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Pink Christmas (German Edition)

Pink Christmas (German Edition)

Titel: Pink Christmas (German Edition)
Autoren: Justin C. Skylark
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mag, während ich meine Ängste vor Augen habe. „Weiß nicht“, sage ich schließlich. „Vielleicht davor, dass man sein Leben nicht so führen kann, wie man es möchte? Vielleicht davor, dass man ständig als nicht normal angesehen wird, egal, wie sehr man dafür arbeitet.“
    Henri räuspert sich wieder. „Also arbeitest du daran, normal zu sein?“
    Ich lache. „Nein, das wäre wohl aussichtslos.“ Dann füge ich ernst hinzu: „Aber vielleicht sollte man dafür arbeiten, dass man als normal akzeptiert wird.“
    „Und das tun wir, indem wir zu Weihnachten deine Familie besuchen“, schließt Henri.
    „Ausgerechnet Weihnachten und ausgerechnet meine Familie !“
    „Was stimmt denn damit nicht?“
    „Weihnachten ist einfach nur scheiße und meine Familie ... Mmh, keine Ahnung. Ich will nicht, dass du – na ja, enttäuscht bist, vielleicht ...“
    Jetzt ist es Henri, der zu mir rüberrückt und mich küsst. „Wie kann deine Familie mich enttäuschen, wenn sie mir mit dir schon das Beste gegeben hat?“
    „Moah!“ Ich schiebe Henri von mir weg. „Willst du mich jetzt noch mit Schnulzreden mürbe machen? Glaub mir, der ganze Weihnachtsmist sprengt meine Toleranzgrenzen mühelos allein.“
    Henri lacht. „Das ist doch das Fest der Liebe! Da kann man ruhig auch mal ein wenig kitschig sein, oder nicht?“
    „Nein!“, gebe ich stur zurück. „Von wegen Fest der Liebe ! Fest des Kommerz und des schlechten Geschmacks!“
    „Sag mal, hast du eigentlich deine grüne Unterhose an?“
    Irritiert sehe ich meinen Freund an. Natürlich hat er längst mitbekommen, dass ich Lieblingsklamotten habe, die ich besonders häufig trage.
    „Du willst mir jetzt nicht sagen, dass meine Lieblingspants für dich zum schlechten Geschmack gehören?“
    „Nein“, sagt Henri und grinst frech. „Ich frage mich nur, warum beim Grinch dieses Jahr lediglich die Unterhose grün ist ...“
    „Arsch!“, kontere ich sofort, obwohl der Grinch -Vergleich natürlich das absolute Kompliment ist.
    „Tröste dich, in den Pants gibst du den absolut heißesten Grinch aller Zeiten ab.“
    „Das ist tröstlich.“
    „Aber du kennst ja die Geschichte vom Grinch, oder? Am Ende wird er lieb und mag Weihnachten.“
    „Vergiss es!“
    „Aber mal ehrlich: Warum magst du Weihnachten nicht? Du musst ja nicht auf die Konsumgeschichte einsteigen. Es reicht doch, wenn du einen schönen Abend mit deiner Familie verbringst und – na ja, nicht alle Geschenke dürften doch schlecht sein, oder?“
    „Lange Geschichte“, antworte ich nur, weil alles andere zu lange dauern würde. Es stimmt ja, dass ich den Teil mit der Familie gar nicht sooo schlecht finde. Es wäre nur irgendwie schön, wenn es mehr Familie wäre, so im – ja, okay – traditionellen Sinne. Bei Familie träume ich immer genau von dem großen Haus, von dem Henri mir erzählt hat und von zahllosen Verwandten und viel Chaos, aber auch Freude und Zusammenhalt.
    Gut, in den letzten Monaten bin ich meinem Bruder viel näher gekommen. Jetzt kann ich Dennis wirklich meinen Bruder nennen. Aber mit Oliver, dem Freund meiner Mutter, wird das nie was. Und dann gibt’s auch nur noch meinen Opa Kalle, den wir auch nur zu den Festtagen sehen, weil er sonst gern für sich allein ist. Ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass das alles eine ganz neudeutsche Sache ist, dass Familien immer kleiner werden und irgendwie zerbröseln. In anderen Ländern ist das doch nicht so, oder? Jedenfalls bin ich immer ein wenig neidisch, wenn ich Henri zum Erzählen bringe.
    „Leon?“, fragt Henri zärtlich. „Du zitterst! Lass uns endlich hoch – oder wir fahren wieder, ganz wie du willst.“
    „Nein“, sage ich entschlossen. „Küss mich noch mal, dann können wir.“
    Er beugt sich zu mir rüber und gibt mir einen langen Kuss mit Mentholgeschmack.
    Oliver macht uns auf. „Hallo, Leon“, sagt er ziemlich steif. Dann zögert er deutlich, reicht Henri aber doch noch die Hand. „Guten Abend.“
    „Das ist mein Freund Henri. Mama hat dir ja sicher erzählt, dass ich ihn mitbringe“, komme ich meinen Pflichten nach.
    „Ähm, ja – natürlich“, stottert Oliver recht verlegen.
    „Henri, dass ist Oliver, der Freund meiner Mutter.“
    „Schön, euch kennenzulernen“, fügt Oliver an.
    „Mich kennst du schon“, gebe ich spitz zurück und ernte dafür einen kleinen Stoß von Henri.
    „Ich meine, euch – beide, also zusammen ... Wir sitzen im Wohnzimmer!“ Mit diesen Worten dreht er sich um und
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