Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
sie machen einen tollen Zinfandel, falls Sie auf Wein stehen.«
    »Nicht, wenn ich arbeite.«
    »Sie können auf jeden Fall welchen mit nach Hause nehmen. Ich mache das vermutlich.« Ich traf sie am nächsten Tag zum Mittagessen.
    Die Weinkellerei - fünfzehn Meilen oberhalb der Ausläufer von Malibu - war ein zweigeschossiges Gebäude aus nachgemachten Adobeziegeln, das von einem knappen Hektar landschaftlich gestalteter Rasenflächen und einem makel los sauberen Parkplatz umgeben war. Trauben wurden per Lkw aus dem Napa, dem Sonoma und dem Alexander Valley herangeschafft, verarbeitet, ausgebaut und in einer antiseptischen Umgebung abgefüllt, in Freeway-Nähe für den Abtransport. Mit der wohlriechenden Erde des Wine Country hatte das nicht viel zu tun, aber der Verkostungsraum war voll und das hinten gelegene Restaurant mit den zehn Tischen ebenfalls.
    Barb Smith hatte einen Ecktisch reserviert. Sie war jung und gut gebräunt - vielleicht dreißig -, hatte lange, gewellte schwarze Haare, forschende braune eurasische Augen und einen breiten, weichen Mund. Ein babyblauer Hosenanzug bedeckte Haut, konnte aber ihre Kurven nicht verbergen. Eine braune Handtasche von Kate Spade, dazu passende hochhackige Sandalen, dezente Smaragdohrringe, eine elegante goldene Halskette.
    Ein Glas Rotwein stand vor ihr. Ihr Händedruck war fest, feucht an den Rändern.
    Sie dankte mir dafür, dass ich gekommen war, reichte mir einen Scheck mit dem Dreifachen meines üblichen Honorars und holte ein brieftaschengroßes Foto aus der Handtasche.
    Ein dunkelhaariger Junge mit einem schüchternen Lächeln. Er hatte viel von seiner Mutter; die einzige Spur von Mario Fortuno war ein Kinn, das ein bisschen zu klein geraten war.
    »Hübsch«, sagte ich.
    »Und gut. Im Innern - wo es drauf ankommt.«
    Eine Kellnerin kam zu uns an den Tisch. Barb Smith sagte: »Die Kabeljau-Quiches sind unglaublich, falls Sie Fisch mögen. Die nehme ich jedenfalls.«
    »Klingt gut.«
    Die Kellnerin nickte zustimmend und ging.
    »Nicht, wenn Sie arbeiten«, sagte Barb Smith. »Ich respek tiere das. Mein einziger Job besteht darin, auf Felipe aufzupassen, und er ist bis um drei in der Schule.«
    Das hieß, dass Oxnard mit dem Auto für sie bequem zu erreichen war.
    Meine Cola kam. Barb Smith nippte an ihrem Wein. »Das hier ist nicht der Zinfadel, es ist ein Cuvée aus Cabernet und Merlot. Mario mag keinen Merlot, er nennt ihn Cabernet für Mädchen. Ich trinke, was ich will - wenn ich Sie umarmt hätte, als Sie hereinkamen, hätten Sie mich für dreist gehalten, stimmt's?«
    »Eine Umarmung kann in Hollywood wie ein Händedruck sein«, erwiderte ich.
    Sie lachte. »Ich liebe dich, Baby, und jetzt ändere dich gefälligst? Es gab einmal eine Zeit, da dachte ich, ich wollte dazugehören. Ich habe das Umarmen deshalb erwähnt, weil es in meinem Fall nichts mit Freundlichkeit zu tun hätte. Mario hat mir beigebracht, so nach Wanzen zu suchen.«
    »Ah.«
    »Aber so wie Sie angezogen sind - Polohemd und Hose -, wäre es ziemlich schwer, irgendwas zu verstecken. Es sei denn, Sie wären technisch gesehen auf dem letzten Stand.«
    »Für mich heißt das Stereo.«
    »Ein ganz einfacher Typ, ja? Irgendwie bezweifle ich das, aber ich bin überzeugt, dass Sie kein Abhörgerät tragen. Warum sollten Sie auch, ich hab schließlich Sie doch angerufen. Auf Marios Geheiß - das ist ein gutes Wort, nicht wahr? Ich arbeite an meinem Wortschatz, versuche mich dauernd zu verbessern. Felipe hat einen tollen Wortschatz. Alle sagen mir, er sei begabt.«
    Sie trank noch etwas von ihrem Wein, warf einen Blick zur Seite. »Ich wollte das hier gar nicht machen, aber Mario -Sie fragen sich vermutlich, was ich in ihm gesehen habe. Manchmal frage ich mich das selbst. Aber er ist der Vater meines Kindes, und ich weiß, dass er im Moment eine un glaublich harte Zeit durchmacht. Wussten Sie, dass er herzkrank ist - vor ein paar Jahren hat er zwei Bypässe bekommen, aber es gab irreparable Schäden. Das steht nie in der Zeitung.«
    Ihre Augenwinkel wurden feucht, und sie tupfte sie mit der Serviette ab.
    »Oh, sehen Sie sich das an«, sagte sie. »Ich kann ihn nicht ausstehen, und trotzdem tut er mir leid.«
    »Man sagt, er habe Charisma.«
    »Würden Sie gerne wissen, wie ich mit ihm zusammengekommen bin? Oder ist das zu egozentrisch von mir?«
    »Erzählen Sie«, sagte ich.
    »Es geht alles zurück auf die Zeit, von der ich Ihnen gerade erzählt habe. Als ich Teil der Szene werden wollte. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher