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Poltergeist

Titel: Poltergeist
Autoren: Kat Richardson
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das im Grunde alles eine Fremdsprache.
    Wie im ursprünglichen Experiment war auch für die PNU-Gruppe eine Biografie ihres »Geistes« entworfen worden, die absichtlich mit Fehlern gespickt war. Der Geist hatte den Namen Celia Falwell erhalten. Natürlich war Celias Geschichte von Tragik geprägt. Im Jahre 1920 geboren, war sie 1939 als Studentin an die PNU gekommen, gerade als in Europa der Zweite Weltkrieg ausbrach. Sie war damals neunzehn Jahre alt, hatte Flausen im Kopf, wusste sich stets durchzusetzen und war mit einem wilden jungen Piloten namens James Baker Jansen verlobt – natürlich ebenfalls eine erfundene Figur.
    Dieser James – auch Jimmy genannt – hatte sich freiwillig gemeldet, um nach China geschickt zu werden, wo er den Flying Tigers von Chennault beitreten wollte. Ein rascher Blick ins Internet zeigte mir allerdings, dass zu dieser amerikanischen Truppe aus Freiwilligen keine Piloten gehört hatten, die nicht bereits zuvor beim Militär gewesen waren. Später trat er dann der amerikanischen Luftwaffe bei und kämpfte über dem Pazifik im Luftkrieg gegen die Japaner.
    Idealistisch und romantisch wie sie war, hatte Celia, die oft mit Jimmy geflogen war, selbst einen Flugschein gemacht. Im Mai 1941 verließ sie die Uni, um sich bei den Luftstreitkräften Ferrying Command zu melden, für die sie
Flugzeuge von der Fabrik zum Übungsfeld und den Verladeplätzen flog. Als ihre Abteilung in die WASPS verwandelt wurde, blieb sie, obwohl Jimmy dagegen war. Sie sah ihn nie wieder, denn sie kam 1943 ums Leben, als die B-26 Marauder abstürzte, mit der sie zur Militärbasis MacDill in Tampa geflogen war. Der berüchtigte Bomber, auch als Witwenmacher bekannt, hatte ein weiteres Opfer gefordert, während Jimmy, der Kampfflieger, den Krieg unverletzt überstand.
    Tuckmans Gruppe hatte diese Geschichte einschließlich der Fehler gelesen und konzentrierte sich darauf, Celia in ihrer Vorstellung zu einer echten Person werden zu lassen. Mit den Philip-Experimenten als Vorbild richteten die Teilnehmer ihre Aufmerksamkeit ganz auf die erfundene Frau und versuchten, eine geeignete Atmosphäre zu schaffen, um Poltergeist-Erscheinungen entstehen zu lassen, die zu ihr passen würden.
    Sie hatten bereits recht schnell Erfolg damit – allerdings stets mit Hilfe von Mark und der Spezialausrüstung, die sich in dem Zimmer befand. Jetzt waren sie dabei herauszufinden, wie mächtig die Erscheinungen ohne äußere Hilfe werden konnten. Zumindest nahmen sie das an.
    Ich warf einen Blick auf die Dossiers der Teilnehmer und der Mitarbeiter. Tuckman hatte nichts über sich selbst beigelegt. Die Zusammenfassungen sollten mir eine Vorstellung davon vermitteln, mit wem ich es zu tun hatte, doch sie schienen allesamt sehr trocken und uninteressant zu sein. Ich hoffte, dass mir die Filmaufzeichnungen mehr sagen würden. Also sammelte ich die Papiere und die DVD zusammen, stopfte sie in meine Tasche und machte mich auf den Weg nach Hause, wo ich mir den Film zum Abendessen ansehen wollte.
    Chaos, mein Frettchen, leistete mir beim Essen Gesellschaft.
Er kletterte auf mir herum und versuchte, von allem, was ich mir in den Mund schob, einen Bissen zu stehlen. Zwischendurch führte er seinen Kriegstanz auf. Dabei hüpfte er vor mir hin und her, zeigte seine Zähne und gab ein kicherndes Geräusch von sich. Dies tat er vor allem dann, wenn es ihm nicht gelang, mir etwas abzuluchsen.
    Zweimal schaffte er es, mein Wasserglas umzuwerfen und in dem Durcheinander eine Scheibe Brot zu ergattern, ohne dass ich es verhindern konnte. Nach einer Weile entschloss ich mich, ihn abzulenken.
    »Okay, Wildfang«, sagte ich, hob ihn hoch und berührte seine Nase mit der meinen. »Es reicht. Zeit für dein Glas.« Als ich eines Tages ein großes Mayonnaiseglas in die Recyclingtonne werfen wollte, hatte ich entdeckt, dass er gerne in das Ding hineinkroch. Wenn ich das Glas mit einem seiner Bälle auf den Boden stellte, hatte ich garantiert zehn bis fünfzehn Minuten Ruhe – eine halbe Ewigkeit für ein Frettchen. Denn Chaos war dann voll und ganz damit beschäftigt, zu versuchen, den Ball aus dem Glas zu holen, während dieses über den Küchenboden rollte und ihm immer wieder entwischte. Sobald der Ball schließlich draußen war, jagte er hinterher und schlitterte dabei über das Linoleum. Wenn er den Ball erst einmal ergattert hatte, kehrte er triumphierend damit zum Glas zurück, um ihn wieder hineinzurollen. Dann ging es wieder von vorne los …
    Ich
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