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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition)
Autoren: George R.R. Martin
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Jefri, sagen Sie doch auch mal was!«
    »Ähm«, machte Jefri Löw. »Es spielt wirklich keine Rolle, Celise. Er wird es sowieso erfahren, wenn wir dort eintreffen. Vielleicht ist es an der Zeit, ihm alles zu sagen.«
    »Nevis«, sagte sie, »wollen Sie nicht irgendwas unternehmen?«
    »Warum?«, fragte er. »Es macht doch verdammt noch mal keinerlei Unterschied. Sagen Sie’s ihm, und holen Sie sich Ihr Fleisch. Oder auch nicht. Mir ist es egal.«
    Waan starrte Kaj Nevis an und dann noch finsterer in Haviland Tufs regungsloses, blasses Gesicht, verschränkte die Arme und sagte: »Nun gut, wenn es also sein soll, werde ich eben für mein Abendbrot singen.«
    »Eine normale Sprechstimme wird völlig genügen«, sagte Tuf.
    Celise Waan ging nicht darauf ein. »Ich mache es kurz. Die Entdeckung des Seuchensterns ist mein größter Triumph, der Gipfel meiner Karriere, aber keiner von Ihnen hat den Verstand oder die Höflichkeit, die Arbeit wertzuschätzen, die darin steckt. Ich bin Anthropologin am ShanDellor-Zentrum für die Förderung von Kultur und Wissenschaft. Meine akademische Spezialrichtung ist das Studium primitiver Kulturen einer ganz besonderen Art – Kulturen auf Kolonialwelten, die als Folge des Großen Krieges der Isolation und dem technischen Rückschritt anheimgefallen sind. Selbstverständlich waren auch viele Planeten der Menschheit davon betroffen, und viele von ihnen sind intensiv erforscht worden. Ich habe auf einem weniger bekannten Gebiet gearbeitet – der Erforschung nichtmenschlicher Kulturen, insbesondere denen der ehemaligen hranganischen Sklavenplaneten. Einer dieser Planeten, die ich untersucht habe, war Hro B’rana. Einst war es eine blühende Kolonie, Brutplatz für Hruun und Dactyloiden und niedere Sklavenrassen der Hrangan, aber heute ist es eine Wüstenei. Die intelligenten Wesen, die dort noch leben, haben ein kurzes, unschönes, brutales Dasein, aber wie die meisten vergessenen Kulturen haben auch sie Erzählungen von einem untergegangenen goldenen Zeitalter. Aber das Interessanteste an Hro B’rana ist eine Legende; eine Legende, die nur sie haben – die Legende vom Seuchenstern.
    Lassen Sie mich darauf hinweisen, dass die Verwüstungen auf Hro B’rana ganz beträchtlich sind und es dort nur sehr wenige Lebewesen gibt, im Verhältnis zu der Tatsache, dass die Umweltbedingungen gar nicht so schlecht sind. Warum? Nun, die degenerierten Nachkommen sowohl der Hruun als auch der Dactyloiden-Kolonisten haben, obwohl beide Kulturen äußerst verschieden sind und sich sogar bekämpfen, eine gemeinsame Antwort darauf: den Seuchenstern. In jeder dritten Generation, immer dann, wenn sie sich wieder aus ihrem Elend erhoben haben, wenn die Bevölkerung wieder zunimmt, wird der Seuchenstern an ihrem Nachthimmel größer und größer. Und wenn dieser Stern der hellste am Himmel geworden ist, beginnt die Zeit der Seuchen. Krankheiten überziehen Hro B’rana, eine schlimmer als die andere. Die Heiler sind hilflos. Pflanzen verdorren, Tiere verenden, und drei Viertel der intelligenten Bewohner sterben. Diejenigen, die überleben, werden in die brutalste Art des Daseins zurückgeworfen. Dann nimmt der Seuchenstern wieder ab, und gleichzeitig verschwinden auch die Krankheiten auf Hro B’rana für weitere drei Generationen. So geht die Legende.«
    Haviland Tufs Gesicht war während Celise Waans Schilderung ausdruckslos geblieben. »Interessant«, sagte er jetzt. »Ich muss allerdings annehmen, dass unsere gegenwärtige Expedition einfach nur deshalb unternommen wurde, um Ihre Karriere durch die Untersuchung dieses fesselnden Volksmärchens zu befördern.«
    »Nein«, gab Celise Waan zu. »Das war ursprünglich meine Absicht, ja. Die Legende schien ein ausgezeichnetes Thema für eine Arbeit zu sein. Ich hatte versucht, Mittel für Felduntersuchungen vom Zentrum zu bekommen, aber man lehnte meine Bitte ab. Ich war sehr sauer, das kann ich Ihnen sagen. Diese kurzsichtigen Narren. Dann erwähnte ich meinen Ärger und den Grund dafür gegenüber meinem Kollegen Jefri Löw.«
    Löw räusperte sich. »Ja«, betonte er. »Und mein Fachgebiet ist, wie Sie wissen, die Militärgeschichte. Natürlich faszinierte mich dieses Thema. Ich vergrub mich also in den Datenbanken des Zentrums. Unsere Aufzeichnungen sind längst nicht so umfassend wie die von Avalon oder Newholme, aber es war keine Zeit für weiterreichende Forschungen. Wir mussten schnell handeln. Sehen Sie, meine Theorie … nun, eigentlich ist es
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