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Pink Christmas (German Edition)

Pink Christmas (German Edition)

Titel: Pink Christmas (German Edition)
Autoren: Justin C. Skylark
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ist.“
    „Entschuldige, das hatte ich noch nicht berücksichtigt. Du kannst die Luftmatratze haben.“ Dann wendet Mama sich an Opa. „Und für dich mache ich das Sofa fertig, ist das in Ordnung?“
    Opa Kalle grinst breit. „Jedes Jahr fragst du und jedes Jahr sage ich nein und liege am Ende trotzdem auf dem Sofa.“
    „Das Leben ist kein Ponyhof“, sagt Oliver und Dennis und ich stöhnen gleichzeitig auf, weil das Olivers Lieblingsspruch ist.
    „Los, lass uns flüchten“, sage ich zu Henri und zerre ihn vom Tisch.
    In meinem Zimmer schließe ich erst mal die Tür ab und lasse mich ins Bett fallen. Henri setzt sich ein bisschen unschlüssig zu mir.
    „Was jetzt?“, fragt er.
    „Ich muss mal einen Augenblick die Augen zu machen. Das war alles zu viel.“
    „Du hast aber auch reingehauen!“ Henri schiebt seine Hand unter mein Hemd.
    „Ja, das auch. Ich bin eine Stopfgans.“
    „Vielleicht hätte man dich schon vorher stopfen sollen, dann wärst du vielleicht nicht so explodiert.“
    „So-so, vorher stopfen . Du Ferkel!“
    „Na gut, davon bekommst du ja hoffentlich genug, oder?“
    „Ja, und wie du gemerkt hast, hält es mich nicht davon ab, auszuflippen“, grinse ich.
    Henri legt sich neben mich. „Solltest du das Bett nicht beziehen?“
    „Jetzt nicht. Morgen vielleicht.“
    „Na, dann ist es wohl zu spät.“
    „Praktisch, nicht wahr?“
    „Du bist ein Chaot!“
    „Schlimm?“
    „Ich weiß nicht ...“
    Wir schweigen sehr lange. Ich weiß nicht ... Immer wieder geht mir dieser Satz durch den Kopf. Und tatsächlich muss ich mir eingestehen, dass ich es selbst auch nicht weiß. Vieles fühlt sich so richtig an – und trotzdem gibt es immer wieder Zweifel.
    „Meinst du, dass ich – übertrieben hab?“
    „Sagen wir es mal so: Du bist nicht gerade diplomatisch.“
    Ich seufze. „Das heißt wohl übersetzt Scheiße-Scheiße-Scheiße , oder?“
    Henri lacht. „Nein, einmal Scheiße reicht.“
    „Na dann geht’s ja.“
    Er küsst mich auf die Stirn. „Du liegst nicht falsch“, flüstert er. „Ich finde es sogar gut, dass du so bist.“
    „Aber?“
    „Aber ...“ Henri zögert lange. „Aber es macht mir auch ein wenig Angst.“
    „Warum?“, frage ich erschrocken und richte mich auf.
    „Ich habe dir noch nichts von meinem Großvater erzählt, oder?“
    „Nein.“
    „Mein Großvater war Deutscher.“
    „Aber ...“
    „Kurz bevor meine Mutter geboren wurde, hat meine Oma ihn verlassen und ist zurück nach Frankreich gegangen.“
    „Oh“, mache ich. Bislang haben Henris Geschichten immer meine Traumvorstellung von einer perfekten Großfamilie genährt.
    „Weißt du, mein Großvater war wohl ein sehr lustiger Mensch. Meine Oma sagt immer, dass er wie Louis De Funès war, nur schöner – kennst du den? War ein französischer Komiker.“
    Ich nicke, obwohl ich nicht wirklich ein Bild von dem Mann im Kopf habe.
    „Jedenfalls muss er sehr lustig gewesen sein, mein Großvater. Allerdings nur zum Schein. Zuhause war er meist deprimiert, weil es viel zu viele Missstände gab und Ungerechtigkeiten. Und so beliebt, wie er bei den meisten Kollegen als Clown war, so unbeliebt war er als Aufrührer bei seinen Vorgesetzten.“
    „Was ist aus ihm geworden?“, frage ich, weil Henri nicht weiterspricht.
    „Er kannte keine Kompromisse. Der Meinungskampf war ihm wichtiger als alles andere. Und nachdem meine Oma zurück nach Frankreich ist, wurde aus Louis De Funès ein verbitterter Mann, der nur das Negative im Leben kannte. Er ist mit knapp vierzig gestorben.“
    „Oh“, mache ich und lege mich wieder zurück. „Du meinst also ...“
    „Ich meine gar nichts. Ich sage nur, dass ich ein wenig Angst habe, wenn ich das Feuer in deinen Augen sehe.“ Henri streichelt über meinen Bauch. „Dass du nicht immer den einfachen Weg gehst, das weiß ich ja inzwischen. Aber es gibt einen Mittelweg zwischen Tatenlosigkeit und blindem Aktivismus. Anstatt wie mein Großvater immer wieder gegen Wände zu laufen, solltest du die Türen suchen.“
    „Aber irgendwer muss doch kämpfen!“, sage ich, weil ich an Opa Kalle und sein Geständnis denken muss.
    Henri nickt. „Das ist richtig. Aber man muss unterscheiden, welche Kämpfe sich lohnen und welche einen dazu verleiten, seine ganze Kraft sinnlos zu vergeuden.“
    „Also war das heute sinnlos?“
    „Nein, ganz bestimmt nicht. Ich glaube, heute hast du viel gewonnen. Ich sage das ja auch nur, weil ich gesehen habe, wie viel du einsetzt.“ Jetzt
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