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Plattenbaugefühle: Jugendroman

Plattenbaugefühle: Jugendroman

Titel: Plattenbaugefühle: Jugendroman
Autoren: Jannis Plastargias
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deswegen verprügelt?« Er zieht dabei seine Augenbrauen hoch und lächelt so scheißironisch.
    Boah! Der kriegt gleich eine auf sein freches Maul!
    »Ey, jetzt halt mal die Luft an, Danny!«
    »Jonas, hör zu, was Frau Wächter zu sagen hat!« sagt er spöttisch.
    Oh danke, jetzt möchte er mich noch bevormunden, und dabei grinst er schelmisch. Ich schaue ihn genervt an. Er grinst noch breiter und ich denke wehmütig an Fabian, frage mich, wie es ihm wohl gerade geht, was er so treibt. Wieso vermisse ich ihn so? Oh Mann, wie bin ich nur hier gelandet?
    In Kranichstein. Hier wohnen fast nur Leute, die sogenannten ›Migrationshintergrund‹ haben, hatte mir meine Omama in Berlin erklärt. Dort war ich auf einem Gymnasium, aber da Hessen G8 hat, wollte mich meine Mutter lieber auf eine integrierte Gesamtschule schicken – die angeblich lockerste Schulform. In meiner alten Schule gab es auch Mitschüler, die Ausländer waren, aber sie waren nicht so drauf wie die hier. Es gab mehr Leute, die anders aussahen, nicht so wie die hier, deren Outfits ein bisschen wie aus diesen amerikanischen Sitcoms gestohlen wirken.
    »Wo bist du in Gedanken, Tschounz?« Danny stupft mich an.
    »Ich heiße nicht Tschounz!« sage ich wütend.
    »Ich weiß. Aber sie werden dich so nennen!« Er zeigt auf die anderen. Ich schaue ihn verwirrt an.
    »Wieso in Gottes Namen?« werde ich lauter.
    »Weil das ihr gottverdammter Lieblingskosename ist«, äfft er mich nach. »Und wenn du dann auch noch Jonas heißt! Das passt!«
    »Ich poliere denen die Fresse!«
    Danny lacht.
    »Jedem einzelnen? Dann hast du viel zu tun!«
    »Tschounz! Hast du ein iPod dabei?« ruft Shad M. von hinten. »Tschounz, kannst du mir dein iPod ausleihen?«
    Danny sieht mich lachend und selbstbewusst an. Ich drehe gleich durch vor Ärger.
    »Ey, Tschounz, mir ist langweilig!« Shad M. gibt nicht auf.
    »Nein!«, drehe mich um und schreie ihn an.
    »Was hörste denn, Spasten-Tschounz?«
    Es klingelt zur Pause und ich denke, ich bin gerettet. Doch plötzlich steht dieser Typ vor mir.
    »Gib mir dein iPod. Ich möchte wissen, was de hörst, Alda!«
    »Nee, ich will jetzt in die Bibliothek!«
    »Baddääung! Der woar goar nix!«
    Wie bitte? Ich muss das nicht verstehen, was meint er damit, darf man nicht in die Bibliothek hier?
    »Zigarettenpause«, flüstert mir Danny zu und zieht mich mit. Wieso möchte er mich denn mitnehmen? Wieso laufe ich mit ihm aus der Schule heraus? An der Tram-Haltestelle vorbei, so wie einige andere Schüler, an den ›Raucher-Treffpunkt‹. Er bietet mir eine Zigarette an.
    »Nein, danke, morgens rauche ich nicht!«
    »Wie findest du Kranichstein?« fragt er, genüsslich an der Zigarette ziehend und mich fest anblickend.
    Ich berichte ihm, wie ich das Kaff gegoogled und geyoutubed habe und er nickt mir gelegentlich zu. Seine Miene hellt sich auf und ich habe das Gefühl, dass er mich mag und meine Einschätzungen von Kranichstein teilt.
    Er erklärt mir, dass es nicht ganz so schlimm wie früher sei. Jetzt gebe es die Tram 5, die hierher fährt, früher fuhr nur der dämliche H-Bus, alle halbe Stunde, und auch nicht so spät am Abend. Das Schlimmste sei, »nirgends eine Kneipe oder ein Café für junge Leute. Nur diese Döner-Läden, kleine Gaststätten, Eis Venetia – sonst nichts«. Und von den Jugendzentren, von denen es immerhin drei gebe, rate er mir ab. »Du passt da nicht hinein! Genauso wenig wie ich!« schmunzelt Danny.
    »Warum denn nicht?« frage ich verwirrt.
    »Wir sind eben ›deutsche Kartoffeln‹ und keine ›Gangsta‹ wie sie.« Er schaut dabei die anderen Jungs an, die etwas weiter von uns entfernt stehen.
    Ich blicke ihn unsicher an.
    »Du bist korrekt!« bestätigt er mich und benutzt dabei einen Ton, der mir klarmacht, dass ich nun jemanden gefunden habe – jemanden vielleicht wie Fabian?
    Ich frage mich, ob ich ein Wesen von einem fremden Stern bin, als wäre ich im falschen Film, da ich das alles nicht kenne, dieses Laute, diese Sprache, diese Kosenamen, diese Art, mit anderen Leuten umzugehen. Am liebsten würde ich gerade in diesem Moment an den Bahnhof fahren und nach Berlin zurückkehren.
    Danny lacht und zwinkert mir zu, er braucht nichts zu sagen. Ich glaube, dass er mich versteht.

    »Geh ma EKZ?« fragt Mohammed, der gar nicht Mohammed heißt.
    »Nein, ich geh nach Haus. Was soll ich EKZ, Alda?« antwortet Anas, mit dem ich mich beim ersten Eintreten ins Klassenzimmer geprügelt habe.
    Danny lacht mich aus, als
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