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Pink Christmas (German Edition)

Pink Christmas (German Edition)

Titel: Pink Christmas (German Edition)
Autoren: Justin C. Skylark
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verschwindet.
    „Sei doch nicht so“, flüstert mir Henri zu, während wir uns die Schuhe ausziehen.
    „Wie bin ich denn?“
    „Zickig.“
    „Das liegt an meiner Unterhose.“
    Henri schaut mich fragend an.
    „Grün“, erkläre ich. „Grinch.“
    „Vielleicht ziehst du sie besser aus?“ Henri grinst wieder anzüglich.
    „Reiß dich zusammen! Du sabberst ja schon.“
    „Dann reiß du dich auch zusammen, dir steht nämlich schon Schaum vorm Mund.“
    „Komm, so schlimm war ich nicht.“
    „Es muss aber auch nicht schlimmer werden.“ Henri reicht mir seine Jacke und zieht mich an sich ran. Unsere Gesichter sind ganz kalt, aber wahrscheinlich brennt seins vom Temperaturunterschied genauso wie meins.
    „Nicht hier“, hauche ich ihm zu.
    „Wie war das mit der Normalität?“
    „Hier ist keiner normal.“
    In dem Moment kommt auch schon meine Mutter aus dem Wohnzimmer. „Leon? Wo ...“ Sie stockt kurz, als sie uns so nah beieinander sieht. Dann lächelt sie breit. „Wo bleibt ihr denn? Sie müssen Henri sein. Endlich lernen wir Sie auch mal kennen. Ich bin Verena, Leons Mutter.“
    Sie stürmt geradezu auf uns zu. Fast so, als ob sie damit etwas überspielen will.
    „Henri“, sagt Henri und schüttelt meiner Mutter die Hand. Dann nimmt er sie tatsächlich kurz in den Arm.
    Danach bin ich dran. „Er sieht gut aus“, flüstert sie mir ins Ohr, so laut, dass Henri es natürlich mitbekommt und ich deswegen rot werde.
    „Was hast du denn erwartet? Mike Krüger?“
    Meine Mutter lacht ein wenig zu laut und führt uns ins Wohnzimmer.
    Die Sofas sind weiter zur Wand gerückt als sonst, damit der Weihnachtsbaum genügend Platz hat. Dieses Jahr ist es eine echte Tanne. Ich will gar nicht wissen, wie Oliver deswegen geflucht hat, aber meine Mutter will sich offenbar von der christlichen Seite zeigen.
    „Hallo“, sage ich ein wenig mürrisch und nicke Dennis zu und danach Opa Kalle. Und jetzt bin ich doch aufgeregt, weil ich nicht weiß, wie mein Opa auf meinen Freund reagiert. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich ja nicht mal, ob Opa Kalle überhaupt Bescheid weiß. Dafür sehe ich ihn einfach zu selten, als dass ich da anrufen wollte, um ihm kurz die Neuigkeit vor den Latz zu knallen. Ob Mama es ihm irgendwie beigebracht hat? Immerhin hat sie ja auch gegenüber Dennis nicht hinterm Berg gehalten. Und was, wenn nicht? Komische Situation. Ich spüre, wie ich immer befangener werde.
    „Guten Abend“, sagt Henri.
    Jetzt ist eigentlich der Moment gekommen, da ich ihn vorstellen muss – also, nach dem Gesetzbuch der guten Manieren. Aber dann fange ich Dennis’ Blick auf, der offenbar mein Problem erkannt hat.
    „Hey, cool“, ruft er und springt auf. „Du bist Henri, richtig? Ich bin Dennis.“
    Schlaff wie ein Nerd aus dem Klischeebuch reicht mein Bruder Henri die Hand.
    „Hi“, antwortet Henri ein wenig reserviert.
    „Kommt mit auf die Couch!“
    „Rena?“, fragt Opa Kalle, als wir uns setzen. „Wer ist dieser Mann?“
    Plötzlich sieht meine Mutter ganz hektisch aus. „Das ist – ein Freund von Leon.“
    Im Zimmer herrscht Stille.
    Ein Freund!
    Super! Mir ist es jetzt total peinlich, dass meine Mutter es offenbar für besser hält, meinem Opa nicht die Wahrheit zu sagen. Und noch unangenehmer ist es mir, dass ich so feige bin und mich hinter dieser Lüge verstecke. Aber wie soll ich aus der Nummer wieder rauskommen? Wenn ich die Sache jetzt aufkläre, steht Mama ja irgendwie blöde da. Ach, Scheiße, das sind doch nur Ausflüchte! Und dass ich knallrot bin, bestätigt es noch.
    „Entschuldigen Sie“, sagt Henri und erhebt sich noch mal kurz. „Ich bin Henri Baffour, Leons Lebenspartner.“
    Opa Kalle ergreift entschlossen die Hand. „Karl-Heinz Vogt“, sagt er. „Sie haben einen festen Händedruck, junger Mann, das gefällt mir.“
    „Ihrer ist auch nicht schlecht“, gibt Henri zurück und setzt sich wieder.
    „Ach!“ Opa winkt ab. Dann räuspert er sich. „Henri Baffour, das klingt französisch.“
    „Ja“, sagt Henri, „ursprünglich komme ich aus Frankreich, aber mein Vater hat einige Jahre hier in Deutschland gearbeitet. Na ja, ich bin hier geblieben.“
    Ich kann nicht anders und muss meinen Freund dafür bewundern, wie selbstverständlich er die Situation gemeistert hat. Und jetzt glühen meine Wangen vor Freude. Opa und Henri unterhalten sich über Frankreich und Deutschland, Oliver nervt Dennis mit seinen Computerproblemen und ich beobachte Mama, wie sie immer wieder verstohlen
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