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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band
Autoren: Haymon
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leben. Jene, denen nach nunmehr vier Romanen der trink- und fahrradsattelfeste Gendarmerieinspektor Polt ans Herz gewachsen ist, wissen zwar indes über die mörderischen Hintergründe Bescheid, fragen sich aber noch immer, wo denn, zum Teufel, im Weinviertel das Wiesbachtal zu finden sei. Nach Polts erstem TV-Auftritt gibt es immerhin recht deutliche Indizien, die auf eine verdächtige Ähnlichkeit mit dem Pulkautal hinweisen. Es muss ja schließlich einen Grund dafür geben, dass die meisten Drehorte dort zu finden sind. Andererseits: Den Leuten vom Film ist vieles zuzutrauen, auch arglistige Täuschung. Wer also wirklich Bescheid wissen möchte, wird um persönliche Ermittlungen nicht herumkommen.
    Die Spurensuche könnte damit beginnen, von Hollabrunn aus den Weg erst einmal über Aspersdorf und Hetzmannsdorf nach Wullersdorf zu nehmen. Dort ist nämlich rechts vor der gewaltig großen Kirche das „Kaufhaus Habesam“ zu finden. Vor der Verfilmung von Polt muss weinen wurde eine vorhandene Gemischtwarenhandlung zum nostalgischen Reich der tüchtigen Kauffrau und Geheimnisträgerin umgebaut. Nach den Dreharbeiten stellte es sich heraus, dass die Filmkulisse durchaus verkaufsfördernd war. Also wurde das „Kaufhaus Habesam“ zur gelebten Wirklichkeit und ist es bis heute geblieben. Dem Kauf einer Polt-gerechten Käsewurst-Semmel (mit Gurkerl) steht also nichts im Wege.
    An der Straße von Immendorf nach Mailberg gibt es einen Schauplatz aus Polterabend zu entdecken: jene Gruppe eindrucksvoller Kopfweiden, zu deren Füßen Bruno Bartel in einer eisig kalten Winternacht zu Tode kam. Viele, viele Stunden wurde damals gedreht. Es schneite und heftiger Wind machte die etwa fünfzehn Grad minus noch schwerer erträglich. Mein Neffe Martin, damals noch ganz am Beginn seiner Berufslaufbahn im Filmgeschäft, hatte eine namenlose, wenn auch tragende Rolle: Mit einem Scheinwerfer ausgestattet, hockte er auf einer hohen Stehleiter und gab eindrucksvoll den Mond. Er versicherte mir glaubwürdig, seit damals in seinem unbestritten abenteuerlichen Leben nie mehr derart gefroren zu haben.
    Weiter oben ist links von der Straße an der Südseite des Buchberges, teuflisch gut im Wald verborgen, jener Steinbruch zu entdecken, der in Himmel, Polt und Hölle eine so fatale Rolle spielt (das Gift der dort gedeihenden Tollkirsche).
    In Mailberg treffen wir auf Polts Kirchenwirt, alias Gasthaus Kopp, wo mit bedächtiger Hartnäckigkeit das Rad der Zeit angehalten wird, auch wenn das Wirtshaus derzeit einen unbefristeten Ruhetag hält. Aber man weiß ja nie, wie es weitergeht.
    Es folgt eine entschlossene Kehrtwendung Richtung Immendorf. Nach etwa 50 Metern zweigt rechts der Güterweg „Hohe Lüssen“ ab. Linkerhand steht eine große, moderne Scheune, an der sich die Fantasie entzünden möge. In ihr versteckt sich nämlich Polts trautes Heim, durch dessen Fenster er, heftig grübelnd, den Blick in die Weingärten genießen kann. Als mir der Drehbuchautor und Regisseur Julian Pölsler stolz präsentierte, was seine Requisiteure geleistet hatten, wies er mich beiläufig auf das schon anfangs vorhandene Schlafzimmer hin. „Ich weiß ja nicht, was Ihnen noch einfällt“, fügte er hinzu. Mir, besser gesagt, dem Simon Polt, ist etwas eingefallen, wie wir aus Himmel, Polt und Hölle wissen ...
    Der schmale Weg führt weiter durch eine schöne Kellergasse nach oben.
    Auf der Anhöhe stand Bruno Bartls Weingartenhütte, eigens für den Film gezimmert. Diese kleinen Gebäude zwischen den Rebstöcken zählen noch immer zum Bild der Weingärten im Pulkautal. Sie dienen manchmal zur Rast während der Weinlese, auch für müde Wanderer oder Radfahrer ist Platz. Früher hatten Weingartenhütten auch noch eine andere, bedeutsame Funktion: In ihnen residierten „Weingartenhüter“, die im Auftrag der Dorfgemeinschaft streng darüber wachten, dass keine Weintrauben gestohlen wurden. Wie auch immer: Auch hier war es notwendig, die Wirklichkeit zur verändern, damit ihr der Film gerecht werden konnte. In den recht kleinen Weingartenhütten wäre zwar Platz für den wunschlosen Säufer Bruno Bartl gewesen, nicht aber für die Kamera.
    Wer ganz hoch hinauf will, kann den Gipfel des immerhin 416 Meter hohen Buchberges bezwingen, der höchsten Erhebung des Pulkau­tales. Dort ist, wenige Meter unterhalb, jene (inzwischen abgestorbene) „Teufelsbuche“ zu finden, die in Himmel, Polt und Hölle mit zahlreichen Inschriften die älteren Männer des
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