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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition)
Autoren: Wolfram Alster
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Schäden hinterlassen, absolut nichts. Brix, der sich total fürsorglich um mich kümmert, scheint sehr nachdenklich zu sein, und sobald ich einigermaßen ansprechbar bin, das heißt, gerade die zweite Dosis Schmerzmittel eingenommen habe, erfahre ich auch warum. »Mutter«, die Führerin der »Kinder der Isis« als ausführendes Organ der Sekte. Interessant, denn das zeigt mir wiederum, dass noch mindestens eine weitere Person hinter ihr steht. Die Tatsache, dass wir diese Person im Dunkeln, die »graue Eminenz« nicht kennen, macht die ganze Angelegenheit zu einem »Vabanque-Spiel« und damit ziemlich unberechenbar. Als mein Handy klingelt, bin ich schon fast wieder so benebelt, dass ich mich einfach nur mit »Hallo«, statt stilecht mit »Oui« melde. Die Stimme meines Anrufers erkenne ich jedoch sofort, und es ist ein Tastendruck, der die Stimme über die integrierte Freisprechanlage in das Zimmer und damit zu Brix überträgt ... Dr. Carlos Alfaya. Er scheint besorgt zu sein, denn er erkundigt sich sofort nach mir.
    »Wie geht es dir, mein Häschen?«
    Ich stöhne leise auf, denn ich bekomme mein relativ abruptes Aufsetzen sofort zu spüren. Mein »Es geht so« ist Makulatur, denn er bekommt sozusagen frei Haus mitgeteilt, dass es gelogen ist.
    »Es tut mir so leid, Shahin. Das war nicht geplant«, säuselt er, was mich stutzen lässt. Wie, nicht geplant?
    »Was soll das heißen?«, frage ich zurück.
    »Das soll heißen, dass ich dir einen guten Ratschlag gebe, weil wir uns so lange kennen, und weil ich dich wirklich mag.« Carlos’ Stimme klingt plötzlich ganz anders als sonst, kalt, scharf und sehr geschäftlich. »Lass die Finger von Brix Mendelssohn, denn er ist böse und das Ziel der Aktion.« Nach dieser Ungeheuerlichkeit wechselt er in den Plauderton. »Weißt du, Häschen, ich kann meine Macht zwar dazu nutzen, dich zu beschützen, aber ich habe absolut keinen Vorteil davon, und selbst wenn ich das täte, würde es nur am Rande funktionieren. Am besten, du kommst direkt zu mir. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass dieser miese Typ seine Strafe dafür bekommt, dass er dich unverschuldet in so eine Sache hereingezogen hat!« Jetzt klingt er fast schon bittend, beschwörend. Wie bitte? Brix soll mich hereingezogen haben, und Carlos will ihn dafür bestrafen?
    »Ich muss mir das überlegen«, seufze ich, um Zeit zu gewinnen. »Ich rufe dich Montag an, okay?«, biete ich Carlos an. Als er zustimmt, verabschiede ich mich und beende das Gespräch sofort. Brix steht neben mir, die Hände zu Fäusten geballt.
    »Keine Angst«, beruhige ich ihn. »Ich werde dich nicht verlassen.« Dann schlafe ich fast umgehend ein, und meine Träume drehen sich um Pyramiden, Skarabäen und Skelette. Gut, immerhin weiß ich jetzt, dass Carlos mit dieser Sekte mehr zu tun hat, als wir glaubten. Und unser großer Unbekannter dürfte nunmehr zumindest einen heißen Anwärter gefunden haben: Carlos Alfaya. Ich liege auf einer Wolke und lausche den vielen Stimmen um mich herum, die die Nebelschwaden um mich durchdringen. Brix ist da, und er scheint mit Marianne zu sprechen, obwohl ich sie nicht wahrnehmen kann, sondern nur Brix höre. Sachmedia ist da, und noch jemand, ein Mann, mit einem abgeschabten langen braunen Mantel, langen mittelblonden Haaren und großer Nase. Dieser Mann scheint sehr aggressiv, obwohl sich beide gedämpft unterhalten. Als sie ihr Thema von einem legendären Flammenschwert, um das sie sich wohl streiten und das beide gerne haben möchten, auf eine Tempelanlage, die gereinigt werden soll, wechseln, dämmere ich wieder ein, und lasse es zu, dass die Schwaden auf mich zukommen und die Stimmen ferner werden.
    Das Nächste, das ich bewusst wahrnehme, ist plötzlicher dumpfer Schmerz, der in meinem Gehirn explodiert, aber mein Stöhnen verhallt ungehört, und als ich nach dem Grund des Schmerzes forsche, stelle ich fest, dass es die Hände von Brix sind, die meine Blutergüsse am Brustkorb mit kühler Salbe einreiben.
    »Nicht!«, rufe ich ihm zu, beziehungsweise ich will es tun, aber meiner Kehle entrinnt nur mehr ein raues Flüstern, dem es ebenfalls nicht gelingt, den Vorhang aus Dampf, der meinen Geist und meine Wahrnehmung benebelt, zu durchbrechen, was aber auch nicht mehr nötig ist, denn der Schmerz wird gerade ersetzt durch ein kühles betäubendes Gefühl auf meiner Haut, und der Nebel in meinem Kopf lässt nach, weicht zurück, verblasst, und die Schemen um mich herum werden wieder zu Personen,
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