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Plötzlich verliebt (German Edition)

Plötzlich verliebt (German Edition)

Titel: Plötzlich verliebt (German Edition)
Autoren: Petra Röder
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erklären«, flehte die Stimme im Hörer. Wie bitte wollte er das erklären, was geschehen war? Der Typ hatte echt Nerven.
    »Auch wenn ich wirklich neugierig bin, welche Ausrede du mir auftischen willst, bin ich nicht interessiert. Bitte ruf mich nicht mehr an. Weder auf der Arbeit noch bei Molly. Es ist aus Ryan und daran wird sich nichts ändern. Ich wünsche dir weiterhin ein schönes Leben.« Ich knallte den Hörer auf die Gabel und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Selbst erstaunt über mich, wie cool und gelassen ich diese Situation gemeistert hatte, sah ich auf und blickte in Anabels, vor Neugierde funkelnde, Augen.
    »Beziehungsprobleme?«, fragte sie mit einem spöttischen Unterton.
    »Jetzt nicht mehr«, antwortet ich knapp, öffnete mein Mailprogramm und überflog, gespielt interessiert, meinen Posteingang, ohne Anabel weiter zu beachten. Ein paar Sekunden später murmelte sie etwas Unverständliches und verschwand hinter ihrem Monitor.
    Ich öffnete eine E-Mail nach der anderen, konnte mich aber auf keine von ihnen konzentrieren, weil mir immer noch Ryans Anruf im Kopf herumspukte. Zum einen war ich sprachlos über seine Dreistigkeit, zum anderen erstaunt über seine Hartnäckigkeit.
    Und wenn ich ganz ehrlich war, musste ich mir eingestehen, dass ich ihn vermisste. Doch ich würde ihm nie verzeihen können, was er mir angetan hatte.
    Ich begann meine E-Mails zu sortieren und abzulegen. Dabei fiel mein Blick auf die Info-Mail, in der der gleiche Text zu lesen war, wie auf dem blauen Zettel am Schwarzen Brett. Erneut überflog ich die aufgelisteten Städte, die zur Auswahl standen.
    Warum bewarb ich mich nicht einfach? Das mit Ryan hatte sich ja offensichtlich erledigt und genau genommen saß ich jetzt auf der Straße. Was hielt mich also davon ab, eine kurze Bewerbung zu schreiben? Wahrscheinlich hatte ich sowieso keine Chance ausgewählt zu werden, aber einen Versuch war es wert. Eigentlich war es, als hätte das Schicksal entschieden, dass ich es tun sollte.
    Meine Familie würde mich genauso wenig vermissen, wie ich sie. Schon einige Jahre lang hatte ich kaum noch Kontakt zu meinen Eltern. Seit ihrer Scheidung hatten beide neue Lebensgefährten, die ich nicht ausstehen konnte. Außerdem wohnten wir viel zu weit auseinander.
    Meine Mutter lebte mit ihrem 15 Jahre jüngeren Freund, einem braungebrannten Fitness-Junky, der so groß war wie Danny Devito, auf Hawaii. Mein Vater und seine neue, shoppingsüchtige Frau waren nach Los Angeles gezogen.
    Sie würden es nicht einmal bemerken, wenn ich für sechs Monate das Land verlassen würde. Geschwister hatte ich keine. Meine Handflächen wurden nass und mein Puls beschleunigte sich, als ich den Button "Neue E-Mail verfassen" anklickte und die Adresse eingab, an die man die Bewerbung für den Austausch schicken sollte.
    Aufgeregt knabberte ich auf meinem Kugelschreiber herum, während ich fieberhaft nach einer passenden Formulierung suchte. Hätten die Verantwortlichen nicht einfach einen Vordruck verfassen können, den man dann nur noch unterschreiben musste?
    Gegenüber von mir hörte ich, wie Anabels Finger über die Tastatur flogen. Dabei klapperten ihre künstlichen Fingernägel so laut, dass ich mich kaum konzentrieren konnte.
    Ich verfasste verschiedene Bewerbungstexte war aber mit keinem so richtig zufrieden. Je mehr ich schrieb desto unsicherer wurde ich, was das ganze Vorhaben betraf. Deshalb verwarf ich den Gedanken an eine Bewerbung wieder.
    Da ich jedoch nichts zu tun hatte, begann ich einen letzten Bewerbungstext zu tippen. Einen, den ich nicht einmal dann absenden würde, wenn ich sturzbetrunken wäre.
     
     
    Betreff: Bewerbung für das firmeninterne Austauschprogramm
     
    Liebe Entscheidungsträger,
     
    ich bewerbe mich für das Austauschprogramm, weil in meinem Leben gerade alles den Bach hinuntergeht. Gerade habe ich erfahren, dass mein Freund - besser gesagt mein Exfreund - eine andere gevögelt hat. Meine Wohnung habe ich wegen genau diesem Idioten gekündigt und sitze bald auf der Straße. Meine Mutter ist mit einem Kobold zusammen und mein Vater lebt mit seiner kaufsüchtigen Ehefrau in Kalifornien.
    Mein Job bei BCRES macht mir eigentlich Spaß, wäre da nicht meine grenzdebile Kollegin Anabel, der man, wie ich vermute, operativ einen Stock in den Hintern geschoben hat, der leider nicht mehr zu entfernen ist. Außerdem würde ich gerne selbst Objekte verkaufen, muss aber stattdessen hier sitzen und fade Unterlagen für Schulungen
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