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PR 2622 – Die Rebellen von Escalian

PR 2622 – Die Rebellen von Escalian

Titel: PR 2622 – Die Rebellen von Escalian
Autoren: Uwe Anton
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gewünscht. Wahrscheinlich war er bei seiner Meditationsvorbereitung noch nie so brachial gestört worden. Und nun tat er das aus seiner Sicht einzig Vernünftige: Er suchte sein Heil in der Flucht.
    Wo bleiben die Roboter?, fragte sich Saedelaere. Nicht die, die Getränke verteilten, sondern die Kampfmodelle, die die Ordnung aufrechthielten. Normalerweise war immer einer in der Nähe. Und ausgerechnet diesmal hielten sie sich der Versammlung fern? Der Terraner war überzeugt, dass es sich dabei um keinen Zufall handelte.
    Jemand hat daran gedreht, vermutete er. In was für eine Sache war er da nur geraten? Er durchschaute noch nicht, was vor sich ging, doch er befürchtete, dass es gefährlich werden könnte. Für ihn als Außenseiter ganz unten in der Hierarchie wahrscheinlich am gefährlichsten von allen.
    Inot zögerte am Fuß des Podests, sah sich hektisch um. Suchte er den sichersten Fluchtweg? In welche Richtung er sich auch wenden würde, er musste sich durch die Menge der Gefangenen kämpfen, die ihn aus Furcht normalerweise nicht berühren würden. Aber nun waren sie durch die manipulierten Getränke enthemmt, enthemmt und aggressiv. Der kleinste Funke, und das Pulverfass würde explodieren.
    Der Harmoniewächter nestelte an einer der Gurttaschen, holte ein Funkgerät hervor, schaltete es ein, hantierte daran und stopfte es schließlich in die Tasche zurück. Seine Hand fuhr zu der Strahlenwaffe in dem Holster, doch er verharrte mitten in der Bewegung. Niemand wagte sich zu ihm, doch das konnte sich ändern, sobald er mit einer Waffe herumfuchtelte.
    Schließlich gab das Krötenwesen sich einen Ruck und marschierte gemessenen Schrittes los – nicht zu schnell, nicht zu langsam. Es kam genau auf Saedelaere zu, schenkte ihm jedoch nicht die geringste Beachtung.
    Aus nächster Nähe sah der Terraner, dass die ölige graubraune Haut des Harmoniewächters von walnussgroßen Warzen übersät und reich an Drüsen war. Sie schimmerte feuchtschlüpfrig. Der amphibische Körper musste fast permanent von einem Feuchtigkeitsfilm bedeckt sein; nichts quälte einen Kandran mehr als ein Mangel an Feuchtigkeit.
    Mit überraschend leichten Schritten wich Inot zwei Unharmonischen aus, die aufeinander einschlugen. Ungerührt beobachtete der Harmoniewächter, wie der eine dem anderen die Faust ins Gesicht rammte. Die Wucht des Hiebs verbeulte die Maske des Getroffenen. Als dieser das Blut aus seiner Nase mit der tastenden Zunge auf den Lippen spürte, stürzte er sich aufschreiend auf seinen Gegner. Im nächsten Moment taumelten sie zu Boden und rangen dort weiter.
    Inot trat über sie hinweg, prallte dabei gegen einen grünhäutigen Jyresca.
    Damit war das Glück des Krötenwesens, von den Streithähnen nicht beachtet zu werden, erschöpft. In unberauschtem Zustand wäre der Harmonielose wohl nicht einmal im Traum auf diesen Gedanken gekommen, doch nun holte er aus und schlug mit der flachen Hand nach dem lächerlichen Hut auf Inots Kopf.
    Er streifte ihn nur, berührte ihn kaum, doch der Harmoniewächter schnaubte erbost – und griff nach dem Vibomesser.
    Der Berauschte wollte es ihm aus der Hand schlagen, doch Inot riss die Waffe hoch, und sein Gegenüber hatte mit zu viel Schwung ausgeholt, um noch zu verhindern, was Saedelaere entsetzt und mit weit aufgerissenen Augen kommen sah:
    Die Hand traf auf die Klinge, wurde abgetrennt und flog in hohem Bogen davon. Blut sprudelte aus der Wunde und spritzte auf die Kleidung des Krötenwesens.
    Der Harmonielose starrte einen Augenblick lang auf den Armstumpf und schrie dann gellend auf.
    »Hier ist er! Er will mich umbringen! Helft mir! Macht ihn fertig! Jetzt kriegen wir ihn!«
    Fast alle Unharmonischen in unmittelbarer Nähe drehten sich zu dem Verletzten um.
    Und damit auch zu Inot.
    Saedelaere spürte geradezu, wie der Zorn der Umstehenden hochkochte.
    Weg hier!
    Saedelaere wusste instinktiv, was geschehen würde. Er sah sich nach Swift um, entdeckte ihn in ein paar Metern Entfernung, wollte sich zu ihm durchkämpfen, als ihm die unbegreiflich gut gekleidete Frau in den Weg stolperte.
    Sie wurde von zwei Männern verfolgt, einem mit einer hellen, einem mit einer dunklen Maske. Beide versuchten, sich gegenseitig zurückzustoßen, um die Humanoidin greifen zu können. Der mit der hellen Maske holte mit der Faust aus, doch der Schlag ging daneben.
    Die Frau schrie auf, als der mit der dunklen Maske seinen Becher an einer Sitzbank zersplitterte. Der andere Maskenträger konnte,
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