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PR 2624 – Todesfalle Sektor Null

PR 2624 – Todesfalle Sektor Null

Titel: PR 2624 – Todesfalle Sektor Null
Autoren: Arndt Ellmer
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Rumaler ging schneller. Er hastete auf COMMAND zu und die fünf Stufen hinauf. Der Holoschirm seiner Konsole schaltete sich selbsttätig ein und zeigte ihm Sektor Null stark verkleinert.
    Während er sich in den Sessel fallen ließ, sog er wie ein Schwamm die Orteranzeigen in sich auf. Hunderte von Ausschlägen auf engstem Raum, die sich zu hyperenergetischen Ballungen zusammenfanden, ließen nichts Gutes ahnen. Nun verstand er, warum sich die Schiffe zurückzogen.
    Porant vergaß die Welt um sich herum. Er versank in Skalen und Daten, studierte die Häufigkeit der Ereignisse aus den letzten Stunden, in denen er geschlafen hatte. Er rief Werte auf, verglich sie mit denen vom Morgen, stellte Veränderungen fest.
    Die Ausschläge des Hyperorters berichteten ihm von Ereignissen, die permanent zahlreicher und stärker wurden. Nach einer Weile entdeckte er einen Rhythmus darin, eine Art Hyperoszillation, deren Tempo sich änderte. Er wurde schneller und schneller, während die Echos sich weiter aufblähten.
    Wahna Porant suchte nach optischen Begleiterscheinungen, einem violetten oder orangeroten Flackern etwa. Er fand nichts, was auf eine Umkehr des Vorgangs und somit auf eine Rückkehr des Solsystems hingewiesen hätte.
    »Was entsteht da?«
    Er schloss die Augen, betrachtete das Gesehene in Gedanken. Das Gehirn als multifunktionale Maschine hatte er noch nie unterschätzt. Es wies ihm den richtigen Weg. Eine, höchstens zwei Minuten saß er so da, abgekapselt von der Umgebung. Dann wusste er, woran ihn der Rhythmus erinnerte.
    Mit fliegenden Fingern holte er die Daten auf den Holoschirm, spielte sie im Zeitraffer ab, schaute sich wieder die Orterskalen an – die Männer und Frauen an den benachbarten Konsolen blickten erschrocken auf, als er seinen Sessel herumschwenkte und zu Karliena van Doberen hinaufsah.
    »Es ist der verdammte Hypersturm«, sagte er. »Er greift nach Sektor Null.«
    In der Holokugel, die mitten in der Zentrale zehn Meter hoch aufragte, tauchten die beiden Orterabbilder nebeneinander auf. Seit dem Hyperimpedanz-Schock vor fast hundertvierzig Jahren suchte der Hypersturm das Zentrum des LFT-Kerngebiets heim. Mit einem Durchmesser von zweitausend Lichtjahren erschwerte er mit seinen spontanen Ausbrüchen und zahllosen Öffnungen ins hyperdimensionale Nichts die Raumfahrt, machte sie teilweise sogar unmöglich. Tryortan-Schlünde nannte die Wissenschaft diese Öffnungen, die jede Materie fraßen. Man wusste allerdings nicht genau, ob sie entstofflicht und transitiert wurde oder sich einfach auflöste.
    Mit Mittelwerten von 50 Meg hatte sich der Hypersturm dauerhaft festgesetzt, in Spitzen entwickelte er anfangs 100 bis 150 Meg. Seit Anfang 1466 NGZ allerdings erreichte er 200 Meg und mehr auf der nach oben offenen Meganon-Skala.
    Schlimmer noch: Das 20 Lichtjahre durchmessende Epizentrum lag beim Antares-Riff, gerade mal 172 Lichtjahre vom Solsystem entfernt.
    Das Ding im Sektor Null pendelte sich bei den hyperenergetisch messbaren Minieruptionen auf denselben Rhythmus ein wie das Epizentrum beim Riff.
    Porant schwenkte den Sessel zurück und starrte wieder auf seinen Schirm. Die ungewohnte Stille in der Zentrale kam ihm seltsam vor. Als er den Kopf hob und sich umsah, schauten alle auf COMMAND in seine Richtung.
    »Okay«, meinte er, »ihr habt ein Recht darauf zu erfahren, wie ich den Gedanken zu Ende gebracht habe. Im Sektor Null bildet sich ein zweites Epizentrum. Je nachdem, wie groß es wird, besteht die Gefahr, dass sich die beiden hyperenergetischen Bebenquellen zu einer einzigen großen vereinigen, zu einem Hyperorkan von galaktischen Dimensionen.«
    Er brauchte ihnen nicht zu sagen, was es bedeutete. Die Auswirkungen eines solchen Orkans würden sich nicht mehr über bloß zweitausend Lichtjahre erstrecken, sondern sich potenzieren und ein paar Zehntausend Lichtjahre umfassen. Ein bedeutender Teil des Orionarms der Milchstraße als Gefahrenzone mit unberechenbaren und nicht vorhersagbaren Katastrophen könnte schnell zur Zerstörung ganzer Sternenreiche führen.
    »Wir brauchen Messwerte«, fügte er hinzu. »Extrem genaue Messwerte.«
    »Eine Diskussion darüber vertagen wir besser«, erhielt er von der Kommandantin zur Antwort. »Es ist noch zu früh.«
    Sie behielt recht. Sektor Null entwickelte sich zu einem Hexenkessel, zur Hölle der Westside.
    Tage später kapitulierte Wahna Porant angesichts der nicht mehr möglichen Auswertung der Vorgänge. Die Ortungswerte ließen sich kaum noch
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