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Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Titel: Piper und das Rätsel der letzten Uhr
Autoren: Arena
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Sie sah den Otter genau vor sich, wie er da vor ihr stand mit seinem komischen Anzug. Normalerweise, wenn sie etwas geträumt hatte, hatte sie es schnell wieder vergessen oder sie konnte sich nur sehr schemenhaft erinnern. Diesmal war es anders. Die Begegnung mit dem Otter kam ihr so echt vor!
    Piper berührte das Papier. Es war alt und braun und roch auch so. Sie sah sich die gezeichnete Karte noch einmal genauer an.
    Sie fuhr mit dem Finger über die Zeichnung, dabei verwischten die Bleistiftkonturen etwas.
    Piper erkannte einen Wald, eine Art Baum mit einer Tür im Stamm, eine Mühle und vieles mehr. In der Mitte war die Landkarte bunt ausgemalt und alles sah sehr herbstlich aus. Zu den Rändern hin wurde sie schwarz-weiß, so als hätte der Zeichner keine Zeit mehr gehabt, sie auszumalen. Ganz am Rand war die Karte nur noch eine grobe Skizze. Und dann war da der krumme Baum, den sie vorhin selbst gekritzelt hatte. Na ja, im Zeichnen war sie noch nie richtig gut gewesen.
    »Hm«, machte Piper nur, zog die Stirn kraus und kniff nachdenklich die Augen zusammen. Sie kratzte sich am Kinn und stellte sich vor, wie klug diese Bewegung in einem Film aussehen würde.
    Sie blätterte weiter in dem Buch herum, wollte noch etwas lesen, schaffte es aber nicht wirklich.
    Müde betrachtete sie die Buchstaben, bis sie allesamt zu einem Strom unsinniger Wörter verschwammen. Darauf segelte das gezeichnete Ahornblatt, das sie wie ein Lesezeichen in das Buch gelegt hatte. Endlich fielen ihr die Augen zu.

4. Kapitel

    Etwas berührte sie sanft und vorsichtig an der Schulter, eine kleine feine, zarte Hand. Etwas… nein, nicht etwas.
    Jemand!
    Piper riss die Augen auf. Ihr Herz raste wie wild. Blätter rauschten, ein frischer Wind wehte, in der Ferne machte ein Vogel irgendein Geräusch. Sonnenlicht blendete sie, sie spürte die Wärme auf ihrer Haut und nahm den Duft von großen Kastanien wahr, die im nassen Gras lagen und darauf warteten, gefunden zu werden.
    Piper blinzelte.
    »Sie sind ein Eichhörnchen«, entfuhr es ihr, als sie ihr braunrotes Gegenüber sah. Erst dann wurde ihr bewusst, dass sie sich wieder im Wald befand. In jenem Wald, der schwarz-weiß war.
    »Und Sie, junge Dame, sind immerhin nicht blind«, sagte das Eichhörnchen. Seine Stimme klang hell und samtig.
    Piper rieb sich, noch immer nicht ganz wach, die Augen.
    Das Eichhörnchen trug wie der Otter Kleidung. Eine rostrote Latzhose mit an den Knien aufgenähten Flicken, dazu ein gestreiftes Hemd und ein braunes Halstuch mit dickem Knoten.
    Seine sanften Augen blickten sich unruhig um.
    »Was ist?«, fragte Piper.
    Das Eichhörnchen machte energisch: »Kscht!« Dann lauschte es. Dabei stellten sich die kleinen Öhrchen auf.
    Piper setzte sich im Schrankkoffer auf und sah sich um. So wie es aussah, war sie an derselben Stelle angekommen wie schon beim letzten Mal.
    »Was haben Sie?«, fragte sie das Eichhörnchen erneut, diesmal vorsichtiger und im Flüsterton.
    »Weißwald«, murmelte es, »in der Ferne.«
    »Ich…«
    »Kscht!«
    »Was bitte ist ein Weißwald?«
    »Seien Sie doch leise«, herrschte das Eichhörnchen sie an.
    Piper verkniff sich eine Bemerkung. Sie lugte in die Richtung, in die auch das Eichhörnchen starrte, konnte aber nichts erkennen.
    »Wir sollten gehen«, sagt es mit leicht zittriger Stimme.
    Piper sagte: »Oooooo-kay.« Und verwundert dachte sie: Verdammt, ich rede tatsächlich mit einem Eichhörnchen!
    Das Eichhörnchen indes schien sich nicht im Geringsten darüber zu wundern, mit einem Mädchen zu reden.
    Piper kletterte aus dem Schrankkoffer. Schwarz-weiße Blätter wehten ihr um die Füße. Sie schlüpfte in ihre Klamotten und machte sich bereit, die Gegend zu erkunden.
    Das Eichhörnchen beobachtete sie dabei und ließ gleichzeitig die Blicke nach allen Seiten schweifen.
    »Was ist ein Weißwald?«, fragte Piper noch einmal.
    »Der Weißwald ist unwichtig. Um den Weißwald geht es gar nicht.«
    Piper verstand gar nichts, nickte aber, als täte sie es. Der Weißwald jedenfalls war noch weit entfernt. Glaubte sie.
    Das Eichhörnchen bemerkte ihren Blick und zupfte sie am Hosenbein. »Ich bin unhöflich, ts, ts, ts«, machte es und schüttelte den Kopf. »Habe mich noch gar nicht vorgestellt.« Es lächelte. »Mein Name ist Nigel Reddingshurst, Mister Reddingshurst.«
    »Ich bin Piper«, sagte Piper. »Piper Hepworth.«
    Das Eichhörnchen, das sich Mister Reddingshurst nannte, reichte ihr die Pfote. »Guten Morgen, Lady Piper
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