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Poirots erste Fälle

Poirots erste Fälle

Titel: Poirots erste Fälle
Autoren: Agatha Christie
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äh n lich.«
    »Kaffee?«
    »Kaffee wäre geeigneter, aber die alte Dame trank nie Kaffee.«
    »Ich verstehe. Ja, das scheint ziemlich schwierig zu sein. Was trank sie zum Essen?«
    »Wasser.«
    »Es wird immer schlimmer.«
    »Eine ziemlich harte Nuss, nicht wahr?«
    »Hatte die alte Dame Vermögen?«
    »Sie war sehr wohlhabend, glaube ich. Selbstverstän d lich kennen wir die genauen Einzelheiten noch nicht. Soviel ich weiß, geht es den Delafontaines finanziell ziemlich schlecht. Die alte Dame hat ihnen geho l fen, das Haus zu unterhalten.«
    Poirot lächelte leicht. »Sie verdächtigen also die Del a fontaines«, sagte er. »Wen denn – ihn oder sie?«
    »Ich glaube nicht, dass ich einen von ihnen beso n ders verdächtige. Aber so ist es nun mal: Sie sind die einzigen Verwandten, und ihr Tod bringt ihnen einen ordentlichen Haufen Geld ein, das steht für mich fest. Wir wissen alle, wie der Mensch ist.«
    »Manchmal unmenschlich, ja, das ist wahr! Und sonst hat die alte Dame weder etwas gegessen noch getru n ken?«
    »Nun, eigentlich…«
    »Aha, voilà! Ich ahnte, dass Sie noch einen Trumpf im Ärmel haben – die Suppe, der Fischauflauf, der Apfelk u chen – eine Kleinigkeit! Jetzt kommen wir zum Kern der Sache.«
    »Das weiß ich nicht. Tatsache jedoch ist, dass die a l te Dame vor den Mahlzeiten regelmäßig eine Kapsel ei n nahm – keine Tablette und keine Pille, sondern eine Ka p sel aus Oblatenmasse mit einem Pulver drin. Ein völlig harmloses Mittel gegen Verdauungsbeschwe r den. «
    »Vortrefflich! Nichts leichter, als eine Kapsel mit Strychnin zu fü l len und zwischen die andern zu legen! Sie wird mit einem Glas Wa s ser geschluckt und man schmeckt überhaupt nichts.«
    »Das stimmt. Das Problem ist – das Mädchen hat sie ihr vera b reicht.«
    »Die Russin?«
    »Ja. Katrina Rieger. Sie war bei Miss Barrowby eine Art Haustoc h ter, Pflegerin und Gesellschafterin. Und wurde ziemlich viel heru m kommandiert. Holen Sie das, holen Sie dieses und holen Sie jenes, reiben Sie mir den Rücken ein, bringen Sie mir meine Medizin, laufen Sie in die Ap o theke – all so was eben. Sie wissen ja, wie das mit di e sen alten Frauen ist – sie wollen nett und freundlich sein, aber eigen t lich brauchten sie nur einen Sklaven.«
    Poirot lächelte.
    »Und das wär’s«, fuhr Sims fort. »Es passt einfach nicht ordentlich zusammen. Warum sollte das Mä d chen Miss Barrowby vergiften? Die alte Dame stirbt und das Mä d chen verliert ihre Arbeit. Solche Stellu n gen sind nicht so leicht zu finden – die Kleine hat keine Ausbildung oder so.«
    »Wenn die Schachtel mit den Kapseln offen im Haus herumlag, ha t te vielleicht jeder eine Gelegenheit.«
    »Natürlich kümmern wir uns darum. Ich sage Ihnen ganz offen, dass wir Ermittlungen anstellen – heimlich, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wann das Rezept das letzte Mal ausgestellt und das Medik a ment geholt wurde, wo die Kapseln gewöhnlich aufbewahrt werden. Geduld und eine Menge Vorarbeiten, sie bringen uns schließlich ans Ziel. Und dann ist da noch Miss Ba r rowbys Anwalt. Ich treffe mich morgen mit ihm. Und mit dem Direktor der Bank. Es ist noch viel zu tun.«
    Poirot erhob sich. »Ich bitte Sie um einen kleinen G e fallen, Inspe k tor: Halten Sie mich in der Angelegenheit auf dem Laufenden. Ich wüsste es sehr zu schätzen. Hier ist meine Telefo n nummer.«
    »Aber selbstverständlich, Monsieur Poirot. Zwei Kö p fe sind besser als einer. Und schließlich hat sie Ihnen diesen Brief geschrieben – deshalb sollten Sie wirklich mitm i schen.«
    »Sie sind sehr liebenswürdig, Inspektor.« Höflich schü t telte Poirot Sims die Hand und ging.
     
    Am nächsten Nachmittag wurde er ans Telefon ger u fen. »Ist dort Monsieur Poirot? Hier spricht Inspektor Sims. In der Angelegenheit, von der wir beide wissen, haben wir ein paar Trümpfe zugespielt b e kommen.«
    »Tatsächlich? Erzählen Sie, ich bitte darum!«
    »Nun, hier ist Punkt eins – ein ziemlich gewichtiger Punkt: Miss B. hat ihrer Nichte nur ein kleines Legat hi n terlassen, alles andere erbt K. ›Als Entgelt für die aufo p fernde Pflege und Fürsorge‹, wie es heißt. Damit ändert sich das Bild natürlich.«
    Eine Erinnerung drängte sich Poirot auf. Ein mürr i sches Gesicht und eine leidenschaftliche Stimme, die sa g te: »Das Geld gehört mir. So hat sie es aufg e schrieben und so soll es sein.« Die Erbschaft war für Katrina keine Überraschung, sie hatte Bescheid g e wusst.
    »Punkt zwei«,
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