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Polivka hat einen Traum (German Edition)

Polivka hat einen Traum (German Edition)

Titel: Polivka hat einen Traum (German Edition)
Autoren: Stefan Slupetzky
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und zertrümmerten Knochen, neben sich den blinden Hammel?
    «Na, dann ist’s ja gut», nickt Schröck zufrieden. «Also schlag ich vor, Sie lehnen sich zurück und machen endlich Ihren Frieden mit der ganzen Angelegenheit. Es ist nichts mehr zu tun, für mich nicht und für Sie schon gar nicht, Polivka. Sie müssen einmal damit leben lernen, dass am Schluss nicht immer irgendeiner der Verlierer ist. Am besten ist es doch, man legt die Sache zu den Akten und hat allen Betroffenen ein bisserl gedient – mit Ausnahme von denen, die es nicht mehr spüren, selbstverständlich.»
    «Ja, wahrscheinlich haben Sie recht. Das Innenministerium dürfte ja mit diesem Ausgang auch zufrieden sein.»
    «Natürlich ist es das. Man hat einen Triumph im Kampf gegen das Verbrechen und die Korruption errungen, noch dazu – und das ist grad bei uns in Österreich ein seltener Akt des Heldentums – gegen ein Mitglied seiner eigenen Fraktion. Dass der Herr Innenminister den Stranzer schon seit jeher nicht hat leiden können, steht auf einem anderen Blatt. Er hat diesen politischen Erfolg gebraucht, und ich hab ihm dazu verholfen.»
    «Ich verstehe schon, Herr … Präsident .»
    «Sind Sie leicht neidig, Polivka?» Der Oberst schnaubt belustigt auf. «Haben Sie sich schon gefragt, mit wem Sie sich jetzt aller einen Schlafsaal teilen müssten, wenn nicht eine Hand die andere waschen tät? Was glauben S’ denn, wer Ihnen dieses Nobelzimmer da bezahlt, Sie primitiver Krankenkassenpatient?»
    «Ich … weiß es nicht.»
    «Der Herr Minister, Polivka. Weil ich ihn drum gebeten hab. Und warum hab ich ihn darum gebeten?»
    Polivka schüttelt den Kopf. Er muss die Vorstellung zunächst einmal verarbeiten, dem Obersten für irgendetwas Dank zu schulden.
    «Weil Ihre entzückende Frau Mutter sehen soll, dass es ihrem Buben gut geht. Außerdem haben Sie ja in der Causa Stranzer auch ein bisserl Vorarbeit geleistet: Ohne dieses Video, das Sie mir kollegialerweise überlassen haben, wär ich nicht so rasch auf einen grünen Zweig gekommen. Wissen Sie …», Schröck fletscht die fleckig gelben Zähne, die nach vorn geklappt sind wie ein alter Kühlergrill, «es ist zwar niederschmetternd und zutiefst blamabel für die ganze Truppe, aber Sie sind immer noch, wie soll ich sagen … so was wie mein bester Mann.»
    «Danke verbindlichst, Herr Oberst … Und was heißt das jetzt für mich?»
    «Dass Sie mich nicht sekkieren und eine Ruhe geben sollen. Vor allem machen S’ einen großen Bogen um den Fürsten Oppitz, der steht unter meinem Schutz – und nicht nur unter meinem, nebenbei.»
    «Ich hab nichts anderes vor», sagt Polivka.
    «Im Übrigen ist der gestraft genug, bei dem, was man so in der Zeitung liest.»
    «Was liest man denn?»
    «Da schauen S’ am besten selber nach, Herr Chefinspektor», schnarrt der Oberst im Befehlston und steht auf.
    «Entschuldigung, Herr Oberst … Was haben Sie gesagt?»
    «Dass Sie gefälligst selber nachschauen sollen. Erst gestern ist es in der Chronik g’standen.»
    «Nein, ich mein, das andere … Wie Sie mich gerade tituliert haben …»
    «Meiner Seel, jetzt wacht der aus dem Koma auf und fadisiert mich gleich wieder mit seinen Fragen.» Schröck verzieht den Mund und wedelt drohend mit dem Zeigefinger durch die Luft. «Wenn Sie mich justament an meinem Rendezvous mit Ihrer gnädigen Frau Mutter hindern wollen, Herr Chefinspektor, seh ich schwarz für Ihre Zukunft. Suchen Sie sich selber eine Frau, das sag ich Ihnen schon seit Ewigkeiten.» Ohne Polivka noch eines weiteren Blickes zu würdigen, tritt der Oberst auf die Tür zu und verlässt den Raum.
    Die REINE WAHRHEIT vom 17. Juli 2012
    Nach Eklat beim Wiener Lipizzaner-Kränzchen: Fürst muss Federn lassen
    Gestern Mittag wurde am Bezirksgericht Josefstadt die Ehe zwischen der Gesundheitsministerin und ihrem Angetrauten Olaf Markus Oppitz-Marigny geschieden. Auf beträchtliche Teile seiner ausgedehnten Besitztümer, die Oppitz – aus steuerschonenden Gründen – schon davor an seine Gattin überschrieben hatte, wird er wohl künftig verzichten müssen. So auch auf Schloss Stadlwald bei Poysdorf, in dem Oppitz über viele Jahre seine legendären Jagdgesellschaften beherbergte.
    Die Ministerin hatte die Scheidung bereits im Juni beantragt (die Reine berichtete), nachdem es bei der alljährlichen, unter ihrem Ehrenschutz stehenden Benefizgala für die Wiener Lipizzaner zu einem peinlichen Zwischenfall gekommen war: Bei einer wortgewandten Rede im Rahmen
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