Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition)
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
Allerdings kommen die Denker nicht, und die Nachtjäger sterben – genau wie die Flieger, genau wie die anderen, scheueren Spezies, deren Leichen wir in den Feuersteinhügeln finden, genau wie die niederen Tiere, genau wie die Pflanzen und Bäume, genau wie Janeel und ich.
    Janeel erzählte mir, dies würde eine Welt voller Gold und Juwelen für uns sein, doch es ist eine Welt des Todes. Hro B’rana war ihr Name in den uralten Karten; ich werde sie nicht so nennen. Sie kannte die Namen aller ihrer Völker. Ich erinnere mich nur an einen – Hruun . Das ist der wahre Name der Nachtjäger. Eine Sklavenrasse der Hrangan, sagte sie, des großen Feindes, jetzt verschwunden, bezwungen vor tausend Jahren, ihre Sklaven verlassen und dem Untergang geweiht. Es war eine verlorene Kolonie, sagte sie, eine Handvoll intelligenter Lebewesen, die Handel treiben wollten. Sie wusste so viel und ich so wenig, aber jetzt habe ich sie begraben und auf ihr Grab gespuckt, und ich kenne die ganze Wahrheit. Wenn sie Sklaven waren, dann waren es sicherlich schlechte Sklaven, denn ihre Herren hatten sie in eine Hölle unter dem grausamen Licht des Seuchensterns gebracht.
    Unser letztes Versorgungsschiff kam vor einem halben Jahr vorbei. Wir hätten fortgehen können. Die Seuchen hatten schon begonnen. Die Flieger krochen auf den Gipfeln der Berge, fielen von den Klippen. Ich hatte sie dort gefunden, ihre Haut war entzündet und sonderte Flüssigkeit ab, in ihren ledrigen Flügeln waren große Risse. Nachtjäger mit bläulichen Furunkeln kamen zu uns und kauften Unmengen von Regenschirmen von uns, um sich vor der Strahlung des Seuchensterns zu schützen. Als das Schiff gelandet war, hätten wir fortgehen können. Aber Janeel sagte, dass wir bleiben sollten. Sie hatte Namen für die Krankheiten, die die Flieger und die Nachtjäger tötete. Sie hatte Namen für die Medikamente, die diese Krankheiten heilen würden. Eine Sache zu benennen bedeutet auch, sie zu verstehen, dachte sie. Wir könnten Heiler sein, ihr Vertrauen gewinnen, und unser Glück wäre gemacht. Sie kaufte die gesamten Medikamente, die das Schiff transportierte, und bestellte weitere, und wir begannen damit, diese Krankheiten zu behandeln, deren Namen sie alle kannte.
    Als die nächste Krankheit auftauchte, benannte sie auch diese. Und die nächste und die nächste und die nächste. Nun gab es unzählige Krankheiten. Zuerst gingen ihr die Medikamente aus, und auch bald darauf die Namen, und an diesem Morgen habe ich ihr Grab ausgehoben. Sie war eine schlanke, aktive Frau, aber im Sterben wurde sie sehr steif, und ihre Gliedmaßen blähten sich zur doppelten Größe auf. Ich musste ein großes Grab ausheben, um ihre starre, geschwollene Leiche unterzubringen. Ich habe der Sache, die sie getötet hat, einen Namen gegeben: Janeels Seuche nenne ich sie. Ich habe keine Ahnung von Namen. Meine eigene Krankheit ist anders als ihre und hat keinen Namen. Wenn ich mich bewege, jagt eine glühende Flamme durch meine Knochen, und meine Haut ist grau und brüchig geworden. Jeden Morgen, wenn ich aufwache, finde ich auf meinem Bettzeug Stückchen meines Fleisches, das mir von den Knochen gefallen ist, und Blutflecken von den feuchten rohen Stellen darunter.
    Der Seuchenstern steht riesig und hell über mir, und jetzt verstehe ich, warum er weiß ist. Weiß ist die Farbe der Sauberkeit, oh, und der Seuchenstern säubert dieses Land. Jetzt lässt seine Berührung alles verderben und verrotten. Es liegt eine gewisse Ironie darin, nicht wahr?
    Wir haben viele Waffen mitgebracht und nur wenige verkauft. Die Nachtjäger und die Flieger können keine Waffen einsetzen gegen diese Sache, die sie bezwingt, und haben von Anfang an mehr Vertrauen in Regenschirme gesetzt als in Laser. Ich selbst habe mich mit einem Flammenwerfer aus unserem Lager bewaffnet und mir ein Glas dunklen Wein eingeschenkt.
    Ich werde hier in der Kühle sitzen und meine Gedanken in diesen Kristall sprechen, und ich werde meinen Wein trinken und den Fliegern zusehen, den wenigen, die noch am Leben sind, wie sie am Nachthimmel tanzen und schweben. Von ganz weit weg sehen sie sehr wie die Schattenmöwen über meinem glühenden Meer aus. Ich werde meinen Wein trinken und mich daran erinnern, wie das Meer rauschte, als ich ein Junge in Budakhar war und von den Sternen träumte, und wenn der Wein alle ist, werde ich den Flammenwerfer benutzen.
    (Lange Stille)
    Mir fällt nichts mehr ein, was ich noch sagen könnte. Janeel hatte immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher