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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition)
Autoren: Wolfram Alster
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weiteren unbeabsichtigten Berührung kommen kann – oder was auch immer er sich dadurch erhofft.
    Doch diesen Gefallen tue ich ihm natürlich nicht, und so flüchtet er sich nach zwei weiteren Blicken von mir fast panisch, jedoch nicht ohne eine gewisse Eleganz, was ich fast neidlos anerkennen muss, neben Brix, dass ich an ihm vorbei müsste, um zu Ducky zu gelangen. Sicher, das könnte ich, was Ducky nicht weiß, aber ich will ihm lediglich einen Streich spielen und ihn in seine Schranken verweisen, und keinesfalls für eine traumatische Schädigung seines Sexualzentrums sorgen – oder für ähnliche Spätfolgen Verantwortung übernehmen. Brix, der natürlich mitbekommen hat, was geschehen ist, verwickelt Ducky in ein zunächst ziemlich belangloses Gespräch, bis er die Bombe platzen lässt, und ihm erzählt, dass wir beide erstens fest zusammen sind und zweitens in zwei Tagen nach Frankfurt am Main umziehen, wo wir drittens in einer Diskothek vergleichbar mit dem »Turm« arbeiten wollen. Alleine der Hinweis auf unsere »feste Beziehung« versetzt Ducky in stummes Staunen, und er murmelt nur noch etwas von »gemeingefährlichem Freund und mutigem Brix«, bevor ihm die Mitteilung, dass wir nach Frankfurt umziehen, die Sprache verschlägt und die Sache mit den Disco-Jobs die Augen aus den Höhlen quellen lässt.
    Dann jedoch macht Ducky einen Fehler. Sein leises »Lass dich von dem nicht einwickeln und mach dich nicht unglücklich« macht mich besonders aufmerksam auf das Gespräch, in das Ducky Brix verwickelt, während er ihn ein paar Schritte von mir wegzieht. Duckys Meinung über mich scheint jedenfalls nicht besonders hoch zu sein, denn er vertritt recht vehement die Auffassung, dass ich sicher sehr gut im Bett sei, aber dafür meine geistige Leistung und mein intellektuelles Niveau gewiss gegen den Nullpunkt tendierten, und gipfelt in der Frage, ob Brix denn wirklich so sicher sei, dass er sein sicheres Leben in Berlin für einen banalen Gastronomiejob in einer fremden Stadt tauschen möchte. Als er dann noch die Behauptung in den Raum stellt, ich würde Brix sowieso sicher bei der nächsten, sich bietenden Gelegenheit zugunsten des nächsten, finanziell besser situierten Lovers verlassen, reserviere ich ihm in Gedanken einen Logenplatz auf der Liste der Leute, die bei mir noch eine Revanche gut haben. Und heute Abend werde ich ihn bis zum Abwinken provozieren, das gebietet mir mein Gefühl der Rache.
    Also gebe ich mein Sakko und meinen Rollkragenpullover an der Garderobe ab, und stehe nur noch im Netz-Muscle-Shirt im Eingang. Während Brix noch abwiegelt und Ducky von seinem Thema abzulenken versucht, starrt dieser mich wieder unverhohlen an, schluckt deutlich, und ich glaube, den Sabber, der sich in seinem Rachen sammelt, sehen zu können. Warte, Freundchen.
    Mein nächster Schritt gilt Brix, dem ich mich von hinten rechts nähere. Ich schmiege mich an ihn, in den Hüften elastisch, so wie eine orientalische Tänzerin sich an eine Säule lehnt, und verziehe mein Gesicht zu genau der Grimasse, die sich Ducky als erotisch vorstellt, die jedoch bei ihm einfach nur peinlich wirkt.
    »Schatz«, hauche ich Brix ins Ohr, »lass uns nach unten verschwinden«. Fast schon schnurre ich, als ich demonstrativ in Richtung Backroom deute, und während Ducky meiner Handbewegung mit den Augen folgt, fällt ihm sein Gesicht auseinander, als ihm klar wird, was ich meine.
    Brix grinst und lässt sich von mir in den Vorraum des Backrooms ziehen, wo wir erst einmal beide herzhaft lachen müssen, und wo von Sex keine Rede ist.
    »Dem hast du ganz schön eingeheizt«, lacht Brix.
    »Nun«, grinse ich, »er wird sicherlich etwas zum Nachdenken haben. Nur ... wenn wir jetzt gleich wieder rauskommen, merkt er es. Wie wär’s mit nem Kuss?«, schlage ich vor.
    Mein Mann scheint zu überlegen, küsst mich dann, einmal, zweimal, dann enthusiastischer, fordernder, intensiver. Seine Hände packen meinen Kopf, halten ihn fest, ziehen mich an meinen Schultern tiefer ins Innere des Backrooms, wo schon mehrere andere Pärchen – es sind gewiss mehr als zwanzig Männer anwesend – umeinander stehen, fummeln, ficken, blasen. Nicht, dass sie sich stören ließen, wir erregen nur die Aufmerksamkeit zweier oder dreier Männer, die sich um uns gruppieren, aber in so großem Abstand, dass klar ist, dass sie uns nur beobachten. Ihre Blicke brennen wie Feuer auf meiner Haut, als Brix sich in der gleichen Stellung, in der wir uns kennengelernt
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