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Poltergeist

Titel: Poltergeist
Autoren: Kat Richardson
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konnte mir ein Schmunzeln über seine Vorführung nicht verkneifen und nutzte die gewonnene Zeit, um in Ruhe fertig zu essen. Dann legte ich die DVD ein und sah mir die erste Séance an.
    Immer wieder tauchten Fetzen des Grau in meinem Wohnzimmer auf, während kleine Dinge von den Bücherregalen fielen, und das häufig ohne das Zutun von Chaos.
Ich ließ die Sachen liegen und schob das Grau leicht verärgert beiseite. Es kam mir heute ungewöhnlich aktiv vor. Vielleicht hatte es ja damit zu tun, dass ich ihm mehr Aufmerksamkeit als sonst schenkte und es darauf reagierte.
    Der erste Teil des Videos zeigte nichts Besonderes. Acht Leute saßen um den Tisch in Raum zwölf und redeten über Celia. Man merkte, dass sie sich unwohl fühlten. Außer einigen fruchtlosen Gesprächen passierte nichts.
    In der dritten Sitzung schließlich war es Tuckmans Gruppe bereits gelungen, ein Klopfen hervorzurufen. Der Tisch wackelte ein wenig und rutschte sogar ein Stück. Die Lichter auf der weißen Tafel gingen mehrmals an und aus, und die Lampe über dem Tisch schwang bedrohlich hin und her. Nichts wies darauf hin, dass es sich um einen mechanisch erzeugten Schwindel oder auch einfache psychokinetische Kräfte handelte. Ich fragte mich, wie sehr sich diese Erscheinungen im Laufe der Zeit wohl verändern würden.
    Wie erwartet, war auf der DVD nichts vom Grau zu sehen. Ich konnte also nicht sagen, ob es tatsächlich kein Grau gab oder ob die Aufzeichnungen es einfach nicht festhalten konnten. Der Film hatte sowieso keine gute Qualität. Er war von der Sekretärin in aller Eile kopiert worden, wobei es sich auch beim »Original« um eine Kopie handeln musste. Bei der morgigen Sitzung würde ich eher beurteilen können, was es mit dieser Gruppe und dem Poltergeist auf sich hatte.
    Ich seufzte, schüttelte den Kopf und griff nach meinem Pager. Ich brauchte dringend Hilfe, um zu verstehen, wie die Anlage funktionierte. Also schickte ich Quinton eine Nachricht und wartete darauf, dass er mich zurückrief. Er war in technischen Sachen ein Genie, obwohl er kein eigenes Telefon und auch keinen Computer besaß. Trotzdem
konnte er problemlos hacken, manipulieren und alle Arten von Maschinen dazu bringen, das zu tun, was er wollte.
    Vor einiger Zeit hatte er für mich sogar ein Alarmsystem im Auto eines Vampirs installiert. Ganz egal, wie bizarr Tuckmans Experiment auch sein mochte – ich bezweifelte, dass es mit einem Alarmknopf in einem Ersatzreifen mithalten konnte, der im Kofferraum eines Sportwagens unter einem Haufen Friedhofserde verstaut war.

DREI
    A m Mittwoch nieselte es. Der Himmel zeigte die Art von grauer Färbung, wie sie für Seattle von Mitte Oktober bis Anfang Mai typisch ist. Es herrschte jenes Wetter, von dem behauptet wurde, dass es die Selbstmordrate drastisch nach oben schnellen ließ. Mir fiel es allerdings schwer, das zu glauben, wenn man bedachte, dass in Seattle weniger Menschen sterben als in den meisten anderen amerikanischen Großstädten. Vermutlich hatte es eher etwas mit den vielen Bars und Kneipen zu tun, die es bei uns gab.
    Ich hatte mich entschlossen, das Frettchen zur erneuten Besichtigung des Séance-Raums mitzunehmen. Chaos zeichnete sich vor allem durch Neugier aus, und so hoffte ich, dass er vielleicht irgendetwas finden würde, was mir bisher noch nicht aufgefallen war. Oft ging mir seine Neugier ziemlich auf die Nerven, doch in solchen Fällen konnte sie ausgesprochen nützlich sein.
    Quinton wartete vor dem Universitätsgebäude auf mich. Er stand unter einem Baum in der Nähe des Eingangs und trug einen langen gewachsten Regenmantel und einen dazu passenden Hut, um sich gegen den Nieselregen zu schützen, dem es trotzdem gelungen war, seinen getrimmten Bart zu durchnässen. Quintons lange braune Haare waren zurückgekämmt und in den Kragen gesteckt. Er behielt den Hut
auf, als wir hineingingen, an der Rezeption die Schlüssel holten und uns auf den Weg nach oben machten.
    »Also – worum geht es?«, fragte er.
    »Eine Séancegruppe versucht eine psychokinetische Erscheinung hervorzurufen – und zwar mit einem fingierten Geist. Die meisten Phänomene, die dabei entstehen, stammen von der Gruppe selbst. Aber einige werden auch von Technikern in einer Beobachtungskabine und einem Mann, der mit am Tisch sitzt, produziert. Ich möchte herausfinden, welche Ausrüstung sie benutzen, wozu sie in der Lage sind und ob irgendwelche Apparate manipuliert oder erweitert wurden.«
    »Okay«, erwiderte Quinton
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