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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare
Autoren: David Safier
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Meuchelmörder der spanischen Krone heimtückisch auflauerten, blickte hinter sich. In diesem Moment sprang ich vom Boden auf, eilte zum Fenster seines Stadtpalastes und blickte hinab auf die im Dunkeln sanft dahinfließende Themse. Obwohl ich wusste, dass das Wasser außerordentlich kalt sein würde, kletterte ich flink durch das Fenster auf den steinernen Sims und sprang ohne Zögern hinunter. Als ich durch das eisige Wasser tauchte, zürnte ich für einen Augenblick dem Umstand, dass Drakes Bedienstete ausgerechnet hier die Fäkalien aus dem Haus entsorgten.
    Zurück an der Oberfläche, schnappte ich nach Luft und begann um mein Leben zu schwimmen. Ich blickte mich um zu Drake, der wutentbrannt am Fenster stand. Aber er sprang mir nicht hinterher, um die Verfolgung aufzunehmen. Anscheinend wusste auch er, wo die Bediensteten seine Fäkalien zu entsorgenpflegten.
    «Ich werde dich töten, William Shakespeare!», schrie er mir hinterher.
    Ich war zu schwach, ihm eine geistreiche Replik zurückzurufen. Ich schwamm einfach nur die Themse hinab, die nur durch einige wenige Fackeln am Ufer schwach erleuchtet war. Das kalte Wasser ließ meine nackte Haut frieren, doch meine Adern froren noch mehr beim Gedanken daran, dass Diana meinen Tod wollte. Eben jene Diana, die noch vor wenigen Minuten ausgerufen hatte, dass sie mich auf ewig liebe. So waren nun mal die Frauen in der Großstadt London, sie betrogen ihren Gemahl und forderten dann den Kopf des Geliebten. Doch dies machte mir nichts aus, ich wollte Frauen ohnehin nur noch meinen Körper widmen und nie wieder mein Herz! Denn eins habe ich im Leben gelernt: Wenn man der Liebe verfällt, kann man nur um zwei Dinge bitten: ein Stück Seil und einen wackeligen Stuhl.
     

5
    Nach diversen weiteren Kummer-Ramazzottis verfrachtete mich Holgi sicher in mein Bett. Während er mich liebevoll zudeckte, sagte er den blödesten Satz, den man einer Frau, die an Liebeskummer litt, nur sagen konnte: «Auch andere Mütter haben hübsche Söhne.» Und er ergänzte auch noch: «Und diese Söhne sind keine Zahnärzte.»
    Es war ja nicht so, dass ich nicht schon versucht hatte, mich mit anderen Männern zu verabreden. Ich hatte mich in den letzten beiden Jahren bei Single-Börsen mit Namen wie Elite-Liebe.de angemeldet und dort mit Männern angebandelt, die genauso wenig Elite waren wie ich. Auf den Partnerbörsen fand man eben nur beschädigte Ware.
    Zuerst gab es Thomas, einen netten, aber etwas langweiligen Journalisten, bei dem ich im Bett nur abwechselnd dachte: «Was veranstaltet der denn da?» und «Das ist ja drollig.»
    Danach kam Peter, der in seinem Profil angab, sich für Lyrik zu interessieren, und ein schickes Foto eingestellt hatte. Bei unserem ersten Treffen stellte sich dann leider heraus, dass Peter schrieb, das Foto gefälscht war und er in Wahrheit aussah wie Gollum.
    Schließlich trat der Sozialarbeiter Olaf in mein Leben, allerdings tat er dies nur halbherzig, war er doch noch nicht über seine Ex-Frau Eva hinweg. Er trauerte so sehr um sie, dass er für sie sogar einen eigenen Song geschrieben hatte:
     
    «I love you Eva,
    and I will go,
    wherever you are, Eva,
    even if it is Jever!»
     
    Nachdem er mir das in einer schwachen Minute vorgesungen hatte, wollte ich am liebsten auch nach Jever.
    Aber ich konnte ihn auch ein bisschen verstehen, schließlich sang ich doch selbst in Gedanken: «I love you Jan, and I will go, wherever you are, Jan, even if it is Aserbaidschan.»
    Das war das Problem mit diesen Partnerbörsen, sie versuchten für einen Leute zu finden, die so ähnlich waren wie man selber. Und ich fand daher nur Männer, die genauso kaputt waren wie ich. Doch ich wollte niemanden, der mir ähnlich war. Ich wollte jemand, der anders war. Ich wollte immer nur Jan.
    «Du weißt doch, ich habe es mit anderen Männern schon versucht», antwortete ich Holgi, leicht Ramazzotti-lallend. Aber er erwiderte: «Du brauchst ja erst mal keinen Mann fürs Leben, nimm dir doch einen für einen One-Night-Stand.»
    Und dann begann er spontan zu singen, wie er es gerne mal tat: «One-Night-Stand, One-Night-Stand, hast du Frust, so habe einen One-Night-Stand, danach willst du zwar duschen und deine Lust verfluchen, aber du vergisst den Frust bei einem One-Night-Staaaaaaaaand!»
    Er sah mich erwartungsvoll an. Doch ich konnte mir so einen One-Night-Stand nicht vorstellen. Ich war nicht in der Stimmung für so etwas. Und selbst wenn. Mit welchem Mann
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