Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planet der Illusionen (Orion 09)

Planet der Illusionen (Orion 09)

Titel: Planet der Illusionen (Orion 09)
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Gläsern.
    »Los! Oberst McLane – Ihr Glas ist leer«, lallte Mario.
    »Du kannst vollgießen!« sagte Cliff.
    Keiner von ihnen war betrunken. Sie hatten nur sämtliche Empfindungen mit dem starken Alkohol betäubt. Sie dachten langsamer, aber noch durchaus richtig, wenn auch alles etwas unsicher und unscharf geworden war. Noch sahen sie auf dem Zentralschirm nicht zwei Planeten mit sechs Monden.
    »Brauchen ... wir noch etw-w-w-as?« fragte Cliff mit schwerer Zunge.
    »Natürlich. Wir sind dann immu ... inmu ... nicht zu beeinflussen«, erwiderte der Erste Offizier.
    »Helga!«
    Stark beunruhigt kam die Funkerin näher, sah vollkommen verstört vom Kommandanten zum Ersten und überlegte. Cliff hatte zuerst laut ein Kapitel aus der Psychologie der Raumfahrer vorgelesen, dann hatten sie die Möglichkeit durchdiskutiert, eine Art geistiger Beeinflussung durch eine andere Art auszuschalten.
    Diese andere Art war: sich nach Möglichkeit so zu betrinken, wie es ging, ohne daß sämtliche anderen Funktionen darunter litten. Mario de Monti war genau vor fünfundzwanzig Minuten stillschweigend verschwunden, hatte den zweiten Startschacht der LANCET klargemacht und war mit den Raumanzügen zurückgekommen.
    »Was willst du von mir?« fragte sie den Oberst eisig.
    »Zunächst ein freundliches Lächeln, Kindchen!«
    Er grinste sie an, schielte etwas, und sie zwang sich dazu, ihn falsch anzugrinsen.
    »Schon besser.«
    Mario hob die Flasche und verteilte den Rest gleichmäßig und mit übertriebener Pedanterie auf beide Gläser, dann stand er auf und versuchte festzustellen, wie gut er noch stand. Langes Training an der Bar des Starlight-Casinos half beiden Männern, ihr Vorhaben durchzuführen.
    »Du kannst ja noch stehen, Mario!« sagte Helga halblaut und mehr als verwundert.
    »Wer da behauptet, ich kann nicht mehr, hicks, stehen, den schlage ich durch die Isolierung des Riffsschumpfes«, erklärte Mario überzeugt. »Austrinken, Boß!«
    »Ja – gleich!«
    »Was soll ich tun, Chef?« fragte Helga verstört.
    »Du sollst den LANCET-Start überwachen. Klar?«
    »In Ordnung.«
    Ihre Gedanken waren mit Hilfe von Schnaps betäubt worden, aber die anerzogenen Reaktionen, die aus langen Jahren der Kadettenzeit und noch längeren des aktiven Dienstes in der Flotte stammten, würden ihnen helfen, sicher zu landen und wieder zu starten, ohne den Ausstrahlungen der fremdartigen Gedankenströme zu unterliegen. Das war jedenfalls ihr Plan, und es würde sich bald zeigen, ob sie damit Erfolg hatten.
    »Also ... Helga schießt uns ins All, wir fliegen wielbezußt ... zielbewußt ... in die Nähe der anderen LANCET und sehen nach.«
    Der Erste stand breitbeinig und ohne zu schwanken, vor Cliff. Er hob das Glas und schüttete in einem Zug die ungefähr hundert Kubikzentimeter des fast fünfzigprozentigen Alkohols hinunter.
    »Genau das tun wir. Auf, Männer – mir nach!« schrie Cliff, trank sein Glas in zwei hastigen Zügen aus und stand ebenfalls auf. Er hielt sich vorsichtshalber an der Lehne des Kommandantensessels fest, aber dann schüttelte er den Kopf. Auch er schwankte nicht um einen Zentimeter.
    »Was sind wir doch für Teufelskerle!« staunte Mario. »Und nüchtern wie die Dünen einer planetaren Wüste.«
    Sie versuchten, die Helme aufzusetzen. Es gelang immerhin schon beim zweitenmal. Dann klickten die Schalter der Funkverbindung, und Helga schaltete ihrerseits die Verbindung Sprechfunk-Schiff ein. Auch wenn es unangenehm war, aber sie konnte es nicht riskieren, die Unterhaltung beider Männer nicht anzuhören.
    »Fertig?« fragte sie.
    Die kleinen Außenmikrophone übertrugen ihre Worte ins Innere der Helme, und entsprechende Lautsprecher, deren Umhüllung in dem Anzugmaterial integriert war, gaben die Worte der beiden Männer wieder.
    »Ja.«
    Nebeneinander, einträchtig wie ein Brüderpaar eingehakt, stapften Cliff und Mario zum Lift. Die abgerundete Platte schob sich nahezu geräuschlos nach links und verdeckte die beiden Gesichter. Die Männer hatten die Augen weit geöffnet, um nicht wieder miterleben zu müssen, wie sich das Schiff drehte. Helga schüttelte stumm den Kopf und folgte ihnen, als der Lift wieder hier hielt. Sie sah zu, wie sich der Kommandant in die LANCET II zwängte, dem Ersten beim Einsteigen half und dann mit nachtwandlerischer Sicherheit die Bordüberprüfung vornahm. Die Checkliste schien er auswendig zu können.
    »LANCET II fertig zum Abschuß!« grölte Mario in bester Laune.
    »Danke, LANCET«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher