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Planetenkrieg - Lebende Festung: Roman (German Edition)

Planetenkrieg - Lebende Festung: Roman (German Edition)

Titel: Planetenkrieg - Lebende Festung: Roman (German Edition)
Autoren: John Ringo
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weitgehend das Nest verlassen hatten, kam sie endlich zum Reisen. Und was sind wir gereist! Jeden Sommer packte sie mich ins Auto, und wir brausten quer durch den Osten der Vereinigten Staaten davon. (Hatte ich schon erwähnt, dass sie einen Blei fuß hatte?) Freunde besuchen, Verwandte besuchen. (Und, ob Sie es glauben oder nicht, selbst Graceland besuchen. »Wenn wir schon in Memphis sind, solltest du das mal sehen.«) Wenn wir durch Städte fuhren, zeigte sie immer auf die Interstate-Tafeln. »Das sind wir. ›Durchgehender Verkehr.‹«
    Als Achtjähriger lernte ich, mithilfe einer Straßenkarte zu navigieren. Als ich neun war, akzeptierte sie schließlich, dass ich das besser konnte als sie. (In Des Moines. »Ich hab dir gesagt, dass es die zweite Ausfahrt ist! Wir fahren jetzt in Richtung Sioux Falls! Die nächsten zwanzig Meilen können wir jetzt nicht wenden!«) In meinem Herzen war und bleibt sie immer die Königin der offenen Straße. In den Morris-Genen steckt ein Schuss Wikinger, ich schwör’s. ( »Aviking«, wovon »Wiking« abgeleitet ist, bedeutet einfach »Reisen«. Aber, siehe oben, die Sache mit dem Temperament.)
    Wir wohnten selten an einem Ort, wo es nicht entweder einen Pool oder einen See gab, in dem man schwimmen konnte. Mutter war praktisch auf Long Island aufgewachsen und ging, bis sie um die Sechzig war, immer gern zum Strand. Deshalb habe ich Schwimmen gelernt, ehe ich gehen konnte.
    1974 wurde mein Vater in den Iran versetzt, wo er zwischen Abadan und Badar Shapur am Bau einer petrochemischen Fabrik mitgearbeitet hat. Er war drei Wochen in Abadan und eine »zu Hause« in Teheran. Ich war im Großen und Ganzen mit Mutter allein.
    Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg konnte Mutter jetzt wirklich reisen. Ich wurde notgedrungen von dem Wirbelwind mitgerissen, den sie erzeugte. Im Laufe der nächsten zwei Jahre ist sie (und ich häufig mit ihr) gereist. Mein Gott ist sie gereist. Zweimal in die UdSSR , damals im tiefsten Kalten Krieg, wo sie vom KGB nicht einmal, sondern beide Male festgenommen wurde. Beim ersten Mal, weil sie bei der Ausreise ein paar Rubel in der Tasche hatte, und das ist, wie auch immer das auf Russisch heißt, verboten, das zweite Mal, weil sie sich am Flughafen von Moskau in aller Öffentlichkeit mit einem wichtigtuerischen KGB-Major angelegt hatte. Nach ihrem zweiten Besuch wurde ihr die nach ihrer Ansicht höchste Ehrung verliehen: Man erklärte sie zur persona non grata . (»Kehren Sie nie wieder in die UdSSR zurück. Niemals, niemals.«)
    Jordanien, Ägypten, Israel (auf ein und derselben Reise übrigens, was schwierig war, man musste die Israelis dazu veranlassen, ein Stück Papier zu stempeln und nicht den Pass), Griechenland, der größte Teil von Westeuropa. Afghanistan. Auf der Piste des Flughafens von Kandahar hing sie acht Stunden fest, »um abzuwarten, bis die Temperatur genügend sank, dass die Maschine starten konnte.« Am Chaiber-Pass begegnete sie Banditen und in einem Buzkashi -Spiel wurde sie fast zu Tode getrampelt. Man bot ihr zehntausend Dollar (1975 war das eine Menge Geld), wenn sie sich von Dad scheiden ließe und einen kuwaitischen Scheich heiratete. Eine Reise von Pakistan in die Türkei mit der Bahn, wo sie ihr Abteil mit einem Deserteur der US Army aus dem Vietnamkrieg teilte, der sich mit Diamantenschmuggel durchs Leben schlug. Sie begegnete auch der Englischen Königin (Tee) und der Kaiserin von Iran (Privataudienz).
    Wir sind zu Fuß sämtliche Kreuzwegstationen gegangen und auch so ziemlich jeden Schritt, den Jesus in den Predigten ging. Der Garten von Gethsemane, Bethlehem, damals, als man dort noch ohne Leibwächter hingehen konnte, Nazareth, alle drei angeblichen Gräber. Abgelegene griechisch-orthodoxe Klöster (eines davon gegründet von Helena, der Mutter Kaiser Konstantins, deren Reinkarnation Mutter hätte sein können, ehrlich) mit Artefakten, alt genug, dass sie wirklich original sein konnten. Ich hatte einmal ein paar Loafers, die ich als (Sie müssen das laut aussprechen) »die heiligsten Schuhe der Welt« bezeichnete.
    Bei ihrem Begräbnis sollte einer meiner Brüder die Leichenrede halten, und er bat um »besondere Geschichten« über Mom.
    Nur wenige ihrer Kinder hatten welche zu berichten. Sie waren weitgehend in einem recht normalen Vorortsdasein aufgewachsen, klassisches 1950 wie bei »Ozzie and Harriett« mit dem Hinweis, dass Harriett brillant, schön und leicht reizbar war. Der Großteil ihrer Geschich ten
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