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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem
Autoren: Jonathan Kellerman
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Mrs. Bedard? Sobald sie nüchtern ist, kommt sie raus.«
    »Ich sehe in ihr kein großes Risiko, aber falls irgendjemand einen Tag lang ihre Papiere verlegt, wird niemand in Tränen ausbrechen.«
    Biro lächelte. »Das könnte passieren. Was kann ich sonst noch für Sie tun?«
    »Gehen Sie nach Hause, und schlafen Sie ein bisschen.«
    Keine Reaktion.
    »Halten Sie nichts vom Schlafen?«, fragte Milo.
    »Seitdem ich einige Zeit in Afghanistan verbracht habe, ist mein ganzer Biorhythmus durcheinander. Seit der Zeit reichen mir drei, vier Stunden.«
    »Lauschen Sie auf Heckenschützen?«
    »Unter anderem«, erwiderte Biro. »Waren Sie mal beim Militär?«
    »Lange vor Ihrer Zeit«, sagte Milo.
    »In Asien?«, fragte Biro. »Mein Vater war da auch. Er fährt jetzt einen Imbisswagen. Tacos und all die guten Sachen.«

43
    Biro fuhr davon. Als das Geräusch seines frisierten Motors erstarb, kehrte in der Hudson Avenue wieder Stille ein.
    »Vielleicht hatte die hässliche Szene mit Iona Bedard auch ihr Gutes«, sagte Milo. »Romeo und Julia verlieren die Fassung und verziehen sich in unbekannte Gefilde.«
    »Kannst du dir vorstellen, dass die beiden nach Vegas fahren?«, fragte ich.
    »Wenn ich eine solche Mama hätte, würde ich ausreißen und mir eine andere Vorwahl und vielleicht eine andere Postleitzahl suchen.«
    »Eine hübsche Phantasie, aber viel zu abenteuerlich.«
    »Wo sind sie denn deiner Ansicht nach hingefahren?«
    »Tanya ist alles genommen worden. Kyle war ein heller Fleck in ihrem Leben, aber Iona hat das beschmutzt. Tanya ist ein Gewohnheitstier. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie irgendwo anders hinfährt als in das Zuhause, das Patty für sie geschaffen hat.«
    »Genau das, wovon wir ihr abgeraten haben?«
    »Sie hat eine äußerst reife Fassade, Milo, aber sie spielt einfach nur erwachsen. Denk mal: ›Du hast nicht über mich zu bestimmen«.«
    »Ja, sie hat die ganze Zeit unsere Ratschläge missachtet, schon indem sie sich mit Kyle zusammengetan hat… Okay, sehen wir mal nach, vielleicht hast du ja unrecht.«
    »Das hoffe ich sehr.«
    »Man muss groß sein, um das sagen zu können.«
    »Nicht in diesem Fall.«
    Als wir noch einen halben Block von dem Zweifamilienhaus an der Canfield entfernt waren, zerdrückte Milo seine nicht angezündete Panatela im Aschenbecher des Seville und fluchte. »Direkt im Freien, da könnten sie genauso gut ein Schild aufhängen.«
    Das weiße Mercedes-Kabrio blockierte die Einmündung der Zufahrt, Tanyas Van stand davor. Im Haus brannte kein Licht.
    Milo sagte: »Dumme schlaue Kinder. Ich sollte sie gleich jetzt aufwecken und ihnen Onkel Milos Horror-Rede halten.« Er warf einen kurzen Blick auf seine Timex. »Zwei Stunden bis Tagesanbruch - halten wir uns an denselben Zeitplan. Um sieben Uhr sind wir wieder hier und machen ihnen die Hölle heiß. Aber vorher sehe ich mir mal die Rückseite des Hauses an, um sicherzugehen, dass alles koscher ist. Damit ich schlafen kann.«
    Er stieg aus. »Falls ich nicht -«
    »Ja, ja, der Federkasten.«
    »Fändest du meine Lunchbox mit Flash Gordon drauf verlockender?«
    »Hattest du eine von denen?«
    »Nee. Alle andern lügen, warum nicht auch ich?«
    Ich stellte den Motor aus, blieb am Steuer sitzen und sah zu, wie er die Zufahrt hinaufschritt und in die Lücke vor dem Van schlüpfte. Mit der rechten Hand tastete er nach dem Holster unter seinem Jackett. Wahrscheinlich eine gute Idee, die Waffe verdeckt zu tragen. Wenn man seine Müdigkeit in Betracht zog, standen die Chancen nicht schlecht, dass er sich aus Versehen einen Zeh abschoss. Sekunden nachdem er um die Ecke des Hauses verschwunden war, ertönte der Schuss.
    Nicht die Ohrfeige einer Handfeuerwaffe.
    Das laute Röhren einer Schrotflinte.
    Ich sprang aus dem Wagen und begann loszurennen, bereit, meinen Freund zu beschützen.
    Womit?
    Ich blieb stehen, griff nach meinem Telefon. Tippte 911 so fest ein, dass mir die Fingerspitzen wehtaten.
    Explosion Nummer zwei, gefolgt vom Knacken einer Pistolensalve, auf diese Distanz nicht unheilverkündender als ein Froschkonzert.
    Ring ring ring ring ring ring - »911 Notrufzentrale -«
    Ich kämpfte darum, mit dem mechanischen Ansatz - »Bewahren Sie einfach die Ruhe, Sir« - der Frau in der Vermittlung nicht die Geduld zu verlieren.
    Sie sagte: »Sir, Sie müssen meine Fragen beantworten.«
    Ich wurde lauter. Vielleicht brach »Officer verletzt!« durch ihre Lehrbuch-Zwangsjacke. Oder sie konnte den dritten Flintenschuss hören,
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