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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition)
Autoren: George R.R. Martin
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uns schneller umbringen, als Sie spucken können.« Die kleinen, dunklen Augen blickten jeden von ihnen der Reihe nach an. »Deshalb brauchen Sie mich. Ohne mich wären Sie naiv genug, Jessamyn zu engagieren – oder eines der Transportunternehmen.«
    »Meine Nichte steht bei einem sehr erfolgreichen unabhängigen Händler in Diensten«, sagte Celise Waan.
    »Und wer soll das sein?«, erkundigte sich Kaj Nevis.
    »Noah Wackerfuss«, sagte sie, »von der Welt der günstigen Angebote .«
    Nevis nickte. »Der fette Noah. Das wäre ein Spaß, da bin ich mir sicher. Ich möchte nur erwähnen, dass sich sein Schiff in ständiger Schwerelosigkeit befindet. Schwerkraft würde den alten Blödmann umbringen – nicht dass es etwas ausmachen würde. Wackerfuss ist nicht besonders blutrünstig, das stimmt. Es steht fünfzig zu fünfzig, dass er uns nicht umbringen würde. Allerdings ist er genauso gierig und gerissen wie alle anderen. Und letztendlich würde er einen Weg finden, einen vollen Anteil an der Beute einzufordern. Wenn nicht sogar alles. Und sein Schiff hat eine zwanzigköpfige Besatzung – allesamt Frauen. Haben Sie Ihre Nichte jemals nach der genauen Natur ihrer Dienste gefragt?«
    Celine Waan lief rot an. »Muss ich mir die Andeutungen dieses Mannes anhören?«, fragte sie Löw. »Es war meine Entdeckung. Ich muss mich von diesem drittklassigen Gangster nicht beleidigen lassen, Jefri.«
    Löw runzelte unglücklich die Stirn. »Es ist jetzt wirklich genug. Nevis, es ist nicht nötig, dass Sie so mit Ihrem Wissen protzen. Wir sind uns einig, dass wir Sie aus gutem Grund eingeweiht haben, dessen bin ich mir sicher. Sie müssen doch eine Idee haben, wen wir anheuern können, damit er uns zum Seuchenstern bringt, nicht wahr?«
    »Natürlich«, stimmt Nevis zu.
    »Wen?«, fragte Anittas.
    »Der Mann ist auch so eine Art unabhängiger Händler. Kein besonders erfolgreicher. Und er sitzt jetzt seit einem halben Jahr auf ShanDellor fest, auf der Suche nach Fracht. Er muss langsam verzweifelt sein – verzweifelt genug, denke ich, dass er diese Chance ergreifen wird. Er hat ein kleines, verbeultes Schiff mit einem langen, lächerlichen Namen. Es ist nicht gerade luxuriös, aber es wird uns dorthin bringen, und das ist das Einzige, was zählt. Es gibt keine Crew, um die man sich Sorgen machen muss, nur den Mann selbst. Und er – nun, er selbst ist auch ein wenig lächerlich. Er wird uns keinen Ärger machen. Er ist groß, aber verweichlicht, innerlich wie äußerlich. Er hält sich Katzen, habe ich gehört. Mag Menschen nicht besonders. Trinkt eine Menge Bier, isst zu viel. Ich bezweifle sogar, dass er Waffen trägt. Es wird berichtet, dass er sich kaum über Wasser halten kann, von Planet zu Planet flitzt und absurden, billigen Schmuck und nutzlose kleine Kinkerlitzchen von seinem ramponierten Schiff verkauft. Wackerfuss hält den Mann für eine Witzfigur. Aber selbst wenn er Unrecht hätte, was kann ein einzelner Mann schon ausrichten? Wenn er es wagen sollte, uns zu bedrohen, können die Söldnerin und ich ihn erledigen und an seine Katzen verfüttern.«
    »Nevis, davon will ich nichts hören!«, protestierte Jefri Löw. »Ich will keine Toten bei diesem Unternehmen.«
    »Nein?«, sagte Nevis. Er nickte in Richtung Rica Morgenstern. »Warum haben Sie sie dann angeheuert?« Sein Lächeln war irgendwie ziemlich schmutzig, und sie erwiderte es mit einem spöttischen, boshaften Grinsen. »Nun gut«, sagte Nevis. »Ich wusste, dass wir hier richtig sind. Da ist unser Mann.«
    Keiner von ihnen außer Rica Morgenstern war allzu versiert in der Kunst der heimlichen Beobachtung; die anderen drei drehten sich um und starrten auf die Tür und auf den Mann, der soeben hereingekommen war. Er war sehr groß, beinahe zweieinhalb Meter, und sein großer weicher Bauch wölbte sich über einem dünnen Metallgürtel. Er hatte große Hände, ein langes, seltsam unbehaartes Gesicht und eine steife, unbeholfene Körperhaltung; überall war seine Haut weiß wie gebleichte Knochen, und es schien, als hätte er kein einziges Haar an sich. Er trug glänzende blaue Hosen und ein Hemd in tiefem Kastanienbraun, dessen Ballonärmel an den Enden ausgefranst waren.
    Er musste ihre prüfenden Blicke gespürt haben, denn er drehte den Kopf und starrte zurück. Sein blasses Gesicht war ausdruckslos. Er starrte weiter. Celise Waan schaute zuerst zur Seite, dann Jefri Löw und schließlich Anittas. »Wer ist das?«, wollte der Cyborg von Kaj Nevis
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