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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star
Autoren: Martin Cruz Smith
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Spiralrohren hindurchzufinden. Fußleisten, niedrig geführte Rohrleitungen und sonstige Fußangeln waren rot angestrichen. Der Durchgang zwischen den Maschinen war in Kreuzschraffierung plattiert.
    Während Karp eher ziellos herumstreifte, wandte Arkadi sich dem vorderen Teil des Maschinenraums zu, wo man eine Art Reparaturwerkstatt eingerichtet hatte: Werkzeug, Hängelampen, ein Tisch mit Gewindeschneider und Schraubstock, ein Gestell mit Sägen und Bohrern. Außerdem entdeckte er eine Tür, die scheinbar zu einem Kühlraum führte, aber wozu sollte die Eagle, die ihren Fang doch direkt an die Polar Star lieferte, Kühlvorrichtungen brauchen? Als er die Tür aufmachte, mußte Arkadi lachen. Vor seinen Augen stapelten sich bis in Taillenhöhe mahagonifarbene, harzige Kilobriketts mandschurischen Hanfs - Anascha. Nun ja, so arbeiteten eben die großen Gesellschaften. Weil der Rubel keine harte Währung war, wurden internationale Geschäfte per Tauschhandel abgewickelt. Russisches Gas, russisches Öl, warum also nicht auch russisches Anascha?
    Im engen Bugende des Kühlraums hatten mit knapper Not ein paar Stühle und ein Schreibtisch Platz. Auf dem Tisch sah Arkadi Kopfhörer und Oszilloskop, Verstärker und Equalizer, eine Computerzentraleinheit, ein Dualsteuerpult und eine Diskettenkartei. Es war alles ganz ähnlich wie in Hess’ Funkstation, nur daß die Hardware hier kompakter und blitzender war, mit Namen wie EDO und Raytheon. Arkadi bückte sich und entdeckte unter dem Tisch tatsächlich die erwartete Fiberglaskuppel. Er nahm eine Diskette aus der Kartei; sie trug die Aufschrift: »Bering Menu.. Datei: SSBN - Los Angeles. USS Sawtooth, USS Patrick Henry, USS Manwaring, USS Ojai, USS Roger Owen.« Arkadi ging die übrigen Disketten durch und kontrollierte jeweils die Aufschrift: »SSBN-Ohio«, »SSGN«, »SSN«. Auf dem Tisch lag eine Klemmtafel mit einem in Rubriken unterteilten Blatt Papier: »Datum«, »Schiff«, »Position«, »Sendezeit«, »Dauer«. Die letzte Übertragung war vor zwei Tagen von der Roger Owen gesendet worden.
    Arkadi zog die Schreibtischlade auf. Drinnen lagen ein Packen Handbücher und allerlei Tabellen. Er blätterte in einem Leitfaden: »Akustischer Simulator .« - »Isolierte Schleppkabel mit Schallsignal und schwingungsdämpfendem Modul .« - »Windentrommel kreuzt axial .« Auf einer Kladde stand in roten Lettern: »Dieses Buch ist ausschließlich in diesem Office zu benutzen.«
    Der Untertitel lautete: »Reservestatus, Außendienststellung, Abtakelung - 1.1.83.« Unter dem Stichwort »U-Boote« las er, daß die USS Roger Owen vor einem Jahr abgetakelt worden war und daß man die USS Manwaring und die USS Ojai aus dem Verkehr gezogen hatte.
    Die Konturen eines ebenso kapitalen wie wundervollen Witzes zeichneten sich ab. Die elektronische Ausrüstung hier entsprach ganz der von Hess, freilich mit einem gravierenden Unterschied: Am Ende von Morgans Kabel befand sich kein Hydrophon zum Abhören, sondern ein wasserfester, akustischer Übertragungsapparat, der Töne auswarf wie einen Köder. Auf den Disketten waren Aufnahmen von U-Booten gespeichert, die samt und sonders ausgemustert oder abgetakelt waren. So also umkreisten Morgan und Hess einander auf dem Beringmeer: zwei Spione, von denen der eine getürkte Signale aussandte, die der andere im Triumph auffing und auswertete. Hess mußte glauben, die Amerikaner hätten ihre U-Boote scharenweise, ja wie Fischschwärme in diese Gewässer entsandt. Arkadi legte die Kladde zurück, steckte aber die Disketten ein. Karp vorn im Maschinenraum schenkte ihm keine Beachtung, als könne nichts, was Arkadi im Augenblick tat, von Bedeutung sein.
    Durch den Umkleideraum, in dem feuchte Regenmäntel an Haken hingen und Gummistiefel auf Regalen aufgereiht waren, traten sie wieder hinaus in den Laufgang. Unter dem Schutzdeck lagen eisverkrustete Netzrollen, Säcke voller Bojen, ein Schweißapparat und ein Schraubstock, Backskisten, Ölfässer voll mit Schaufeln und Greifhaken. Das Hämmern über ihnen hatte ausgesetzt, doch Karp war nun nicht mehr zu halten. Die Eagle verfügte über eine Reihe von Laderäumen, die unbenutzt waren, seit das Fangboot seine Netze direkt an die Fabrikschiffe ablieferte. Mit der Axt schlug der Trawlmaster das Eis weg, das den Eingang zu ihnen bedeckte. Wie Prismen flogen die splitternden Eisstücke unter seinen Hieben auf. Karp mußte einen Greifhaken zu Hilfe nehmen, um den Riegel aufzustemmen. Doch nach aller
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