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Pinocchio - Erst ich ein Stueck, dann du

Pinocchio - Erst ich ein Stueck, dann du

Titel: Pinocchio - Erst ich ein Stueck, dann du
Autoren: Carlo Collodi
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Tag der Zirkusvorstellung rückte allmählich näher und überall in der Stadt waren nun Plakate aufgehängt.

    Pinocchio war mächtig stolz.
    Er wollte unbedingt sein Bestes geben.
    Am Tag der Vorstellung
    wurde er mit Federn
    und allerlei Flitterkram geschmückt.
    Pinocchio war schrecklich aufgeregt.
    Er tanzte Walzer und Polka,
    und niemand merkte,
    wie sehr seine Beine zitterten.

    Der Dompteur erzählte dem staunenden Publikum, dass der Esel Pinocchio bereits in ganz Europa aufgetreten sei. „Er hat vor Königen und Fürsten getanzt
und die höchsten Preise gewonnen“, warf er sich in die Brust. Anschließend knallte er mit der Peitsche und ließ Pinocchio über die Hürden hüpfen.

    „Und nun kommen wir zum Höhepunkt der Aufführung! “, rief der Zirkusdirektor. „Als erster Esel der Welt wird Pinocchio durch einen Reifen springen.“

    Wieder fingen Pinocchios Beine
    heftig an zu zittern.
    Sein Herz klopfte schnell und wild.

    Der Dompteur hielt den Reifen hoch und schlug die Peitsche unmittelbar neben ihm auf. Pinocchio machte einen Riesensatz und sprang mitten durch den Reifen hindurch.
    Das Publikum applaudierte begeistert. Jubelrufe waren zu hören, und ein paar Kinder riefen: „Noch einmal, Pinocchio! Bitte noch einmal!“

    Der Dompteur verbeugte sich tief. Dann nickte er, knallte mit der Peitsche und Pinocchio sprang ein zweites Mal. Diesmal jedoch blieb er mit dem Hinterhuf am Reifen hängen. Pinocchio stürzte. Zwei Männer mussten ihm auf die Beine helfen, dann humpelte er mit gesenktem Kopf aus der Arena.
    „Armer Pinocchio!“, riefen die Kinder. „Hoffentlich bist du bald wieder gesund!“

    Der Zirkusdirektor aber
    hatte kein Mitgefühl.
    „Was soll ich mit einem
    lahmen Esel anfangen?“, zeterte er.
    Er rief nach dem Stallknecht und befahl:
    „Bring diesen dummen Esel zum Markt!“

Vom Monster verschlungen
    Stundenlang stand der Stallknecht auf dem Markt und bot Pinocchio zum Verkauf an. Aber niemand wusste mit einem lahmen Esel etwas anzufangen.
    Als sich der Tag dem Abend zuneigte, kam endlich ein Mann und sagte: „Hier hast du zwei Silbermünzen. Dafür nehme ich den Esel mit. Ich bin Trommler und brauche für meine Musikkapelle ein paar neue Instrumente. Aus der dicken Haut des Esels lässt sich gut eine Trommel fertigen.“

    Pinocchio sank das Herz in die Hufe.
    Eine Trommel sollte er werden?
    Wie schrecklich!
    „Iah-iah-iah!“, rief er verzweifelt.
    Aber niemand half ihm
    und so war der Handel
    schnell geschlossen.

    Der Musiker führte den lahmen Pinocchio, der kaum noch laufen konnte, zur Küste und zerrte ihn fluchend und schimpfend eine hohe Klippe hinauf. Dort band er Pinocchio einen Stein an den Kopf und verpasste ihm einen kräftigen Schubs, sodass der arme Esel von der Klippe abrutschte und ins Meer hinunterstürzte.
    Pinocchio tauchte sofort unter. Aber er hing noch immer an dem Seil, das der Stallknecht ihm umgebunden hatte. Bestimmt saß der Musiker oben auf der Klippe, hielt das Seil stramm und wartete darauf, dass Pinocchio ertrank. Danach könnte er ihn wieder heraufziehen und eine Trommel aus ihm machen. Aber Pinocchio wollte keine Trommel werden. Er wollte auch nicht sterben, sondern endlich wieder heimkehren und seinen Vater in die Arme schließen. Nie wieder wollte Pinocchio so töricht sein und auf einen Schlingel wie Kerzendocht oder einen Gauner wie den Kutscher mit dem Apfelsinengesicht hereinfallen.

    Und so hing er unter Wasser an dem Seil und kämpfte um sein Leben. Allmählich schwanden ihm die Kräfte, und Pinocchio wollte schon aufgeben, da tauchte plötzlich das Gesicht einer Fee vor ihm auf. Sie lächelte gütig und sagte: „Eine allerletzte Chance sollst du noch bekommen.“

    Pinocchio spürte einen Ruck im Seil
    und schon wurde er nach oben gezogen.
    Kurz darauf landete er auf der Klippe.
    „Was ist denn jetzt los?“,
    fauchte der Musiker.

    „Ich habe zwei Silbermünzen für einen Esel bezahlt und was habe ich bekommen? – Eine wertlose Holzpuppe! “
    Pinocchio sah an sich herab und konnte es kaum glauben: Er stand auf hölzernen Beinen und trug die Birkenschalenschuhe, die der alte Geppetto ihm gebastelt hatte.
    „Aber gut“, hörte er den Musiker sagen. „Dann werde ich dich eben als Brennholz verkaufen.“
    O nein! Ganz bestimmt würde Pinocchio sich nicht noch einmal verkaufen lassen! Und so tat er das, was ihm auch schon geholfen hatte, als ihm die Bulldogge auf den Fersen gewesen war:

    Er sprang mit einem Satz ins Meer
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