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Portugiesische Eröffnung

Portugiesische Eröffnung

Titel: Portugiesische Eröffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Siler
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insgeheim glaubte ich mir selbst nicht.

Drei
    Den Rest des Nachmittags verbrachte ich damit, letzte Hand an den angolanischen Pass zu legen, an dem ich gerade arbeitete. Die Entwicklungsfreaks bei Solomon, einem Unternehmen für Dokumentensicherheit, für das ich freiberuflich tätig war, hatten sich ein neues Mehrschichtsystem ausgedacht, das verdammt schwer zu überwinden war. Letztlich hatte ich es doch geschafft. Mein Endergebnis war nahezu perfekt und würde die Einwanderungsbehörde in Luanda mühelos täuschen. Schlecht für meine Auftraggeber, aber dafür wurde ich bezahlt. Wenn ich ihre Dokumente knacken konnte, würde es anderen auch gelingen.
    Um kurz vor fünf kam der Lieferwagen von FedEx, um das Päckchen für Solomon abzuholen.
    »Tut mir leid, bin spät dran«, keuchte Isham, der Fahrer, und kramte einen Hundekeks für Lucifer aus der Tasche.
    Ich lächelte. »Hat Madame Lelu wieder Ihre Dienste benötigt?«
    Isham nickte. »Die Glühbirne in ihrem Schlafzimmer war durchgebrannt.«
    »Natürlich, und Sie sind so schön groß.«
    Wir amüsierten uns immer über meine Nachbarin und ihre reichlich durchsichtigen Verführungsversuche.
    Isham tätschelte Lucifer den Kopf und grinste mich an. »Sie wissen ja, wie das mit den älteren Frauen ist«, erwiderte er scherzhaft.
    Isham war ein netter Kerl, Franzose der ersten Generation mit einem guten arabischen Namen und passenden Manieren. Er nahm meine Neckerei gutmütig hin und erwiderte sie, so gut er konnte, doch seine Gesichtsfarbe verriet mir, dass ihm Madame Lelus Aufmerksamkeit nicht recht behagte.
    »Sie nehmen doch ein paar Eier mit, oder?« Ich reichte ihm das Päckchen.
    Isham nickte aus Höflichkeit, obwohl er sich dadurch noch weiter verspäten würde. Dann fiel sein Blick auf die Schrotflinte, die am Tisch in der Diele lehnte, und er wich unwillkürlich zurück.
    »Le renard«, erklärte ich, als ich seinen Blick bemerkte.
    »Oui, Madame, natürlich, der Fuchs.«
    »Ich habe diese Woche schon zwei Hennen verloren. Das soll die nur ein bisschen abschrecken. Sie wissen ja, wie Lucifer ist. Butterweich.« Ich lächelte zwanglos und wandte mich in Richtung Küche.
    »Sie haben die ganze Woche wie verrückt gelegt«, rief ich und holte den Korb, den ich für Isham bereitgestellt hatte. »Das muss am warmen Wetter liegen.«
    »Ja«, stimmte er mir zu und war mit einem Fuß schon aus der Tür. »Oder am Fuchs. Ich habe gehört, sie legen auch aus Angst.«
    »Bonne nuit«, fügte er noch hinzu, lief über die Auffahrt und schwang sich in seinen Wagen.
     
    Nachdem der FedEx-Wagen abgefahren war, packte ich Lucifer in den Kofferraum des Renault und fuhr in die Stadt, um fürs Abendessen einzukaufen. Auf der dämmrigen Straße war keine Spur von meinem Besucher zu entdecken, doch er ging mir nicht aus dem Kopf. Sein plötzliches Verschwinden hatte mich nervös gemacht, was vermutlich seine Absicht gewesen war.
    Ich legte mehrere Zwischenstopps ein, und als ich nach Hause kam, war es längst dunkel. Der Twingo stand wieder da, diesmal direkt in der Einfahrt. Als ich von der Straße abbog, strichen meine Scheinwerfer über sein Rückfenster, und ich konnte drinnen den Kopf des Fahrers erkennen.
    Ich stellte den Motor ab und blieb einen Augenblick sitzen, um mir den nächsten Schritt zu überlegen. Ich hatte schon erlebt, dass Leute grundlos geflüchtet und deshalb in Schwierigkeiten geraten waren.
    Letztlich machte Valsamis den ersten Schritt. Die Innenbeleuchtung ging an, als er ausstieg, und enthüllte seine durchtrainierte Gestalt. Er hatte den Körper eines Federgewichtsboxers, kompakt und muskulös, war aber eher wie ein Vertreter oder das verirrte Mitglied einer Reisegruppe mittleren Alters gekleidet: Slipper, Hose mit Bügelfalten, blaues Button-down-Hemd. In der rechten Hand hielt er eine Aktentasche aus braunem Leder.
    Ich öffnete die Wagentür, worauf Lucifer über mich hinweg sprang. Seine Pfoten rutschten über den losen Schotter, als er auf den Fremden zuschoss, die Zähne unfreundlich gebleckt.
    Der Mann zuckte nicht mit der Wimper, sondern schnippte kurz mit den Fingern, und mein Hund beruhigte sich wieder.
    »Luce!«, rief ich und klopfte auf mein Bein. Der Hund warf Valsamis noch einen Blick zu und trottete auf mich zu.
    Valsamis schloss die Autotür. Das Licht ging aus, und er stand wieder im Dunkeln. »Hallo, Nicole«, sagte er und kam auf mich zu.
    »Hat Ed Sie geschickt?« Ich legte meine rechte Hand auf Lucifers breiten Kopf. Wenn der

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