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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition)
Autoren: Wolfram Alster
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Fall für mich, zumindest fürs Erste.
    Brix ist zwar ganz der smarte Geschäftsmann, aber ein bisschen mehr Analytik und Methodik sollte schon ins Spiel kommen, und da bin ich als Mathematiker und Physiker vielleicht doch ein bisschen besser als Brix. Insofern werde ich das »Laissez-faire«, das süße Leben, für eine gewisse Zeit sein lassen, und – zumindest so lange, bis alles seinen Weg läuft – ein bisschen mehr organisieren, noch tougher sein als zuvor. Es ist mir gar nicht recht, mich so plötzlich umzustellen, aber es hat etwas von einer Investition, dieses Vorhaben. Eine Investition in unsere Zukunft.
    Die Abwicklung unserer Angelegenheiten in Berlin ist eine Frage der Zeit, und mit der richtigen Hilfe von den richtigen Leuten gelingt es mir binnen drei Tagen sämtliche, in Frankfurt getätigten Vorgänge von Berlin aus weiterzuführen, zum Beispiel den Umbau und die Renovierung unserer gemeinsamen Wohnung über dem »Addiction«, die Rekonstruierung des Wintergartens, die Konzessionserteilung für Disco, Kneipe und Sauna und natürlich den ganzen Kleinkram wie Geschäftskonteneröffnung, Werbung und das »gabbing about«, das Interview in der »gab«, dem schwulen Stadtmagazin im Rhein-Main-Gebiet. Es könnte ein perfekter Start werden.
    Ein paar Tage später habe ich auch die Umzugsfirma beauftragt, unsere Einrichtung in die neue, gemeinsame Wohnung zu schaffen, denn der Umbau ist binnen einer knappen Woche erledigt, und wir haben auch schon Käufer für unsere Berliner Wohnungen gefunden. Das bedeutet allerdings, dass wir für die Tage bis zur endgültigen Umsiedlung nach Frankfurt ins Hotel ziehen müssen, und so sitzen wir heute Abend auf gepackten Koffern in meiner Wohnung, in der gerade die Packer beginnen, Bücher, Kleinkram und Dekoration in Kisten zu packen, nachdem sie Brix’ Loft völlig ausgeräumt und seine Möbel bereits im ersten Umzugswagen verstaut haben.
    Marianne, der wir natürlich versprochen haben, sie so oft wie möglich zu besuchen, und umgekehrt, fährt uns ins Berliner Stadthotel am Ku’damm, das uns für die nächsten vier Tage Heimat sein wird, bis wir all unsere Zelte abbrechen und nach Frankfurt am Main übersiedeln – in unsere neue Wohnung über dem »Addiction«. Und dann werden wir noch genau vier Wochen Zeit habe, uns einzurichten, alles umzubauen, bis der Betrieb losgeht.
    Nutzen wir die Tage, die uns in Berlin noch bleiben, um noch einmal einen tüchtigen Zug durch die Gemeinde zu machen und uns von allen, die wir kennen, zu verabschieden – oder so. Whatever, wir fallen wie die spaßlastigen Heuschrecken im »Peaches«, im »Turm«, im »Pinocchio« und im »Six-under« ein und genießen die Berliner Szene so, als wären wir Fremde. An unserem vorletzten Abend in Berlin, einem Donnerstag – Samstag werden wir aufbrechen – beschließen wir dann, das »Choices« zu besuchen.
    Wie es der Zufall will, treffen wir direkt am Eingang Ducky, diesen Typen, den Brix mir immer als »ziemlich nervig« umschrieben hat. Er scheint recht zu haben, denn Ducky schaut mir unverfroren in die Augen – mit einem Blick, den er offensichtlich für cool und aufreißerisch hält, und der mir klar macht, woher er diesen Namen hat: Er schaut wie eine Ente! – und hält den Blick, bevor er genießerisch nach unten und wieder nach oben wandert und mich mit seinen Blicken auszuziehen versucht. Dass Brix dabei ist, scheint ihn überhaupt nicht zu stören.
    »Hey, Ducky«, begrüße ich ihn in freundlichem Ton, jedoch nicht ohne diesen typischen rasiermesserscharfen Unterton, den man hat, wenn man sein Gegenüber zwar nicht unfreundlich behandeln, gleichzeitig aber die Grenzen und sein Wissen um diese Grenzen aufzeigen möchte. Die Tatsache, dass er zusammenzuckt, zeigt mir nur allzu deutlich, dass er nicht mit meiner Offensive gerechnet hat. Prima, dann sollte ich jetzt allerdings nicht meinen Vorteil verspielen, sondern gleich weiter vorgehen.
    »Wie geht’s dir?« Wie zufällig mache ich einen Schritt auf ihn zu, berühre ihn scheinbar ungewollt mit meinem rechten angewinkelten Unterarm an seiner Hüfte, zwinkere ihm zu. Ducky schluckt, kann scheinbar nicht verstehen, was gerade geschieht, beziehungsweise er ist fast total verunsichert, weil er das, was in seinen Augen gerade geschieht, absolut nicht einordnen kann. Während er überlegt, was man ihm deutlich ansieht, zuckt sein Kehlkopf immer wieder, und er weicht einen Schritt zurück, damit es auf gar keinen Fall mehr zu einer
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