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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem
Autoren: Jonathan Kellerman
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dachte, ich sei eine Schauspielerin, war auf dem Gemeinde-College und hab Theater als Hauptfach genommen, alle sagten, ich hätte Talent. Also kam ich hierher, hab eine Reihe Gelegenheitsjobs angenommen, während ich auf meinen Durchbruch wartete. Einer von ihnen bestand darin, für einen Partyservice zu arbeiten, der wichtige Leute im Filmbusiness belieferte. Bei einer dieser Partys hab ich Mario kennen gelernt, er war der einzige Mensch, der mich überhaupt zur Kenntnis nahm, als ich mit der Platte Scampi in Currysauce vorbeikam. Schreckliches Essen; wenn ich Ihnen sagen würde, was sich hinter den Kulissen abspielte, würden Sie auf einer Filmparty nie wieder etwas zu sich nehmen.«
    »Wieder?« Ich lächelte.
    »Entschuldigung«, sagte sie. »Ich muss Ihnen so prätentioso vorkommen. Eines von Marios erfundenen Wörtern. Er verachtet die Leute, die ihn bezahlen… Wie auch immer, das war die Gelegenheit, bei der ich Mario kennen lernte, und später, nach der Party, lud er mich ein, mit ihm etwas zu trinken, und fuhr mich in seinem Cadillac herum. Ich erzählte ihm schließlich meine Lebensgeschichte - Mario ist ein begnadeter Zuhörer -, und er erzählte mir, womit er sein Geld verdiente. Es machte ihm einen Riesenspaß, dass ich keine Ahnung hatte, wer er war. Wenn ich Privatdetektiv höre, stelle ich mir einen mickrigen Typen mit einem Büro über einem mexikanischen Restaurant vor, wie im Fernsehen, ich meine, jeder kann einen Caddy fahren, stimmt's? Er hat mich nicht angefasst, der perfekte Gentleman, hat mich nach Hause gefahren und sich noch mal mit mir verabredet. Ein bisschen nervös, wie ein Teenager. Später habe ich natürlich rausgefunden, dass er mir was vorgemacht hat, Mario kann Ihnen alles Mögliche vormachen. Er ist ein besserer Schauspieler als all die Filmstars, für die er arbeitet… Jedenfalls sagt er, er hätte Verwendung für meine Talente, Privatdetektive engagierten dauernd aufstrebende Schauspieler, es gäbe eine Menge Berührungspunkte. Also fing ich an für ihn zu arbeiten. Und er hatte recht, schauspielerische Fähigkeiten spielen eine große Rolle.«
    »Haben Sie undercover gearbeitet?«, fragte ich.
    »Das habe ich auch gemacht, aber hauptsächlich habe ich so getan, als wäre ich etwas, was ich nicht war. Bin in eine Cocktailbar gegangen und habe die Zielperson dazu gebracht, mit mir zu flirten, damit Mario Fotos machen konnte. Vorladungen zustellen - es ist erstaunlich, wie leicht man in das Haus oder Büro von jemandem hineinkommt, wenn man den Rocksaum anhebt.«
    Sie leerte ihr Glas. »Ich muss mich so anhören, als wäre ich eine Nutte, oder?«
    »Eher wie ein Lockvogel.«
    »Das ist nett von Ihnen, aber ich habe Sexappeal verkauft. Nicht dass ich je etwas Anrüchiges unternommen hätte, es war alles falsche Reklame. In der Zwischenzeit verliebte ich mich in Mario, und er behauptete, das Gleiche zu empfinden.« Sie schüttelte den Kopf. »Alt genug, um mein Vater zu sein, und er war schon viermal verheiratet gewesen. Das könnte man unter ›Was hast du dir bloß dabei gedacht?« abheften. In der Zwischenzeit wurde ich schwanger. Was sich als das Beste herausstellte, was mir je passiert ist. Felipe ist ein Engel, so lieb, man könnte sich keinen besseren kleinen Jungen wünschen.«
    »Und doch macht Mario sich Sorgen um ihn.«
    »Mario glaubt, er wäre schwul.«
    »Weil er still ist«, sagte ich.
    Sie lachte. »Was bedeutet, dass Felipe sich nicht streitet, nicht gerne kämpft oder Sport treibt. Er steckt seine Nase dauernd in Bücher, ist ein bisschen klein für sein Alter. Auf meiner Seite der Familie, meine Mom ist Chinesin - oh, da kommt unser Essen.«
    Wir aßen schweigend, bis sie sagte: »Vielleicht ist Felipe ein bisschen zu sanft. Ja, er hat ein hübsches Gesicht. Als er ein Baby war, haben alle gedacht, er wäre ein Mädchen. Aber macht ihn das schwul?«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Genau, Dr. Delaware. Das ist es, was ich Mario die ganze Zeit sage, aber er wollte weiterhin, dass ich Felipe zu Dingen zwinge, die er hasst.«
    »Sport?«
    »Sport, Karate.« Sie legte die Gabel hin. »Ich sage Ihnen, wenn er in irgendwelche Auseinandersetzungen geriete und sich seine süße kleine Nase verletzte, wäre ich am Boden zerstört. Als ich das zu Mario sagte, meinte er, ich wäre verrückt, ein paar Narben wären das, was jeder Mann braucht - haben Sie Narben, Dr. Delaware?« Ich lächelte.
    »Entschuldigung, das war zudringlich«, sagte sie. »Mario hat Narben. Jede Menge
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