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Planet im Aufbruch

Planet im Aufbruch

Titel: Planet im Aufbruch
Autoren: Leigh Brackett
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kümmern, war das seine einzige Sprache.«
    »Kannst du übersetzen?«
    »Ich war einer der Verwalter auf Sol Eins. Ich sollte die Eingeborenen vor den Bergleuten schützen, kannte sie also recht gut.« Er übersetzte sorgfältig, sagte lächelnd: »In der Sprache gibt es keine Worte für Dinge, nach denen du fragst.«
    »Aha«, sagte Penkawr-Che. »Nun, laß mich überlegen.«
     

 
2.
     
    Die Millionen kleinen Glocken von Ged Darod bimmelten sanft von den Dächern und Türmen der Unterstadt, über die ein warmer Wind hinfuhr, ein fröhlicher Klang, der an Liebe und Sanftmut gemahnte. Aber die Menschen in den vollen Straßen waren niedergeschlagen, blickten kaum zu den Tempeln der alten Sonne, der Mutter Skaith und des mütterlichen Meeres auf, sahen nicht den Herrn der Dunkelheit und seine Herrin Kälte und ihre Tochter Hunger, die tödliche Dreieinigkeit, die sich schon den halben Planeten unterworfen hatte.
    Tausende von Pilgern und Wanderern füllten die Parks und Lustgärten. Alle Rassen des fruchtbaren Gürtels waren vertreten, auf alle nur denkbaren Arten gekleidet, bemalt und geschmückt. Die Wanderer, die freien, sorglosen Kinder der Schutzherren, die mit Hilfe ihrer Diener, der Stabträger, immer dafür sorgten, daß die Hungrigen ernährt und die Bedürftigen unterstützt wurden. Die Gesichter der Menge schauten zur Oberstadt auf. Sie war von den Stabträgern nie im Stich gelassen worden. Es würde ihnen sicher gelingen, die außerirdische Bedrohung abzuwenden, die sich noch immer aus den Himmeln auf sie stürzen konnte, wenn auch der Raumhafen niedergebrannt worden war.
    Ein Schiff hatte Skaith mit Verrätern an Bord verlassen, die die Herrschaft der Stabträger brechen wollten, eine fremde Macht an ihrer Stelle einzusetzen gedachten. Die Wanderer wußten, daß es mit ihrem ungebundenen Leben zu Ende wäre, wenn dieses Vorhaben gelänge.
    Hoch in der Oberstadt, die das Herz und das Zentrum der Macht der Stabträger war, stand der Schutzherr Ferdias an einem Fenster des Palasts der Zwölf und blickte auf die Pracht der funkelnden Kuppeln und blitzenden, bunten Dachziegel hinab. Ferdias war ein alter Mann, aber seine Augen waren stark und hart. Das weiße Gewand war Abzeichen seines Ranges, und dem alten Mann war nicht anzumerken, daß er als Flüchtling nach Ged Darod gekommen war.
    Er hatte seinen Dienst in diesen mächtigen Mauern als grauer Lehrling angefangen. Er hatte damals nicht gewußt, daß die alte Sonne, der rötliche Stern, der Herr dieses Himmels war, in den galaktischen Karten einer Zivilisation, von der er nie etwas gehört hatte, als Nummer geführt wurde. Er hatte nicht gewußt, daß er mit seiner Sonne und seinem Planeten einem fernen Gebiet zugerechnet wurde, das jene Leute nach dem Orion benannt hatten. Er hatte nicht gewußt, daß die Milchstraße jenseits seines einsamen Himmels eine weite, geschäftige Vielfalt von Welten enthielt, die von ihren Bewohnern Galaktische Union genannt wurde. Wie glücklich er ohne dieses Wissen gewesen war!
    In kaum mehr als zwölf Jahren hatten die Sternenschiffe der armen alten Welt, auf der Ferdias geboren war, viel Gutes gebracht, denn auf ihr hatte es viele Metalle und Mineralien nicht mehr gegeben. Man hatte also den Fremden die An- und Abreise gestattet und sie im einzigen Raumflughafen, in Skeg, genau überwacht. Die Schiffe hatten aber weniger willkommene Dinge gebracht: Irrlehren, Verrat, Aufstände, Krieg, und am Ende einen wahnsinnigen Fremden, der den Schutzherren das Dach über dem Kopf angezündet, sie in die Flucht geschlagen und heimatlos gemacht hatte wie die Wanderer.
    Ferdias lächelte. Er sah die Straßen unter sich liegen, sah die Menge, seine Kinder, deren Wohlergehen er sein Leben geweiht hatte.
    Im Zimmer hinter ihm hustete jemand. Ferdias seufzte und wandte sich um. »Gorrel«, sagte er, »begib dich in dein Bett zurück. Du hast hier nichts zu suchen.«
    »Nein«, sagte Gorrel und schüttelte seinen hageren, alten Kopf. »Ich werde bleiben.«
    Er saß in Decken gewickelt in einem großen Sessel. Er hatte sich noch nicht von der Flucht in den Süden erholt.
    »Nun«, sagte Ferdias, »vielleicht gibt dir das, was ich zu sagen habe, neue Kräfte.«
    Neben Gorrel standen fünf weitere alte Männer im Zimmer, die wie Ferdias in weiße Gewänder gehüllt waren, die sieben Schutzherren. Hinter ihnen standen die Zwölf, der Rat der Stabträger in roten Gewändern, mit goldverzierten Amtsstäben in den Händen. Etwas zur Seite stand
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