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Ploetzlich verliebt

Ploetzlich verliebt

Titel: Ploetzlich verliebt
Autoren: Katja Henkel
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zweitens hatte er sich dieses grobhässliche Piercing aus der Nase genommen, das aussieht wie ein Blechpickel.
    Â»Hallo«, sagte er in Marlis Richtung.
    Â»Hallo«, antwortete sie geistesabwesend und ohne von dem dampfenden Teller Nudeln aufzuschauen, den ihr Luna gereicht hatte.
    Â»Ã„hm, schade, dass ihr nicht zum Essen runterkommt.« Er schaute zu Boden. Meine Güte, so unbeholfen hatte ich ihn noch nie gesehen! Fast tat er mir leid, aber dafür hatte ich keine Zeit, weil ich unbedingt was Warmes in den Magen bekommen und mich anschließend in Windeseile umziehen musste.
    Leider schien Greg wie am Boden festgeklebt. »Ist langweilig da unten«, sagte er und räusperte sich. »Deswegen dachte ich, ich könnte ja auch mit euch hier oben essen. Okay?«
    Â»Nein!«, riefen Luna und ich gleichzeitig.
    Marli, die mit der Gabel gerade ein Ricottabällchen aufspießte, sah erschrocken auf. »Was schreit ihr denn so?« Dann schaute sie zu Greg und murmelte: »Ja, klar kannst du hier essen.«
    Â»Super.« Und schon war Greg aus dem Zimmer geflitzt, um sich einen Teller von unten zu holen.
    Â»Bist du völlig übergeschnappt?!«, fragte ich Marli, so ruhig ich konnte.
    Â»Wieso denn?« Sie sah mich verdutzt an.
    Â»Es ist kurz vor sieben. Bis zum Kino brauche ich mindestens zehn Minuten. Ich bin noch nicht mal angezogen und du sagst Greg, er kann mit uns essen?«
    Bevor sie antworten konnte, war er schon mit seinem eigenen dampfenden Teller zurück. Er setzte sich neben Marli aufs Bett und fing sofort munter zu plaudern an. Wusste bisher gar nicht, dass er dazu in der Lage war.
    Â»Ich habe mitbekommen, dass du dich fürs Freerunning interessierst. Macht das Spaß?«, fragte er und wickelte dann ein paar Spaghetti auf seine Gabel.
    Was war das denn für eine bescheuerte Frage? Ich starrte meinen älteren Bruder an: Fremdschämen für Fortgeschrittene. Gleich würde Marli ihm einen ihrer typischen lila-eisigen Blicke zuwerfen. Doch stattdessen drehte sie sich so, dass sie ihn besser ansehen konnte, und lächelte. »Man lernt, Hindernisse zu überwinden. Also nicht nur Mauern und Mülleimer und so was, sondern auch Probleme, weißt du?«
    Als Greg nickte, fuhr sie leise fort: »Und Zweifel und Ängste.«
    Was bitte? Ich schaute fassungslos von Marli zu Luna, die mindestens ebenso verblüfft aussah. Hatte ich vielleicht irgendwas verpasst?
    Luna und ich hörten den beiden weiter zu, während wir schweigend unsere Spaghetti aßen. Sie unterhielten sich, als ob sie sich schon ewig kennen würden. Greg war ernsthafter, als ich ihn je zuvor erlebt hatte, und Marlis Wangen bekamen so eine seltsam rosige Farbe. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ihre Tolle jedes Mal ein bisschen erzitterte, wenn sie Greg in die Augen sah. Oh Mann.
    Und Greg – der stellte eine Frage nach der anderen. Wie Marli auf die Idee mit dem Freerunning gekommen und wie das in New York so gewesen wäre, ob sie sich schon einmal verletzt hätte, wie oft sie trainiere und so weiter.
    Â»Die Leute gucken halt manchmal komisch«, sagte Marli gerade.
    Apropos gucken. Ich sah auf die Uhr und mir blieb beinahe das Herz stehen. Viertel nach sieben und ich saß noch im T-Shirt und wahrscheinlich mit tomatensoßenverschmiertem Mund auf meinem Bett. Wenn Greg nicht sofort verschwand, konnte ich mein Date mit Henri vergessen. Doch er und Marli quatschten in aller Seelenruhe weiter. Uaaaah!
    Â»Vielleicht wirst du ja mal Stuntfrau«, sagte Greg zu Marli. »In Hollywood.«
    Verdammt, ging denen denn der Gesprächsstoff nie
    aus? Ich räusperte mich laut. Und als das nichts half, sagte ich: »Entschuldige Greg, wir müssen jetzt noch dringend etwas erledigen. Schulkram. Würde es dir etwas ausmachen …« Ich stellte meinen Teller auf den Boden, »endlich zu verschwinden?«
    Marli sah mich an, als hätte ich ihr gerade erklärt, dass Freerunning ein Streber-Hobby wäre, doch als ich mit dem Fingernagel auf meine Armbanduhr tippte, ging ihr endlich ein Licht auf. »Mist, stimmt ja!«, sagte sie. Und dann erzitterte ihre Tolle ein letztes Mal. »Ich komme sicher bald mal wieder vorbei, dann können wir ja weiterreden«, sagte sie lächelnd zu Greg, als wäre es das Normalste der Welt.

13. Kapitel
    A ls mein Bruderherz endlich das Zimmer verlassen hatte, war es bereits zwanzig nach sieben. »Das
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