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PR 2626 – Suche im Sektor Null

PR 2626 – Suche im Sektor Null

Titel: PR 2626 – Suche im Sektor Null
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Bühne, einer Bühne aus Schwärze, Kälte, Einsamkeit und Erhabenheit.
    Ich sende das nächste Signal an den Bordrechner der JULES VERNE. NEMO beginnt mit der Vorstellung. Übergangslos werden wir in ein Schauspiel von wahrhaft gewaltigen Dimensionen geworfen.
     
    *
     
    Ich lasse die passenden Daten auf die Helmdisplays spiegeln. Die Zuseher behalten indes die Darstellung Terras vor Augen. Niemand wagt es nun, seine Blicke abzuwenden.
    Sichu Dorksteiger neben mir wirkt konzentriert. Ahnt sie, was in vielen von uns vorgeht? Was in mir vorgeht?
    Weitere Projektionsflächen intensivieren das Schauspiel und versehen es mit noch mehr Realität. Die Systemgrenzen, die Oortsche Wolke und der hyperphysikalische »Wetterbericht« sind bedeutsame Parameter an diesem 5. September 1469 NGZ.
    Eine dunkle, raue Stimme beginnt zu erzählen. Eine derartige Show mag kitschig wirken – doch sie verfehlt ihre Wirkung nicht.
    »Um 13.52 Uhr Terrania-Standardzeit tritt erstmals ein Phänomen auf, das die Wissenschaftler im Solsystem als Gravospaltung definieren«, sagt der Erzähler. »Die Solare Residenz sackt um einige Meter ab, obwohl sämtliche Antigrav- und Prallfeldprojektoren zu diesem Zeitpunkt einwandfrei funktionieren.«
    Ein Bild entsteht. Monumental groß. Irgendwann, in Jahrmillionen, wird das Licht dieses Schauspiels womöglich einmal von Intelligenzen eingefangen werden und sich jeglicher Deutung entziehen. Was für eine seltsame Vorstellung ...
    »Nicht nur in der Solaren Residenz tritt eine derartige Störung auf. An vielen Stellen im Solsystem geschehen unerklärliche Dinge. Meldungen treffen ein, dass es in näherer galaktischer Umgebung zu Raumbeben von geringer Stärke gekommen sein soll, wie auch der Hypersturm unweit des Antares-Riffs erhöhte Aktivität zeigt.«
    Die meisten Beobachter des Schauspiels rücken näher zusammen. Instinktiv suchen sie die Nähe von ihresgleichen. Einzig Blo Rakane bleibt außen vor. Der weiße Haluter hält sich abseits. Er verfolgt nicht nur meine Vorstellung – sondern er achtet auch auf uns.
    »Das Epizentrum des Hypersturms nahe des Antares-Riffs befindet sich bloß 172 Lichtjahre von der Erde entfernt. Raumschiffkapitäne und -besatzungen fürchten die Unberechenbarkeit des immer wieder auffrischenden Sturms. Er bewirkt mitunter extreme Verzerrungen der Raum-Zeit-Struktur und löst absonderliche Phänomene höherdimensionaler Herkunft aus, die Technik wie Raumfahrt beeinflussen. Wissenschaftler sind sich uneinig, ob dieser Hypersturm für die Gravospaltungen verantwortlich ist. Auch NATHAN vermag kein endgültiges Urteil abzugeben.«
    Der geliebte Heimatplanet dreht sich allmählich weiter. Erste Sonnenstrahlen tauchen die Ostküste Nordamerikas in Licht, breite Wolkenwirbel ziehen davor auf. Es wirkt alles so grausam real! Mir ist, als bräuchte ich meinem Raumanzug bloß einen Kursbefehl zu geben, um binnen weniger Stunden auf die Erde zurückzugelangen.
    »Ab 16.23 Uhr werden erneut Phänomene der Gravospaltung angemessen; diesmal nicht mehr lokal begrenzt, sondern rings um den Globus.« Die Stimme klingt nun höher. Aufgeregter. »Um 17.26 Uhr erschüttert ein kräftiges Raumbeben das Solsystem. Perry Rhodans Versuch, den Transferkamin vom Polyport-Hof GALILEO zum Handelsstern JERGALL zu nutzen, scheitert.«
    Pause.
    »Um 18.31 Uhr verschwindet das Solsystem.«
    In diesem einzigen Satz ist unser gesamtes Unglück verpackt. Ich blinzle. Ich blinzle die Tränen weg.
    Die Darstellung der Erde erlöscht, das künstlich projizierte Licht Sols ebenso. Rings um mich zucken Terraner zusammen. Ich auch, obwohl ich auf diesen Augenblick vorbereitet gewesen bin. Wir schweben nun wieder inmitten von Schwärze.
    Ich fürchte mich. Ich möchte zurück zur JULES VERNE.
     
    *
     
    Ich fange mich schnell wieder. Reden hilft. Der Klang einer vertrauten Stimme – und mag es auch die eigene sein – vertreibt die Angst.
    »Rings um das Solsystem, in einer Entfernung von etwa einem Lichtjahr, kam es kurz davor zu Raumverzerrungen«, sage ich und lasse die dazu passenden Bilder von NEMO erzeugen. »Die Verzerrungen verdichteten sich in relativ kurzer Zeit. Sie drifteten nach innen, vereinigten sich, bildeten eine violett pulsierende Energieblase, die das Solsystem in jeglicher Hinsicht abschottete.« Meine Stimme hört sich schwach an. Bemerken es die anderen? »Die Blase pulsierte heftiger und implodierte schließlich mit vielfacher Überlichtgeschwindigkeit.«
    Ich lasse ihnen zeigen, wie
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