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Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland

Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland

Titel: Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland
Autoren: Tanja Weber
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Thalmeier laut den Namen der Bewohnerin, aber sie bekamen keine Antwort. Vorsichtig blickte der Alte um die Tür herum, rief erneut undbetrat dann das Haus, immer in Deckung mit dem Rücken zur Wand.
    Es blieb still, und Stifter glaubte, ihnen beiden sei gleichermaßen klar, dass hier etwas geschehen war – obwohl auf den ersten Blick alle äußeren Anzeichen für ein Gewaltverbrechen, außer der sperrangelweit offenen Tür, fehlten. Keine umgeworfenen Möbel, keine Blutspritzer. Das Haus war ruhig. Das Licht im Treppenflur brannte, aber die Zimmer lagen im Dunkeln.
    Das ungleiche Duo tastete sich Raum für Raum durch das untere Stockwerk, rufend und immer darauf bedacht, so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen. Die Räume im Erdgeschoss, Wohnzimmer, Gästezimmer, kleine Toilette, waren bewohnt, aber aufgeräumt, keine Spur davon, dass hier ein Verbrechen stattgefunden haben könnte. Thalmeier, der die Lichtschalter stets mit seinem Taschentuch berührte, achtete darauf, dass sie jeden Raum, den sie inspiziert hatten, so verließen wie vorgefunden, und schaltete jedes Mal wieder das Licht hinter ihnen aus. Das Erdgeschoss hatten sie komplett abgesucht, und Stifter stellte erstaunt fest, dass sein Herz begann, allmählich wieder im normalen Rhythmus zu schlagen, obwohl die Situation objektiv alles andere als beruhigend war. Thalmeier betrat nun vorsichtig die Treppe ins Obergeschoss. Er war wie ein alter Tiger, dachte Stifter plötzlich, während er den Bullen betrachtete, und erinnerte sich daran, dass Thalmeier ihn schon einmal, während der Sache in Germerow, an ein Tier erinnert hatte. Damals war es ein Nilpferd gewesen. Vielleicht hatte es am grauen Strickjanker gelegen. Trotz seiner Leibesfülle und Kurzatmigkeit setzte Thalmeier jetzt seine Füße behände und lautlos auf die hölzernen Stufen, dabei war sein ganzer Körper, den er, mit dem Rückenzur Wand, die Treppe hochschob, angespannt. Stifter war überzeugt, dass der Alte jeden Kampf aufgenommen hätte, wenn der Gegner ihn plötzlich aus dem Hinterhalt angegriffen hätte.
    Sie hatten die oberste Treppenstufe erreicht und blickten in die Küche. Dort war ebenfalls das Licht angeschaltet, und sie registrierten stumm die geöffneten Türen eines Oberschrankes. Einige Lebensmittel, die sich darin befunden hatten, wie Zucker und Kaffee, waren über den Boden verstreut, als hätte jemand auf der hastigen Suche nach irgendetwas den Schrank kurzerhand leergefegt.
    Stifter öffnete den Mund, um etwas zu sagen, klappte ihn aber wieder zu, als er bemerkte, dass Thalmeier sich mit höchster Konzentration nicht nur umsah, sondern auch in die Stille horchte. Vorsichtig tastete er sich zu einer Tür, die von der Küche weg in einen weiteren Raum führte und nur angelehnt war. Wie sich herausstellte, war dies eine kleine Kammer, die offenbar der alten Rechlin als Schlafzimmer diente. Das Zimmer wirkte ebenso ordentlich wie die Räume im Erdgeschoss, es war also einzig die Küche mit dem ausgeräumten Schrank, der man ansah, dass hier etwas nicht stimmte. Die beiden Männer durchsuchten behutsam die weiteren Räume im Obergeschoss, aber auch hier fand sich keine Spur von Gudrun von Rechlin. Stifter hatte das dringende Bedürfnis, nach nebenan in die Einliegerwohnung zu gehen, schließlich war er wegen der Tochter gekommen, nicht wegen der Mutter, aber Thalmeier widersprach ihm.
    »Wir gehen erst noch hier in den Keller und den Garten, dann rüber. Schließlich stand hier die Tür auf.« Stifter fügte sich und folgte dem Alten, der rasch die Treppe hinunterlief. Thalmeier war überzeugt, dass sie keine Zeit verlieren unddie Polizei rufen sollten, falls sie die Bewohnerin nicht fänden. Schließlich konnte es auch sein, dass sie in Verwirrung ihr Haus verlassen hatte, möglicherweise war sie dement oder anderweitig krank.
    Als Thalmeier die Tür zum Keller einen Spalt geöffnet hatte, stutzte er. Denn auch im Keller brannte helles Licht. Thalmeier holte tief Luft, bevor er vorsichtig die Treppen hinabstieg. Stifter folgte ihm, und nun begann sein Herz wieder, sich galoppierend in Gang zu setzen, er spürte es bis zum Hals hinauf.
    Als sie die tote Gudrun von Rechlin im hintersten der Kellerräume fanden, war das für beide Männer keine Überraschung. Trotzdem schloss Stifter sofort die Augen, doch das Bild der kleinen Gestalt, die zusammengekrümmt auf dem Steinboden lag, mit dunkelblau angelaufenem Gesicht und die alten Hände um den Ledergürtel gekrallt, der
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