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PR 2622 – Die Rebellen von Escalian

PR 2622 – Die Rebellen von Escalian

Titel: PR 2622 – Die Rebellen von Escalian
Autoren: Uwe Anton
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recht, die Prügel, die er bezogen hatte, waren nicht so schlimm gewesen. Seine Kontrahenten hatten ihn wohl nicht ernsthaft verletzen wollen. Die Bewohner der Kolonie versuchten, Grenzen abzustecken. Sie wollten Privilegien sichern, Rangverluste verhindern, Vorteile sichern. Das war eine Erklärung.
    Alaska lachte auf. Die Bewohner der Kolonie ... Ja, die Harmoniewächter sprachen immer in solchen Begriffen, wollten die Dinge nicht beim Namen nennen. Gefangene waren sie allesamt, Häftlinge, nichts anderes.
    Crepoin war ein Isolationsplanet, eine kalte, karge, primitive Welt, auf der die Jyrescao an der kurzen Leine gehalten wurden und Harmonie-Schulungen über sich ergehen lassen mussten. Und solch eine Schulung stand auf der streng reglementierten Tagesordnung, der die Unharmonischen sich unterwerfen mussten, wollten sie nicht drastische Bestrafungen über sich ergehen lassen.
    »Ja.« Saedelaere schüttelte Swifts Hand ab, versuchte, allein zu gehen. Es gelang ihm. »Ja, du hast recht. Wir müssen uns beeilen. Wir dürfen Inot nicht warten lassen.«
     
    *
     
    Sie erreichten den Versammlungsplatz gerade rechtzeitig.
    Harmoniewächter Juscar Inot stieg auf das kleine Podest, von dem aus er sämtliche Jyrescao überblicken konnte. Seine Sprungbeine waren zwar lang, wirkten aber nicht besonders kräftig und schienen den gedrungenen, massiven Rumpf kaum tragen zu können. Die farbigen Plastikfolien, die er als Kleidung bevorzugte, raschelten laut in dem starken Wind, der plötzlich aufkam. An einem der Gurte, die die Folien zusammenhielten, war eine Strahlenwaffe befestigt, an einem anderen ein Vibromesser.
    Hunderte von Jyrescao waren gekommen, um Inots Vortrag zu hören. Einerseits wurden sie dazu gezwungen, andererseits erhofften sie sich Vorteile. Wie etwa ein schmackhaftes Getränk.
    Einige Roboter zogen Antigravkarren hinter sich her, andere verteilten die Becher, die sorgfältig und so hoch darauf aufgereiht waren, dass wohl tatsächlich nur Roboter sie verteilen konnten, ohne den Großteil ihres Inhalts zu verschütten.
    Saedelaere ließ den Blick über die Jyrescao auf dem Platz gleiten. Der Terraner hielt sich seit seiner Ankunft abgesondert und kannte nur wenige von ihnen.
    Ganz in der Nähe stand eine blauhäutige Dyonad von vielleicht fünf Urd, die ihm in den Tagen, die er sich in dem Lager befand, schon mehrmals aufgefallen war. Ihre Kleidung wirkte stets makellos und war farbenprächtiger als die der meisten anderen Insassen. Saedelaere vermutete, dass es sich um Stücke von einer Fremdwelt handelte, und fragte sich, wie die Frau an sie herangekommen war. Sie war schlank wie die meisten im Lager. Eigentlich waren Inot und einige andere Harmoniewächter die einzigen wohlbeleibten Wesen auf diesem Planeten.
    Der Terraner hätte nur allzu gern gewusst, wie die Frau aussah, doch ihre Maske bedeckte das gesamte Gesicht.
    Inot baute sich auf dem Podest auf. Die stark hervorquellenden, großen Kugelaugen in seinem breitmäuligen, haarlosen Kopf schienen alle Anwesende zugleich anzublicken. Saedelaere fühlte sich stets unbehaglich, wenn er von einem Harmoniewächter auf diese Weise gemustert wurde.
    Was auch daran liegen mochte, dass Inot ein nestförmiges Hütchen trug, das aus zerbrochenen Eierschalen zu bestehen schien. Saedelaere kam nicht dagegen an, es wirkte bei dem Krötenwesen ausgesprochen lächerlich. Aber wenn er darüber lachte ...
    Der Harmoniewächter blies den Kehlsack auf, bis er die Größe eines Medizinballs erreichte, und stieß die Luft pfeifend aus. Alle Gespräche verstummten. Abrupt wurde es still auf dem Platz. Niemand wagte es, den Harmoniewächter zu provozieren oder seine Aufmerksamkeit zu erregen. Auch Saedelaere hatte gelernt, unauffällig zu bleiben.
    Trotzdem hatte er den Eindruck, dass Inots sehr bewegliche, senkrecht stehende Spaltpupillen ausgerechnet ihn fixierten. Er wandte den Blick ab, ließ ihn wieder über den Platz schweifen, schaute dann zum Horizont. Dort schien sich eine schwarze Wolkenmauer zusammenzuballen.
    Das Klima auf Crepoin war rau. Je nach Jahreszeit tobten Stürme mit Geschwindigkeiten von zweihundert Kilometern pro Stunde und mehr, hatte Saedelaere von seinen Mitgefangenen erfahren. Die niedrige, geduckte Bauweise der kasernenähnlichen Häuser, in denen die Gefangenen untergebracht waren, bestätigten diese Angaben.
    Ein Roboter näherte sich Saedelaere und reichte ihm einen Becher. Widerwillig betrachtete jener die ölig schimmernde Flüssigkeit
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