Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pink Christmas (German Edition)

Pink Christmas (German Edition)

Titel: Pink Christmas (German Edition)
Autoren: Justin C. Skylark
Vom Netzwerk:
zwischen mir und Henri hin und her schaut. Ich glaube, sie freut sich wirklich, auch wenn das alles noch nicht so ganz bei ihr angekommen ist. Aber wie kann ich das auch verlangen, wenn ich selbst nicht mal in der Lage bin, meinen Freund vernünftig vorzustellen. In dieser Beziehung hat mir Henri mit seiner scheinbar angeborenen Etikette was voraus. Was wäre mir denn eingefallen? Mensch Opa, ich bin schwul und das ist mein erster Stecher ? Klar, ein wenig übertrieben. Aber als Trotzreaktion sicherlich nicht unmöglich.
    Ganz unauffällig lehne ich mich ein bisschen zu Henri rüber, damit wir mehr Körperkontakt haben. Meiner Mutter fällt es sofort auf. Sie wird ein wenig rot, als sie feststellt, dass ihr Blick nicht unbemerkt geblieben ist. Nee, von Normalität sind wir noch ein gutes Stück entfernt. Wenn mir jetzt ein Mädel auf dem Schoß rumrutschen würde, wäre das sicherlich etwas ganz anderes.
    Opa und Henri reden jetzt über die Arbeit. Wirtschaft und Finanzen sind ja eh Henris Lieblingsthemen. Und wie es aussieht, interessiert sich mein Opa Kalle auch dafür. Ich bin ein wenig stolz, wie gut Henri die Sache mit meinem Opa meistert. Aber dann lässt Opa nach einem Moment des Schweigens die Bombe fallen.
    „Sie scheinen ja ganz schön Ahnung zu haben.“
    „Nach ein paar Jahren im Bankgeschäft bleibt das nicht aus.“
    „Da hat mein Enkel ja einen guten Fang gemacht.“ Er räuspert sich. „Sie gehören doch jetzt zur Familie, oder?“
    Ich glaube meinen Ohren nicht zu trauen und die Gesichter um mich herum bestätigen mir, dass ich wohl nicht allein bin mit diesem Gefühl. Also wirklich, ich hatte fast schon geglaubt, dass mein Opa vorhin das Wort Lebenspartner nicht richtig verstanden hat. Aber diese direkte Frage ...
    Selbst Henri zögert einen Moment. Dann fängt er sich aber wieder: „Nun, ich habe mit Leon noch nicht darüber gesprochen, aber von meiner Seite spricht nichts dagegen.“
    „Von meiner Seite auch nicht“, sagt Opa Kalle mit feierlichem Ernst.
    Henri sieht mich ein wenig unsicher an.
    Dennis stupst mir in die Seite. „Ist das jetzt so eine Art Heiratsantrag?“
    „Was?“, platzt meine Mutter heraus. „Ihr wollt heiraten?“
    Oliver prustet seinen Rotwein zurück ins Glas.
    „Schatz, pass doch auf!“, tadelt meine Mutter automatisch und nimmt ihm beiläufig das Glas weg, ohne ihren Blick von mir abzuwenden.
    „Niemand heiratet“, sage ich.
    „Na, Gott sei Dank“, murmelt Oliver.
    Ich spüre plötzlich die Wut in mir hochsteigen. „Gott brauchst du dafür nicht zu danken. Da reicht es, wenn du weiter unfähige Politiker wählst und die Kirchenpropaganda unterstützt.“
    „Hey-hey“, sagt Oliver, „immer ruhig mit den jungen Pferden. Wird schon nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“
    „Deine scheiß Sprüche ...“
    Henri drückt mich an sich und will mir damit wohl sagen, dass ich die Klappe halten soll. Aber meine Mutter fällt mir schon ins Wort: „Wir wollen nicht streiten, immerhin ist heute Weihnachten.“
    „Weihnachten ist morgen“, korrigiere ich sie patzig. „Heute ist Heiligabend.“
    „Das Fest der Liebe“, steuert Dennis sarkastisch bei.
    „Sag das nicht so!“, zischt meine Mutter ihm zu, einen besorgten Blick auf Henri gerichtet.
    „Wie soll er es denn sonst sagen?“, frage ich.
    „Weihnachten ist das Fest der Liebe!“, sagt Mama bestimmt.
    „Ach komm, die Kirche kennt das Wort Liebe gar nicht, die kennt nur Macht und Geld !“
    „Jetzt reicht’s aber“, springt Oliver meiner Mutter zur Seite.
    Henri drückt mich noch fester. Aber Olivers blöde Fratze bringt mich zuverlässig dazu, erst recht wütend zu werden.
    „Warum soll das reichen? Weil sonst auffallen könnte, was für einem verlogenen Trend ihr hier mit eurem scheiß Baum hinterherfeiert?“
    „Leon!“, schreit meine Mutter. „Hör auf!“
    „Warum?“, brülle ich zurück.
    „Weil du uns das Fest kaputt machst.“
    Einen Augenblick sitze ich schweigend da. Weil du uns das Fest kaputt machst. Plötzlich tut es mir leid. Ich will nichts kaputt machen – außer vielleicht mit meiner Faust die falschen Zähne von Oliver, der ohne Verstand zu allem einen Spruch dahinscheißt.
    „Was ist das mit dir und Weihnachten?“, fragt Henri leise.
    „Ich hasse Weihnachten!“
    Die Aussage steht erst mal eine Weile im Raum.
    „Klingt wie Hefty-Schlumpf“, sagt Dennis schließlich.
    Ich lache. „Du Arschloch!“
    „Könnt ihr bitte aufhören, solche Sachen zu sagen?“,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher