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PR 2622 – Die Rebellen von Escalian

PR 2622 – Die Rebellen von Escalian

Titel: PR 2622 – Die Rebellen von Escalian
Autoren: Uwe Anton
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Womöglich fühlte Swift sich einfach besser, wenn er dem half, der in jeder Hinsicht noch unter ihm stand.
    Undeutlich nahm er einen heftigen Wortwechsel wahr. Er wunderte sich nicht mehr darüber, dass er inzwischen die hiesige Lingua franca, das Escalo, verstand und sprach und keinen Translator mehr benötigte.
    Aber warum hatte er so viel vergessen? Warum wusste er kaum, wer er war? Vielleicht eine Hypnoschulung, bei der unter Umständen etwas schiefgegangen war? War sein Gedächtnis durcheinandergebracht worden, als ihm das zusätzliche Sprachwissen aufgepfropft worden war?
    Aber diese Erklärung schien zu lapidar, zu belanglos. Fakt blieb, er hatte so gut wie keine Erinnerungen an sein Leben mehr. An seine Vergangenheit, an das, was gewesen war und ihn als eigenständiges Wesen definierte.
    Der Schmerz ließ nach, doch Saedelaere krümmte sich noch einmal zusammen in Erwartung des nächsten Tritts, der aber nicht folgte.
    Er schob den Oberkörper zurück, drehte den Kopf.
    Der flinke Swift stand über ihm, breitbeinig, die Fäuste gehoben. Die Männer und Frauen, die Saedelaere zusammengeschlagen hatten, um ihn anschließend vielleicht sogar totzutreten, waren ein paar Schritt zurückgewichen. Saedelaere hatte sich nicht gegen sie gewehrt, Swift schon.
    Warum tut er das? Warum hilft er mir?
    Das Firibirim winselte leise.
    Es lebt noch, dachte Saedelaere erleichtert. Ich habe das Firibirim nicht sterben lassen.
    Irgendwie erfüllte der Gedanke ihn mit Erleichterung. Saedelaere mochte nicht mehr wissen, wer er war, aber wenn er Freude darüber empfand, dass ein anderes Wesen nicht gestorben war, konnte er kein ganz schlechter Mensch sein. Er hatte sich nichts vorzuwerfen, zumindest, was das Firibirim betraf, und das war ihm ein gewisser Trost.
    »Wie geht es dir?«, fragte Swift. »Tut dir etwas weh? Kannst du stehen? Wir müssen zum Harmoniewächter. Wenn wir nicht pünktlich erscheinen ...« Swift ließ den Satz offen. Das war auch gut so, Saedelaere wusste aus eigener Erfahrung, was dann passieren würde.
    O ja, dachte er. Mir tut alles weh. Jeder einzelne Knochen im Körper, darunter auch einige, von denen er gar nicht gewusst hatte, dass es sie überhaupt gab.
    »Sie hätten mich totgetreten.« Seine Stimme kam ihm selbst seltsam unbeteiligt vor. »Sie mögen mich nicht besonders, oder? Und das wegen eines Stücks Brot, das sie mir nicht gönnen.«
    »Nein zu beidem.« Swift half ihm hoch. »Sie haben dich nicht schwer verletzt, wollten nur etwas klarstellen. Sie mögen dich wirklich nicht. Und es ging nur vordergründig um das Brot.«
    Der hagere, sehnige Humanoide mit der hellblauen Haut sah ihn aus dunkelgrünen Augen an, dunkelblaue Lippen öffneten sich und enthüllten dabei strahlend weiße Zähne. War das ein Lächeln? Saedelaere konnte sich nicht sicher sein. Er konnte wegen ihrer Masken nicht beschwören, dass sämtliche humanoiden Escalianer zu einem Lächeln fähig waren.
    Swift machte es ihm in dieser Hinsicht etwas einfacher. Seine Halbmaske bedeckte nur das Gesicht oberhalb des Munds bis zum Haaransatz oberhalb der Stirn und lag hauteng an, ohne dass irgendwelche Haltebänder zu erkennen waren. Die dunkelblaue Grundfarbe ließ seine Maske wie eine zu Porzellan erstarrte Fortsetzung des hellblauen unteren Gesichts wirken.
    Inwieweit technische Spielereien integriert waren, konnte Saedelaere nicht sagen. Die einzige sichtbare Besonderheit waren mitunter blutrot zuschnappende Membranen in den ovalen Augenöffnungen, die dann für Sekunden oder Minuten die Augen verdeckten, ohne offenkundig eine Sichtbehinderung zu sein.
    »Und warum magst du mich?« Einen Augenblick lang war Saedelaere versucht, Swift zu fragen, worum es ihnen in Wirklichkeit gegangen war, doch er tat es nicht. Er sollte die Antwort darauf selbst finden, sonst hätte Swift es ihm von sich aus gesagt.
    Der Blauhäutige legte einen Arm um Saedelaeres Schultern und stützte ihn, und er nahm es dankbar an.
    »Ich verstehe es nicht«, murmelte der Terraner. »Wir alle sind Jyrescao. Keine Harmonieträger, sondern Unharmonische. Wir müssten zusammenhalten, aber das tun wir nicht. Wir versuchen, uns gegenseitig umzubringen.«
    »Eben weil wir alle Jyrescao sind.« Der Anflug des Lächelns, falls es denn eins gewesen war, wich wieder aus Swifts Gesicht. »Deshalb sind wir doch hier. Auf Crepoin.«
    »Aber ich bin noch auf eine andere Art und Weise anders.« Das spürte Saedelaere ganz deutlich. »Liegt das nur an meiner Maske?«
    Er trug
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