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Pink Christmas (German Edition)

Pink Christmas (German Edition)

Titel: Pink Christmas (German Edition)
Autoren: Justin C. Skylark
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gerade ich wünsche mir ja irgendwie auch ein Beisammensein mit einer großen Familie. Und Weihnachten, mal losgelöst von dem Kirchengedanken oder dem Kommerz, ist nun mal traditionell ein Fest für Familien. Darum müht sich mein Opa her, darum bin ich mit Henri hier und sogar Dennis, der normalerweise auch keinen großen Bock hat, ist da. Wenn der Baum nicht wäre, wenn das dumme Geseier von Oliver nicht wäre ... Wir hätten uns einfach unterhalten können. Danach was essen bis zum Platzen, damit ein paar ordentliche Schnäpse gerechtfertigt sind oder ein bisschen mehr Wein als nötig. Wir hätten vielleicht gemeinsam über witzige Geschichten lachen können. Das alles hat doch so gut angefangen mit Henri und Opa. Vielleicht hätte die Gesprächigkeit auch auf uns andere übergegriffen und alles wäre gut gewesen.
    Verdammt, ich fühle mich wirklich schuldig. Aber als ich endlich in Henris Augen schaue, sehe ich keinen Vorwurf und keine Enttäuschung. Dafür ein Leuchten, das mir bislang noch nie aufgefallen ist. Aber auch Sorge.
    Er beugt sich zu mir und ich spüre seine Wange an meiner. Ganz leise flüstert er in mein Ohr: „Scheiß auf den Papst, ich liebe dich.“

    Wir sitzen eine ganze Weile eng umschlungen da. Mama steht noch immer vor dem gestürzten Baum und lässt sich von Oliver umarmen. Ich beobachte die beiden ein wenig, während ich Henris Körper an meinem spüre. Ich mag Oliver nicht wirklich. Aber jetzt, da ich sehe, wie er meine Mutter tröstet, bin ich doch froh, dass er da ist.
    „Ich muss mich um das Essen kümmern“, sagt Mama irgendwann und löst sich von Oliver. Sie fängt meinen Blick auf. In einem ersten Impuls will ich mich von Henri lösen, aber dann wischt sich meine Mutter die Tränen von den Wangen und lächelt.
    „Henri?“
    Henri küsst mich kurz noch auf die Wange, dann wendet er sich meiner Mutter zu. „Ja?“
    „Es ist vielleicht nicht ganz höflich, aber – möchten Sie mir in der Küche ein wenig zur Hand gehen?“
    Ich bin überrascht, aber Henri steht sofort auf. „Gern.“
    „Leon? Schaust du bitte mal nach Opa? Ich glaube, er ist raus. Und Olli, kümmerst du dich um den Baum?“
    Dann verschwindet sie aus dem Zimmer und Henri gleich hinterher. Oliver schaut mich düster an, während er sich daran macht, den Weihnachtsbaum wieder aufzurichten. Natürlich stöhnt er auch sofort ziemlich übertrieben, wie immer, wenn er irgendwas tun muss. Schnell flüchte ich ebenfalls aus dem Wohnzimmer, bevor er mich einspannen kann. Dabei würde ich ihm gern die Arbeit abnehmen, denn meine Aufgabe scheint mir eindeutig die unangenehmere zu sein. Was soll ich Opa denn jetzt sagen? Offenbar hat er sich wegen mir so aufgeregt, dass er gleich meine antikirchliche Rede handfest umsetzen musste. Dabei war Opa Kalle nie ein Kirchengänger. Keine Ahnung, was genau ihn so mitgenommen hat.
    Mit offenen Schuhen und Jacke schleiche ich das Treppenhaus runter. Opas Jacke habe ich auch dabei. Kaum zu glauben, dass er bei diesem Wetter ohne raus ist. Noch ein Grund mehr, ein schlechtes Gewissen zu haben.
    Ich öffne vorsichtig die Haustür und bin erleichtert, dass Opa Kalle tatsächlich vor der Tür steht. Er raucht und zittert.
    „Ähm, deine Jacke“, sage ich leise, aber Opa reagiert nicht. Also nehme ich die Jacke und lege sie ihm über die Schultern.
    „Danke“, sagt er.
    „Tut mir leid.“
    „Was tut dir leid?“
    „Das Theater eben. Ich wollte nicht, dass du – dass du dich aufregst. Willst du nicht wieder reinkommen? Du stehst doch jetzt bestimmt schon eine Viertelstunde hier und ...“
    „Du musst dich nicht entschuldigen“, unterbricht mich Opa Kalle. Eine Weile sagt er nichts und zieht nur lang an seiner Zigarette. Aber dann räuspert er sich. „Ich muss nur nachdenken. Und bei manchen Gedanken begibt man sich halt nach draußen in die Kälte.“
    Ich will schon nachfragen, aber dann verstehe ich, dass mit der Kälte wohl nicht die winterlichen Temperaturen gemeint sind.
    „Geh ruhig rein. Du musst hier nicht mit mir frieren.“
    „Das macht mir nichts“, sage ich. „Aber vielleicht solltest du deine Jacke richtig anziehen.“
    „Ach“, macht Opa.
    „Nichts ach “, sage ich bestimmt und helfe ihm in die Jacke. Und weil er keine Anstalten macht, ziehe ich auch den Reißverschluss für ihn hoch.
    „Willst du auch eine?“ Er hält mir seine Zigarettenschachtel hin.
    „Ich rauche nicht.“
    „Das ist gut“, lacht er. „Bei mir ist es eh nicht mehr lang hin, aber
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