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Plaetzchen unter dem Mistelzweig

Plaetzchen unter dem Mistelzweig

Titel: Plaetzchen unter dem Mistelzweig
Autoren: Abby Clements
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»Eine Kundin hat sich deswegen den Knöchel verstaucht, als sie die Stiefel trug.«
    »Aha …«, stammelte Laurie und versuchte, gedanklich die Produktionskette der Boots zurückzuverfolgen. Doch sie fühlte sich wie betäubt. Im Kopf war alles blockiert. »Ich werde schon eine Lösung finden …«
    Das konnte einfach nicht wahr sein ! Seamless war ihr Leben. Designen war alles, was sie wollte, worin sie gut war. Was sollte sie bloß tun, wenn man sie feuern würde ?
    »Laurie, Gillian bewundert deine Arbeit genauso sehr wie ich, aber sie glaubt, dass die Marke durch diesen Vorfall einen großen Schaden genommen hat. Ich konnte sie allerdings davon überzeugen, dass du nur eine zweimonatige Pause brauchst, um wieder mit gebündelter Aufmerksamkeit wie gewohnt Bestleistungen abzuliefern.«
    »Zwei Monate ?«, stieß Laurie hervor. Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Danny beugte sich vor und legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. »Laurie, tu mir einen Gefallen. Nimm dir diese Auszeit. Was hältst du davon ? Bitte zeig mir, dass ich allen Grund habe, an dich zu glauben.«
    »Aber ich brauche keine Auszeit !«, entgegnete sie mit zittriger Stimme, da ihr ihre Gefühle in die Quere kamen.
    Er schaute zur Tür. »Hör zu, ich sage Jacques, dass er dir ein Taxi rufen soll«, erklärte er. »Damit ich sicher bin, dass du heil nach Hause kommst.«
    »Was – ich soll sofort nach Hause gehen ?«, fragte Laurie ungläubig.
    »Es ist nur zu deinem Besten. Glaub mir, du willst Gillian heute lieber nicht über den Weg laufen.«
    Benommen nahm Laurie ihren Mantel, während Danny ihr die Tür aufhielt. Als sie gemeinsam den nun belebten Büroflur durchquerten, kam das gewohnte geschäftige Treiben zu einem Stillstand; stattdessen herrschte mit einem Mal eisige Stille. Designer, Praktikanten und andere Mitarbeiter schauten kurz zu ihr herüber, bevor ihre Blicke wieder zu den Computern zurückwanderten. Mit einem plötzlichen Anflug von Scham wurde ihr klar, was passiert war. Im Büro mussten alle Gillians Schimpftirade mitangehört haben. Jeder Einzelne, mit dem sie zusammengearbeitet hatte, wusste nun, wie furchtbar sie die Sache in den Sand gesetzt hatte.
    Als sie die Empfangstheke erreichte, wischte sie sich die heißen Tränen weg, die ihr über die Wangen liefen.
    ✴
    »Laurie, Liebes«, begrüßte ihre Tante Clara sie mit ihrem starken spanischen Akzent und schloss sie fest in ihre Arme und eine Wolke Chanel. »Was für eine nette Überraschung, dich zu sehen !«
    Sie trat einen Schritt zurück und musterte Laurie von Kopf bis Fuß. »Aber … was ist passiert ? Du siehst schrecklich aus ! So müde – und zu dünn. Außerdem solltest du dich ein bisschen farbenfroher kleiden, Liebes !«
    Laurie war zu müde und aufgewühlt, um zu protestieren. Doch selbst in ihrem erschöpften Zustand war ihr klar, dass Tante Clara mit ihrem Top mit Leopardenmuster und der rosafarbenen Jeans, den diamantenübersäten Fingernägeln und dem übertrieben toupierten dunklen Haar eigentlich keine Modetipps austeilen sollte. Mit ihren dreiundfünfzig Jahren war sie zwei Jahre älter als Carolina, Lauries Mum, doch während Carolina würdevoll alterte, kämpfte ihre ältere Schwester an allen Fronten dagegen an.
    »Du musst mal Urlaub machen, Liebes. Wie wäre es mit einer Reise nach Spanien ? Du könntest zum Beispiel deine Mutter dort besuchen, sie sagt immer, du …«
    Laurie schaltete innerlich ab, als Clara sie in den Flur führte, und dachte darüber nach, wie es bloß dazu gekommen war, dass sie nun hier bei ihrer Tante zu Besuch war. Sie hatte Dannys Angebot, ein Taxi zu rufen, abgelehnt und war stattdessen schnurstracks aus den Seamless-Büros hinaus in den eisig kalten Novemberwind gerannt. Dort hatte sie sich den Wollmantel enger um den Leib geschlungen und war die Strand Richtung Trafalgar Square hinuntergelaufen, bis sie Charing Cross erreichte. Dort stand sie nun mitten im Bahnhof und starrte auf die Anzeigetafel mit den Abfahrtszeiten.
    Da sie es nicht fertiggebracht hatte, allein nach Hause in ihre Wohnung nach Brixton zurückzukehren und dort die Wände anzustarren, bis ihre Nachbarin Siobhan von der Arbeit zurückkam, hatte Laurie beschlossen, stattdessen ihre Tante und Cousinen zu besuchen. Kurz entschlossen – damit sie es sich nicht noch einmal anders überlegen konnte – hatte Laurie ihre Tränen weggewischt und einen Zug nach Bromley genommen.
    »Laurie !« Andrea stürzte auf sie zu und schloss sie herzlich in die
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