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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition)
Autoren: George R.R. Martin
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kennenzulernen.«
    »Gut. Lassen Sie es uns mit dem Verschwörungsspiel versuchen.«
    »Mit dessen Regeln bin ich nicht vertraut.«
    »Oh, die sind sehr einfach.«
    »In der Tat? Vielleicht wären Sie so gütig, sie mir zu erläutern.« Tufs langes Gesicht war ruhig und unverbindlich.
    »Sie hätten dieses letzte Spiel nie gewonnen, wenn Waan mir vertraut hätte, als ich sie darum gebeten hatte«, sagte Rica beiläufig. »Allianzen, Tuf, können für alle beteiligten Parteien von Vorteil sein. Sie und ich sind hier die Außenseiter. Wir sind die Söldner. Wenn Löw mit dem Seuchenstern Recht hat, werden sich die anderen einen unvorstellbar großen Reichtum teilen, und Sie und ich werden unseren Lohn erhalten. Erscheint mir nicht sehr gerecht.«
    »Gerechtigkeit ist oftmals schwer zu entscheiden und noch schwerer zu erreichen«, sagte Haviland Tuf. »Ich könnte mir wünschen, dass meine Entschädigung großzügiger wäre, aber zweifelsohne könnten viele dieselbe Klage führen. Es ist trotz alledem der Lohn, den ich verhandelt habe und den ich akzeptieren werde.«
    »Verhandlungen kann man neu eröffnen«, schlug Rica Morgenstern vor. »Die anderen brauchen uns. Uns beide. Wenn wir zusammenarbeiten würden, wären wir vielleicht in der Lage, auf … nun … besseren Bedingungen zu bestehen. Voller Anteil. Eine Teilung durch sechs. Was denken Sie?«
    »Ein verlockender Gedanke, der vieles für sich hat. Man könnte wohl die Vermutung wagen, dass es unehrlich ist, wohl wahr, aber die wahre Raffinesse verlangt eine gewisse moralische Flexibilität.«
    Rica Morgenstern studierte das lange, weiße, ausdruckslose Gesicht einen Moment lang und grinste dann. »Das kann nicht Ihr Ernst sein, Tuf! Ganz tief drinnen brauchen Sie für alles eine Regel.«
    »Regeln sind das Wesen aller Spiele, ihr Herz, wenn Sie so wollen. Sie geben unseren kleinen Wettkämpfen Struktur und Bedeutung.«
    »Aber manchmal macht es mehr Spaß, alles etwas freier auszulegen. Ist auch effektiver.«
    Tuf stellte die Fingerspitzen vor seinem Gesicht zusammen. »Obwohl ich mit meinem armseligen Lohn nicht zufrieden bin, muss ich doch den Vertrag mit Kaj Nevis erfüllen. Ich möchte nicht, dass er schlecht über mich oder die Füllhorn der Exzellenten Güter und Niedrigen Preise spricht.«
    Rica lachte. »Oh, ich bezweifle, dass er schlecht über Sie reden wird, Tuf. Ich bezweifle, dass er überhaupt über Sie reden wird, wenn Sie erst Ihren Zweck erfüllt haben und er Sie entlassen hat.« Es freute sie zu sehen, dass ihre Bemerkung Tuf zu einem Blinzeln genötigt hatte.
    »In der Tat«, sagte er.
    »Sind Sie denn gar nicht neugierig auf das alles? Darauf, wo wir hinfliegen, und warum Waan und Löw das Ziel geheim gehalten haben, bis wir an Bord waren? Und warum Löw einen Leibwächter angeheuert hat?«
    Haviland Tuf streichelte Pilzchens langes graues Fell, aber seine Augen blieben stets auf Rica Morgensterns Gesicht gerichtet. »Neugier ist mein großes Laster. Ich fürchte, Sie haben mich bis aufs Herz durchschaut und versuchen jetzt, meine Schwäche auszunutzen.«
    »Die Neugier ist der Katze Tod«, sagte Rica Morgenstern.
    »Eine unangenehme Vorstellung, aber sicherlich auf den Punkt gebracht«, bemerkte Tuf.
    »Aber die Befriedigung holte sie ins Leben zurück«, fuhr Rica fort. »Löw weiß, dass es etwas Gewaltiges ist. Und gewaltig gefährlich. Um das zu bekommen, was sie wollen, brauchten sie Nevis oder jemanden wie Nevis. Sie haben eine schöne Viertelung vereinbart, aber Kaj hat diesen gewissen Ruf, dass man sich doch fragt, ob er sich mit einem Viertel zufriedengeben wird. Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass er genau das tut.« Sie zuckte mit den Achseln und klopfte auf den Nadler in ihrem Schulterholster. »Außerdem bin ich seine Versicherung gegen alle anderen Komplikationen, die auftreten könnten.«
    Sie lächelte eiskalt. »Sie müssen es Löw ja nicht erzählen«, sagte sie, stand auf und streckte sich. »Denken Sie darüber nach, Tuf. So wie ich es sehe, hat Nevis Sie unterschätzt. Unterschätzen Sie ihn nicht. Oder mich. Unterschätzen Sie mich nie, nie, niemals. Es wird die Zeit kommen, in der Sie sich wünschten, Sie hätten einen Verbündeten. Und sie könnte früher kommen, als Sie denken.«
    Drei Tage vor dem Ziel beschwerte sich Celise Waan erneut über das Essen. Tuf hatte einen würzigen Gemüseauflauf nach Halagreen-Art serviert, ein wohlschmeckendes Gericht, wenn man davon absah, dass es während der Reise bereits zum
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