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Poul Anderson

Poul Anderson

Titel: Poul Anderson
Autoren: Feind aus dem All
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lange ...« Ich zwang mich gewaltsam zur Ruhe. »Wie lange haben wir Bedenkzeit?«
    »Bis morgen früh«, sagte er nicht unfreundlich.
    Er drehte sich um und ging davon. Die anderen waren unseren Blicken verborgen.
    Ich ging in das Haus zurück und nahm Kit in meine Arme.
     
    Es ist spät geworden. Ich schreibe die letzten Zeilen. Draußen ist es Nacht, der See liegt stumm, nur die Bäume rauschen leise. Das schwache Licht einer halbausgebrannten Stablampe leuchtete mir. Ich habe sie auf den Tisch gelegt. Ich schreibe im hinteren Schlafzimmer, Regelin hält vorn am Eingang Wache, und Kit schläft in der Küche, das heißt, wenn sie Schlaf finden kann.
    Niemand von uns kann den anderen sehen, die große Einsamkeit hat schon begonnen.
    Es ist wirklich nicht nötig, wachsam zu sein. Die Tahowana werden wohl ihr Versprechen halten. Warum auch nicht? Der Erfolg ist ihnen sicher. Aber wir sind aus alter Gewohnheit wachsam, unsere Gehirne sind ohne klare Gedanken, und da ist es am besten, sich an Gewohnheiten zu klammern.
    Wir besprachen alles bruchstückweise, als der Tahowana uns verlassen hatte. Kit weinte, und als ich sie zu trösten versuchte, stieß sie mich weg.
    »Was hat es noch für einen Zweck?« fragte sie uns immer und immer wieder. »Wir sind geschlagen. Wir müssen in jedem Falle aufgeben.«
    Regelin schüttelte den Kopf. »Lebend kriegen sie mich nicht«, antwortete er.
    »Aber Alice! Sie bringen sie vor unseren Augen um.«
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Aber sie haben bereits zwei Planeten auf dem Gewissen. Wir können ein Kind nicht ...«
    »Es besteht keine Hoffnung mehr.« Ihre Stimme klang rauh. »Wir haben keine Chance.«
    Seine eiserne Erziehung legte sich wie ein Panzer um ihn. Ich dachte an den unbeugsamen marsischen Ehrenkodex – nein, Regelin, der seit seiner Geburt darin erzogen war, würde niemals aufgeben, solange er lebte. Er schüttelte erneut den Kopf.
    »Sie wissen, daß Reggy und ich noch leben«, sagte ich. »Aber sie wissen es von dir nicht genau, auch jetzt noch nicht. Wenn wir beide uns ergeben, könntest du ihnen vielleicht in der Nacht entkommen. Die Wälder sind groß ...«
    Ihr altes Temperament kehrte einen Moment zurück, und sie fragte mich scharf: »Woher soll ich wissen, daß ihr beiden nicht euer Wort brecht und weiterkämpft?«
    »Das würde ich dir niemals antun, Kit«, flüsterte ich.
    »Und sie würden es doch herauskriegen!« rief sie. »Sie würden euch ausfragen, und dann wäre doch nichts besser ...«
    »Deswegen würden sie Alice bestimmt nicht töten«, sagte Regelin. »Sie sind keine Teufel, trotz allem, was sie uns angetan haben.«
    »Ich kann nicht«, jammerte sie. »Ich kann nicht fliehen, und Alice hier zurücklassen.«
    Regelin schaute mich an. »Dann ist es einer von uns beiden«, sagte er. »Du bist der nüchternere von uns, David. Außerdem bist du unverletzt und fällst somit weniger auf. Vielleicht kannst du diesen Torreos erreichen.«
    »Es scheint der einzige Weg zu sein«, antwortete ich dumpf.
    »Dave – nein!« protestierte Kit wild.
    »Ja«, sagte ich und vermied, ihr in die Augen zu sehen. »Es tut mir leid, aber wir haben keine andere Wahl.«
    Sie schaute mich lange an. Dann drehte sie sich um, ging in die Küche und schloß die Tür hinter sich. Ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen.
    Nun ist es sicher schon Mitternacht. Regelin wird bald einen Ausfall in den Wald unternehmen und durch lautes Schießen die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Während er erschossen wird, werde ich versuchen, durch die Reihen der Belagerer zu schlüpfen. Es ist ein so dünner Hoffnungsfaden, daß es fast keiner ist, aber wir müssen es versuchen. Kit kann hier warten und sich ihnen ergeben, wenn sie kommen. Ich hoffe, sie werden Alice nichts zuleide tun, und wünsche mir, daß Kit nicht zu bitter an mich denkt.
    Ich möchte den Bericht jetzt schließen und hier lassen. Ich habe ein Dielenbrett gelöst und werde das Heft darunterschieben. Dann nagele ich es wieder fest. Vielleicht wird jemand nach vielen Jahren darüber stolpern. Vielleicht ...

Epilog
     
     
    Der Oberste Souverän legte das mit Blut und Schmutz besudelte Heft zur Seite. Es war spät geworden. Ringsum herrschte lautlose Stille.
    Er stand auf und ging ans Fenster. Der hohe Turm des Hauptquartiers aller Kontinente ragte in der Ferne undeutlich über das breit dahingelagerte Sao Paolo empor. Hier und da blickte ein einzelnes Lichtpünktchen, und das Land verlor sich fern am Horizont. Sein eigenes
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