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Ploetzlich verliebt

Ploetzlich verliebt

Titel: Ploetzlich verliebt
Autoren: Katja Henkel
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rechnete erst einmal nach, wann ihre Ururgroßmütter überhaupt ungefähr gelebt hatten.
    Bei Luna, Marli und mir jedenfalls spielt unsere Ururgroßmutter plötzlich eine wirklich entscheidende Rolle, wenn wir auch noch nicht ganz dahintergestiegen sind, warum. Eines jedenfalls ist mir klar geworden: Die Vergangenheit wirkt noch immer in die Gegenwart und es kann durchaus wichtig sein zu wissen, was vor fünfzig oder hundert Jahren passiert ist.
    Inzwischen waren meine Hände und Füße zu Eiszapfen geworden. Schnell kletterte ich zurück ins Bett, kuschelte mich unter die Decke und drückte die Augen fest zu. Lunas romantischer Seufztraum schien inzwischen ausgeträumt, zumindest war von ihrer Seite des Zimmers nichts mehr zu hören. Abgesehen von Mau, die durch die stille Nacht schnurrte wie ein Rasenmäher.

2. Kapitel
    Â»Autsch!«
    Â»Jetzt stell dich nicht so an.« Marli baute sich vor Luna auf, die Hände in die Seite gestemmt. »Hoch mit dir. Und noch mal.«
    Die Sonne baumelte am knallblauen Himmel, es hatte noch in der Nacht aufgehört zu regnen und die Welt sah aus wie frisch gewaschen. Die bunten Blätter schaukelten an den Bäumen und es duftete nach feuchter, modriger Erde. Es war kurz nach dreizehn Uhr und wir waren nach der Schule für eine Runde Freerunning in den Park gegangen.
    Ich saß schon eine Weile gemütlich auf dem Dach der Hütte, sah nach unten und ließ im Takt zu Lunas Stürzen Zimtkaugummiblasen knallen. Zimt mag ich am liebsten, das brennt schön auf der Zunge.
    Luna schwitzte und keuchte und schimpfte. Aber sie gab nicht auf, seit etwa einer halben Stunde versuchte sie, an der Hütte hochzuspringen, zwei Schritte zu machen und sich dann am Dach festzukrallen. Danach müsste sie sich nur noch mit viel Schwung hochziehen.
    Aber so weit war sie bisher nicht gekommen. Nur jedes Mal mehr oder weniger von der Wand abgeprallt und auf dem Rücken gelandet wie ein tollpatschiger Käfer. Siebzehn Mal, wenn ich mich nicht verzählt hatte, zumindest hatte ich siebzehn Mal den Kaugummi vor meinen Lippen explodieren lassen.
    Je kleiner die Blase, desto lauter der Knall.
    Â»Mehr Tempo!«, schrie Marli. »Und beide Arme hoch, wenn du den ersten Schritt an der Mauer machst! Hinfallen ist nicht schlimm, aber nicht aufstehen ist schlimm! Mach schon!« Marli war ziemlich streng. Sie machte auf Bootcamp-Aufseherin und hatte sogar so eine Militärmütze auf, ihr fehlte eigentlich nur noch die Trillerpfeife. »Stell dir vor, da oben wartet Tomputer auf dich!«
    Â»Du sollst ihn nicht so nennen, das hab ich dir schon hundertfünfundsiebzigtausend Mal gesagt«, schnaufte Luna. »Außerdem fliegt mir gleich der Kopf ab.«
    Der war inzwischen tatsächlich rot wie ein gekochter Hummer. Sie stand auf und kippte einfach wieder um. Da sie schon mal lag, machte sie es sich auf dem Boden gemütlich – verschränkte die Arme hinter dem Kopf und überkreuzte die Füße. »Was soll der Blödsinn überhaupt? Freerunning, das ist doch völliger Schwachsinn.«
    Â»Sehr richtig, FreeRUNNING und nicht FreeFALLING. Also hoch mit dir!«, befahl Marli. »So ist das halt am Anfang, aber wenn man es schafft, ist es ein tolles Gefühl!«
    Luna ist eigentlich ein echtes Sportass, im 75-Meter-Sprint war sie letzte Woche mal wieder die Beste unserer Klassenstufe gewesen. Aber beim Freerunning hat sie keine Chance gegen mich – wäre auch noch schöner, schließlich trainiere ich schon ganz schön lange. Außerdem bin ich fast zwanzig Zentimeter größer als sie, da ist es für mich natürlich einfacher, auf eine zwei Meter hohe Hütte zu kommen als für so einen Luna-Zwerg.
    Ich kann mich noch gut an meine vielen blauen Flecken am Anfang erinnern. Als Marli vor ein paar Wochen neu in unsere Klasse kam, wurde sie neben mich gesetzt und wir freundeten uns ziemlich schnell an. Da wussten wir natürlich noch nicht, dass wir miteinander verwandt sind. Zumindest irgendwie über ein paar Ecken. Wie sollte man auch auf so eine verrückte Idee kommen?
    Marli hat mir jedenfalls Freerunning beigebracht. Das ist eine ziemlich abgefahrene Sportart, die sie in New York gelernt hat und bei der man rennend alle möglichen Hindernisse überwinden muss. Sagen wir mal Parkbänke und Mauern; die echten Könner turnen sogar auf Hochhäusern herum. Mir genügt so eine zwei Meter
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