Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)
Autoren: Eric T. Hansen
Vom Netzwerk:
Verbündeten im Kampf gegen den Terror. Er war auch gegen jede Beteiligung an der UNO , am Internationalen Gerichtshof, der NATO und der World Trade Organisation.
    Schon im Unabhängigkeitskrieg war Isolationismus sehr beliebt: Wenn wir Europa den Rücken zukehren, dann sollten wir es auch richtig machen und gar nichts mehr mit ihm zu tun haben. Erst als uns dämmerte, dass wir den Krieg gegen England möglicherweise verlieren könnten, willigte der Kongress in eine Allianz mit Frankreich ein, und nur deshalb haben wir den Krieg schließlich auch gewonnen. Seitdem schwingen Politiker auf Wählerfang gern große Reden darüber, dass wir von anderen Staaten unabhängig bleiben sollten, aber sie wissen, wenn sie ein Amt antreten, werden sie anders handeln müssen. Auch George W. Bush verdankte seine Popularität übrigens zum Teil seinem Isolationismus – der bis zum 11. September dauerte.
    Die Idee des Isolationismus war in Amerika so beliebt, dass wir uns deswegen beinahe nicht an den beiden Weltkriegen beteiligt hätten.
    Als Europa 1914 begann, sich selbst zu zerfleischen, wollten sich die meisten Amerikaner da raushalten. Nur die Politiker fragten sich, was dann aus der Wirtschaft werden würde, wenn die Alte Welt tatsächlich den Bach runterginge. Als dann der Zweite Weltkrieg startete, musste Roosevelt dem Volk immer wieder versichern, dass wir uns keinesfalls erneut einmischen würden. Der Kongress erließ sogar den »Neutrality Act«, um uns um jeden Preis daran zu hindern. Erst der Angriff der Japaner auf Pearl Harbor änderte alles, und der Briten-Freund Roosevelt war frei, in den Krieg zu ziehen. Hätte Japan Hawaii nicht angegriffen, hätten die Nazis in Europa womöglich heute noch das Sagen.
    Durch den Zweiten Weltkrieg ist dem Isolationismus-Argument schon ein herber Schlag versetzt worden.
    Heute, wenn mal wieder ein arabisches Land ein anderes arabisches Land überfällt, melden sich sofort beide Seiten zu Wort: Einerseits haben wir sicher wirtschaftliche Interessen dort sowie eine moralische Verantwortung, irgendetwas zu tun; andererseits kontern die Isolationisten: Das ist nicht unser Bier, denkt an Vietnam: Es kann auch schiefgehen.
    Und dann folgt das Schlag-mich-tot-Argument: Was wäre, wenn wir in Europa nicht eingegriffen hätten?
    Es ist schwer, diesem Argument zu widersprechen.

25
Werden wir fallen?
    W ir haben auch noch etwas anderes von den Puritanern geerbt.
    Manche nennen es blinden Eifer, Fanatismus, Größenwahn, ja Verrücktheit. Ich nenne es Sehnsucht.
    Diese Puritaner waren eine seltsam widersprüchliche Erscheinung.
    Einerseits suchten sie religiöse Freiheit, andererseits verboten sie andere Glaubensrichtungen. Einerseits stellten sie die Bibel über alles, andererseits gründeten sie Städte und Universitäten wie Harvard und machten den Schulbesuch für jedes Kind zur Pflicht, lange bevor so etwas in Europa eingeführt wurde.
    Sie hatten keinen Humor und wenig Verständnis für Muße, und immer wenn es so aussah, als ob der Spaß am Leben überhandnehmen könnte, wurde mal wieder Glücksspiel, Theater oder Weihnachten verboten – in extremen Fällen sogar der Maibaum. Mit Alkohol allerdings hatten die meisten Gemeinden kein Problem (nur mit dem Suff), und selbst beim Thema Sex waren sie recht fortschrittlich: Er wurde nicht, wie bei den gottlosen Katholiken, nur zum Zweck der Reproduktion empfohlen, sondern durchaus auch zum Zwecke des Genusses. Manche Gemeinden gingen so weit, dass man dort eine Frau, die ihren ehelichen Pflichten nicht nachkommen wollte, vor den Kadi bringen konnte. In mindestens einem Fall kam es dazu, dass ein Exkommunikationsverfahren gegen einen zu leidenschaftslosen Ehepartner eingeleitet wurde. Dieser war übrigens ein Mann.
    Die Probleme kamen, als die Puritaner versuchten, ihre Theorien in die Praxis umzusetzen. Die Realität kann manchmal so bockig sein.
    Diese Menschen waren politische Amateure. Sie hatten keine Erfahrung darin, einen Staat aufzubauen. Dass sie es trotzdem versuchten, ist ein Zeichen von Mut. Oder Größenwahn. Aber sie hatten einen guten Plan: Beim Aufbau ihres Staates verließen sie sich darauf, dass alles schon klappen würde, solange sie sich an das Wort Gottes hielten. In der Theorie hört sich das gut an – wer ist weiser als Gott? Nur in der Praxis ergaben sich immer wieder nervige Detailfragen, deren Beantwortung allein anhand der Interpretation von Bibelstellen immer schwieriger wurden.
    Zum Beispiel die der religiösen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher