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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band
Autoren: Haymon
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Himmelbauer-Keller gedreht. Unzählige Scheinwerfer waren vonnöten, um später im Film das natürliche Dämmerlicht des Kellers glaubhaft wiederzugeben, und viele Meter Schienen sorgen für eindrucksvolle Kamerafahrten. Das Presshausschild gibt sich noch heute zwiespältig: Auf der einen Seite steht „Himmelbauer“ zu lesen, auf der anderen „Höllenbauer“.
    Erwin Steinhauer und Edi Himmelbauer konnten einander übrigens recht bald gut leiden, was auch an der Güte der himmelbäuerlichen Weine lag. Eines Abends wollte Erwin Steinhauer dann aber doch den Edi sprachlos vor ehrfürchtigem Staunen sehen und brachte eine sehr teure Flasche eines zu Recht gerühmten italienischen Weingutes zur Verkostung mit. Man hob die Gläser, schaute, schnupperte, nippte. Steinhauer: „Na, Edi?“ Himmelbauer, nach einigem Nachsinnen: „Ja ..., auch gut.“
    Nach dem oberen Ende der Kellergasse geht man ein paar hundert Meter weiter und wird dann mit einem Blick nach links gleich mehrfach fündig. Ein bemerkenswert hoher Lößabsturz ist nicht nur (allerdings seitenverkehrt) auf dem Umschlagbild des Bandes Blumen für Polt zu sehen, hier wurde der Sturz des behinderten Willi auch wirklich gedreht und ein Stuntman sprang beherzt in die Tiefe.
    Diese Steilwand (als Nistplatz der selten gewordenen Bienenfresser auch ornithologisch von einiger Bedeutung) war auch Schauplatz einer sehr schmerzlichen filmischen Niederlage. Jede Szene, sei sie auch noch so kurz, erforderte stundenlange Vorbereitungsarbeiten. Als es damals galt, das Sterben des armen Willi und die schreckliche Reaktion seines Vaters zu drehen, hatte der Himmel mit dräuenden Wolken und düsterem Sonnenlicht stundenlang großes Theater geboten. Kaum sollte gedreht werden, setzte Regen ein, besser gesagt, es schüttete. Das Unwetter wurde immer ärger, das Wasser verursache Kurzschlüsse, der Lößboden wurde zum Sumpf. Irgendwann musste die betrübliche Entscheidung getroffen werden: Abbruch der Dreharbeiten. Kaum fünf Minuten war das Filmteam weg, als der Regen plötzlich innehielt und ein düsterer Lichtstrahl aus tiefschwarzem Gewölk dramatisch wirksam auf jene Stelle fiel, wo Willi sein Ende finden sollte.
    Es lohnt sich durchaus, dem Güterweg nach Norden hin zu folgen. Ist die Talhöhe erreicht, wird eine schöne Mariensäule sichtbar: Dort beginnt der Roman Blumen für Polt . Weiter zur Grenze hin, führt der Weg steil abwärts in die so genannte „Schafsutten“, in der noch wenige, verlassene Gebäude von einem ehemaligen Dorf erzählen: Schauplatz in Polt muss weinen und dann auch im Kurzgeschichtenband Zwölf mal Polt .
    Auch im nahen Alberndorf gibt es ein Wiedersehen mit Fernsehbildern. Dort führt der Weg am Karlwirt vorbei geradewegs zum Atelier des bemerkenswerten Keramikers Franz Maxera im Haus 181. Es lohnt sich also, seiner Hände Werk zu besichtigen – und ihn so nebenbei nach der trauten Wohnung Karin Walters in seinem Haus zu befragen. Wer aber den Lebensweg des Bösewichtes Albert Hahn bis ans düstere Ziel verfolgen möchte, wird sich noch über Pulkau nach Waitzendorf begeben. Einen schiefen Kirchturm gibt es dort, eine lotrechte Europawarte und, umgeben von lieblichen Weingärten, jenen Friedhof, in dem sich der Filmsarg ins Erdreich senkte.
    Das ist natürlich längst nicht alles. Wer mit Bildern im Kopf und Büchern in der Hand genießerisch stöbernd durch Dörfer und Kellergassen bummelt, hat jede Möglichkeit, eigene Entdeckungen zu machen. Vielleicht radelt sogar irgendwo Erwin Steinhauer des Weges, weil wieder gedreht wird, oder weil er das Pukautal, das Wiesbachtal, wiedersehen wollte. Er ist so sehr Simon Polt, wie das Wiesbachtal das Pulkautal ist.

Alfred Komarek
    © Foto: Haymon Verlag

Impressum
    Die Geschichten spielen im niederösterreichischen Weinviertel. Ortschaften und Menschen stammen aus der Welt der Phantasie, und alles ist nur insofern wirklich, als es wirklich sein könnte.
    © 2012
    HAYMO N verlag
    Innsbruck-Wien
    www.haymonverlag.at
    Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
    Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
    ISBN 978-3-7099-7407-0
    Umschlag- und Buchgestaltung, Satz: hœretzeder
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