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PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

Titel: PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Sprache ist für meine Ansprüche zu unpräzise, Fleisch.«
    Es lag keinerlei Aggression in dieser Stimme. Ihr Gegner gab durch nichts zu erkennen, dass er sie als Feind betrachtete. Für ihn waren sie nichts. Bedeutungslose Nichtse.
    »Wer bist du?«, wiederholte David Campese seine eigentliche Frage.
    »Ich bin alles. Allumfassend, allbesitzend, allmächtig. Dennoch bin ich bloß ein Teil des Ganzen, der siebenunddreißigste Teil ...«
    Die Stimme wurde leiser, und nach einigen Sekunden erklang wieder jener vom Rechner erzeugte Bass, den sie so sehr gewohnt waren: »... benötige ich mehr Unterstützung von extern-autarken Service-Einheiten, um die Schäden im Schiff so rasch wie möglich beseitigen zu können.«
    »Du hast keine Ahnung, was eben mit dir geschehen ist?«, fragte Campese das Schiffsgehirn.
    »Du verhältst dich seltsam, David. Ich habe deinem Wunsch entsprochen und dir jene Punkte aufgezählt, die derzeit auf meiner Arbeitsliste ganz oben stehen.«
    »SERUN – hast du das Gespräch aufgezeichnet? – Ja? – Dann gib es über die Außenlautsprecher wieder.«
    Sein Schutzanzug gehorchte der Anweisung. David wusste nicht, wie weit er seiner Positronik vertrauen konnte. Ihr Gegner mochte dieses technische Wunderwerk längst infiltriert haben. Es gab keine Möglichkeit, dies festzustellen.
    »Das ist nicht meine Stimme«, verlautbarte der Rechner, nachdem die Aufzeichnung geendet hatte. »Ich bin, ehrlich gesagt, äußerst beunruhigt. Warum ziehst du nicht deinen Anzug aus, David, und lässt dich von einer Medo-Einheit untersuchen?«
    »Wenn du bloß wüsstest, wie beunruhigt ich erst bin ... Ich verlange, dass du einen weiteren Routine-Check deiner Sicherheitsstandards und -algorithmen durchführst.«
    Wie oft hatte er die drei zusammengeschalteten Rechner aufgefordert, sich gegenseitig zu prüfen? Bislang hatte keiner dieser Versuche zu einem Erfolg geführt. Ihr Feind war wie ein – virtueller – Schatten, der, wann immer er wollte, den Schiffsrechner für seine Zwecke missbrauchte.
    »Ich sehe keinen Grund für ein derartiges Vorgehen. Dies ist Zeitverschwendung und würde einen Großteil meiner Kapazitäten binden, während ich mich dringend um die Aufräumarbeiten an Bord kümmern sollte.« Mit nachdenklichem Unterton fuhr das Schiffsgehirn fort: »Ich würde es sehr begrüßen, wenn du dich umgehend in die Medo-Station begäbst. Andernfalls müsste ich eine mobile Einheit in die Zentrale schicken und dich abholen lassen ...«
    »Die anderen Mitglieder der Zentralebesatzung sind ebenfalls der Ansicht, dass du ... verwirrt bist. Du solltest untersucht werden!«
    Tivelani, Ormaject, Aillyr, der Pilot Paro Dusenstein, Chefingenieur Achtsieben – sie alle stimmten seinen Worten zu.
    »Das siehst du falsch, David«, meinte der Rechner mit sanfter Stimme. Als würde er mit einem Irren sprechen, der jeden Moment durchdrehen konnte. »Mohanram Tivelani hat mich eben um Unterstützung gebeten. Er hat Angst vor dir. Er meinte, du hättest einen psychotischen Anfall.«
    »Das stimmt nicht, du verrückter Blechkasten!«, brüllte der Kommandant unbeherrscht. Er sprang auf, mit hochrotem Gesicht, und schüttelte eine Faust in Richtung der Raumdecke. »Du gehörst in die Presse, du Mist-Ding!«
    »Hörst du, David?« Weiterhin diese sanfte, süßliche Stimme. »Tivelani ist meiner Meinung. Du benötigst einen Arzt. Du hörst Stimmen. Du bist krank.«
    »Es ist aussichtslos«, sagte Achtsieben. Durch das unverspiegelte Sichtfeld seines Falthelms war zu sehen, wie der Mann von Baldurs Welt das Rückengefieder spreizte. »Der Rechnerverbund schafft sich seine eigene Realität. Beziehungsweise wurde er von unserem Gegner, von diesem ... Siebenunddreißig, in Scheinwahrnehmungen gezwungen.«
    »Die Frage ist, ob wir ihn daraus befreien können«, mischte sich Towa Ormaject ins Gespräch ein. »Beherrschen wir die Rechner, beherrschen wir das Schiff. So einfach ist das.«
    Achtsieben schüttelte seinen Körper. »Das Bioplasma wäre unsere einzige Gelegenheit gewesen, an die positronischen Komponenten heranzukommen. Ihr wisst, wie unser Versuch endete.«
    Ja, sie wussten es alle. David, Ormaject, Tivelani und Aillyr hatten mit dem Bioplasma in Kontakt treten wollen. Vermittels einer Schnittstelle, die sich in unmittelbarer Nähe der »Denkmasse« befunden hatte. Doch 37 hatte die Gelegenheit genutzt und war seinerseits über das plötzlich ungeschützte Bioplasma hergefallen.
    Der Feind nutzte die Rechner des
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