich unmittelbar vor ihnen stehe, treten sie beiseite. Ich zwänge mich an ihnen vorbei – und blicke auf einen Toten hinab.
    Das menschenähnliche Wesen ist, soweit erkennbar, am ganzen Körper gefiedert und trägt einen dünnen, scharfen Schnabel im Gesicht. Der dürre Körper ist von einer Art Ranke jener seltsamen Harzmasse umfasst, die einen Gutteil des Schiffs umwuchert. Das Gewächs hat ihm die Luft aus dem Körper gepresst, ihn erstickt. Ein Auge fehlt dem Vogelähnlichen, sein Schnabel steht weit offen. Das Endstück der Ranke hat sich zwischen die weit aufgerissenen Hälften gepresst. Das verdammte Zeug leuchtet und wirft ein unwirkliches Licht über den Leichnam.
    »Er heißt Sirenius Achtsieben«, sagt der Captain und deutet auf ein abgeschabtes Namensschildchen.

2.
    GEMMA FRISIUS
    2. September 1469 NGZ
     
    Kleber 37 beschäftigt sich mit vereinzelt aufflackernder Gegenwehr. Nachdem es ihm gelungen ist, Zugang zur Bio-Komponente des Bordrechners zu finden, erlahmt der Widerstand. Die Organismen an Bord des Opfers verstehen die Zeichen, die er ihnen hat zukommen lassen. Sie sind leicht auszurechnen.
     
    *
     
    »Hier kommen wir niemals mehr lebend raus«, flüsterte Sirenius Achtsieben. Sein Nackengefieder sträubte sich, die bernsteingelben Augen verschwanden hinter schützenden Flaumfedern.
    Mohanram Tivelani sagte nichts. Er saß stumm auf seinem Kommandantenstuhl und brütete vor sich hin. Auch Towa Ormaject schwieg. Aillyr, der sonst so gesprächige Blue, trank einen gatasischen Cockertail, über dessen fleischlichen Bestandteile David lieber nichts wissen wollte.
    Campese fuhr lustlos mit den Fingern über jene Tasten, die ihm eine gesicherte Leitung zum Rechner-Verbund schufen. Er fragte: »Wie fühlst du dich?«
    »Was für eine seltsame Frage ...« Die Stimme des Rechners klang belustigt.
    »Du weißt, was an Bord vor sich geht?«
    »Es läuft alles so, wie es laufen soll.« Eine andere Tonlage. Andere Betonungen. Nüchtern ausgesprochene Worte.
    David Campese erstarrte. Er fror mit einem Mal. Er sprach mit dem Gegner!
    »Wer bist du? Was willst du von der GEMMA FRISIUS und von uns?« Er desaktivierte das Schallfeld und machte durch Winken auf sich aufmerksam. Alle Besatzungsmitglieder wandten sich ihm zu.
    »Widerstand ist nicht opportun. Ich brauche euch und brauche euch nicht. Was auch immer ihr vorhabt – lasst es bleiben, Fleisch.«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst ...«
    »Verständnis ist nicht notwendig.«
    »Was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
    »Die Frage ist: Was könnt ihr tun? – Die Antwort lautet: nichts. Bleibt ruhig. Kommt mir nicht in die Diagonale.«
    »Du meinst: in die Quere? «
    »Ich sage, was ich meine. Eure
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