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Plattenbaugefühle: Jugendroman

Plattenbaugefühle: Jugendroman

Titel: Plattenbaugefühle: Jugendroman
Autoren: Jannis Plastargias
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meine Augen immer fragender blicken.
    »EKZ ist die Abkürzung für Einkaufszentrum und Präpositionen kennen sie hier nicht. Die ›Gangsta‹ reden so!« flüstert er mir zu.
    »Ey, Alda, was ist mit dir? Gehst du mit EKZ?« Mohammed, der nicht Mohammed heißt, schaut mich an und meint mich.
    »Nein, danke. Nett von dir«, sage ich ihm und hoffe, dass er merkt, dass ich das im Ernst sage.
    Ich freue mich, dass er gefragt hat, bin mir aber nicht sicher: Hat er wirklich Interesse? Er lächelte dabei nett. Er hat Danny nicht gefragt, nur mich. Das wundert mich. Scheinbar war der Kampf mit Anas so eine Art Test. Den ich zum Glück bestanden habe.
    »Ich kann einfach nichts mit Kanaken anfangen«, sagt Danny, als Mohammed, der nicht Mohammed heißt, außer Hörweite ist. »Ich habe nichts gegen Ausländer. Die Eltern von manchen Freunden sind Ausländer. Ich mag einfach die Haltung der Kranichsteiner nicht: Fußball, Hiphop, Computerspiele und Scheißfilme.«
    Ich denke nach. So ähnlich geht es mir ja auch, glaube ich.
    »Außerdem sind sie alle dumm. Du hast doch gehört, welchen Bullshit sie in den Schulstunden erzählt haben«, rechtfertigt er sich.
    Ich mag Danny, aber ich finde ihn eingebildet, wenn er so etwas sagt. Ich hätte nichts dagegen, mit Mohammed, der nicht so heißt, befreundet zu sein. Dabei weiß ich gar nicht wieso. Er gefällt mir, irgendwie. Wenn er mich das nächste Mal fragt, ob ich etwas mit ihm unternehmen möchte, dann sage ich auf jeden Fall ja.

    »Gehen wir nach der Schule zu dir?«
    Schaut er mich gerade anzüglich an?
    »Bei uns zuhause könnte der Noch-Freund von meiner Mutter eintrudeln. Auf den habe ich keinen Bock.« meint er gespielt genervt und verdreht künstlich die Augen.
    »Klar«, sage ich, »kein Problem, bei mir ist niemand zuhause«.
    Ich hatte die Hoffnung gehabt, bald einen neuen Freund zu finden, aber dass das so schnell gehen könnte … einen vielleicht wie Fabian. Ich habe wie ein kleines Kind weinen müssen beim Abschied von ihm, ich muss wieder an ihn denken, und dann daran, dass Danny mit mir nach Hause geht. Ich lächle wohl über das ganze Gesicht.
    »Was schaust du mich so schwul an?« grinst er mich an.
    Ich drohe ihm Prügel an, er knufft mich.
    »Ja, mein Bester, so ist es richtig«, sagt er fröhlich.
    Boah, ich könnte platzen! Ich puffe ihn am Arm, er singt ›Schwule Mädchen‹. Ich ignoriere das einfach. Er will mich nur aufziehen. Aber wieso gerade damit? Konnte er meine Gedanken erraten? Wusste er, dass ich gerade an Fabian gedacht hatte?
    Ich glaube, dass er es gut findet, nicht mehr alleine in dieser Klasse zu sein. Er möchte es nicht zeigen, da bin ich mir sicher. Das passt nicht zu seiner souveränen Art, zu seinem offensichtlichen Cool-Sein. Außerdem schauen uns die anderen so merkwürdig an, insbesondere Mohammed, der gar nicht Mohammed heißt. »Badääuuungs« und »Jieehas« mal wieder von allen. Und dieses »Tschounz«. Ist mir egal. Ich bin froh, dass der erste Schultag beendet ist und wir nach Hause gehen können. Wir. Bei dem ›Wir‹ habe ich das Gefühl, über dem Boden zu schweben.
    Danny geht zielsicher in unsere Küche, öffnet den Kühlschrank und ruft fröhlich: »Ja, cool, lass uns kochen!« Ich höre meinen Vater in meinem Kopf: – Was nimmt der sich denn da raus?! – und muss anfangen zu lachen – ich mag das gerade. Es ist so, als wären wir schon länger befreundet, als wäre ich hier schon zuhause, als hätte ich einen besten Freund.
    »Euer Kühlschrank ist voll!« sagt Danny völlig begeistert.
    »Wieso? Ist euer Kühlschrank nicht gefüllt?«
    Er ignoriert jedoch die Frage und ich frage mich, ob er auch eine ›Loreley‹ als Mutter hat. Meine Mutter ist ein bisschen wie sie; unwillkürlich muss ich an meine Lieblingsserie ›Gilmore Girls‹ denken, denn Loreley Gilmore kauft nie Essen ein, sondern bestellt mit ihrer Tochter immer sehr viele verschiedene Speisen auf einmal, indisch, mexikanisch, chinesisch. Immer neue Ideen, immer leicht aufgeregt, immer gegen den Rest der Welt, gegen die Spießigkeit, für die Revolution, und dann doch diese Aussetzer, in denen sie spießiger als die größten Spießer ist. Wasser predigen und Wein trinken. Sozialismus anpreisen und Kapitalismus leben.
    Danny bedient sich am Kühlschrank und an den Speiseschränken und befiehlt mir Handlangerjobs. Er findet auf den ersten Blick Karotten, Zucchini, Auberginen, sogar die passierten Tomaten und die Lasagneblätter. Ich staune. »Wo ist
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