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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut
Autoren: Bernst Guben
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wirklich anfangen, Handel zu treiben. —
    Zwei Tage waren seit der Seeschlacht vergangen. Das Wetter blieb gleichmäßig schön. Die Schiffe lagen nach wie vor an derselben Stelle auf hoher See. Von überall her klangen die Schläge der Hämmer über die Wasseroberfläche. Am schlimmsten sah der »Schwarzrote« aus. Aber auch van Groots beide Schiffe, die nicht untergegangen waren, lagen noch immer manövrierunfähig im Wasser.
    Ojo und Jardín saßen an diesem Abend in der Kombüse der »Trueno« beim Smutje. Neben dem Koch machte sich Mutatulli in der Küche nützlich. Durch die gute Pflege und das reichliche Essen hatte er die Folgen der Flucht von Banda bald gänzlich überstanden. Karo, der Schäferhund, und er waren unzertrennliche Freunde geworden. »Ich glaube, der Señor Doktor hat große Sorgen«, meinte Ojo.
    »Ist ja auch nicht anders zu erwarten«, sagte der Smutje. »Wir hätten uns eben doch nicht mit den Piraten verbünden sollen.«
    »Wir sind nicht verbündet«, warf der kleine Alfonso ein. »Der Señor Doktor hat aber erkannt, daß die sogenannten Piraten im Recht sind. Und der Señor Doktor hat noch nie für eine ungerechte Sache gekämpft.«
    »Aber unsere Muskatnüsse sind hin«, zeterte der Koch. »Ein Geschäftsmann ist Don Silbador nicht.«
    »Ach, du bist ein Quatschkopf, Smutje. Kümmere dich um dein Essen und nicht um die Muskatnüsse. Wir werden schon einen Ausweg finden.«
    Mutatulli hatte in den wenigen Tagen seiner Anwesenheit auf dem Schiff ein wenig Spanisch
gelernt. Aufmerksam lauschte er dem Gespräch.
»Ihr reden von Nüsse?« fragte er.
Ojo und Jardín nickten.
    »Wir können sie doch nun nicht mehr kaufen. Kein Mensch in Niederländisch-Indien wird uns welche geben. Die Holländer halten zusammen wie Pech und Schwefel.«
    »Nix brauchen kaufen«, sagte Mutatulli. »Mutatulli wissen, wo Nüsse und Holländer nicht
wissen etwas von die Nüsse.«
Jardín rutschte von seinem Hocker herab.
»Komm mit zum Doktor«, sagte er. »Komm rasch.«
    Mutatulli nickte und wischte sich die Finger ab.Sie gingen zu Michels Kabine und klopften an
die Tür.
»Herein«, rief der Pfeifer.
Sie standen vor ihm.
»Mutatulli weiß, wie wir ohne die Pflanzer zu Muskatnüssen kommen können.«
Michel sprang auf.
»Redet«, sagte er auf englisch zu dem Eingeborenen.
Mutatulli nickte.
    »Es gibt eine Muskatnußinsel nördlich von den Kei-Inseln. Sie hat keinen Namen und gehört auch niemandem. Sie ist wahrscheinlich noch nicht von den Holländern entdeckt worden. Ich hörte einmal einen englischen Seemann davon sprechen. Er beschrieb mir die Lage ganz genau. Ich würde sie finden. Der Pfeifer blickte ihn ein wenig ungläubig an.
    »Wie paßt das damit zusammen, daß Ihr Euerm Herrn Muskatnüsse gestohlen habt, um ein wenig Geld damit zu verdienen, wenn Ihr auf der anderen Seite ein ganzes Eiland kennt, das Euch viel mehr einbringen könnte?«
    »Sehr einfach, Herr. Ich wurde bald darauf als Sklave nach Banda gebracht und lernte dort erst die Bedeutung der Muskatnuß für den Handel kennen. Der einzige, dem ich diese Insel hätte verraten können, war Hassan, der Händler. Der Erfolg wäre gewesen, daß ich von dem betrügerischen Araber nie einen Cent zu sehen bekommen hätte. Und sollte ich vielleicht meinem Herrn darüber Auskunft geben? — Ich behielt das Geheimnis für mich.« »Und warum verratet Ihr es mir nun?«
    »Ihr habt mir die Freiheit wiedergegeben. Ihr habt mir versprochen, mich bei nächster Gelegenheit in der Nähe meiner Heimat an Land zu setzen. Was ist dagegen die Preisgabe der Nußinsel?«
    Michel nickte. Der Eingeborene hatte recht. Und man konnte ihm sicherlich trauen.
    »Ich danke Euch, Mutatulli. Ich werde mein Versprechen gewißlich halten.«
    Jardín und der Eingeborene entfernten sich. Michel rief in der nächsten halben Stunde alle maßgeblichen Leute der drei Schiffe zusammen und erklärte ihnen die neue Lage.
    »Allerdings«, endete er, »werden wir unsere Jungen dazu anhalten müssen, die Segel einmal mit der Erntearbeit zu vertauschen. Vielleicht macht es ihnen Spaß. Und noch eins, Señores, wenn ihr es euern Leuten schmackhaft machen wollt, dann vergeßt nicht zu erwähnen, daß es sich dabei um Nüsse handelt, die jederzeit in anderem Boden Keime tragen können!«

    71

    Noch am gleichen Abend kam Dieuxdonné an Bord, der, zwar immer noch mit Verbandzeug umwickelt, schon wieder einen recht munteren Eindruck machte.
    »Ich wollte mich von Euch verabschieden, Monsieur«,
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