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Pink Christmas 2 (German Edition)

Pink Christmas 2 (German Edition)

Titel: Pink Christmas 2 (German Edition)
Autoren: A. Bauer
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Fußleiste.
    Er war total energiegeladen, fühlte sich, als könne er es mit einer ganzen Armee von Tuntenhassern und Haute Couture-Pfuschern aufnehmen.
    Er kramte Eimer und Putzsachen aus der Abstellkammer und begann, die Fenster zu putzen. Aber diese Arbeit machte ihn nicht glücklich, stillte seinen Rachedurst nicht.
    Wo blieb eigentlich Jack? Und warum schickte er ihm keine Bildmessage?
    Zornig schmiss er das Putzzeug aus dem Fenster. Es landete knapp hinter einem spazierenden Pärchen auf dem Gehweg. Der Mann sah nach oben und schimpfte, doch Julian zeigte ihm einfach den Mittelfinger und schloss das Fenster.
    Ihm war, als müsse er eine Mission erfüllen. Julian holte eine Schere aus seiner Bastelschublade, ging ins Schlafzimmer und schnitt Jacks Calvin Klein-Unterwäsche auseinander. Danach war seine protzige Hugo Boss-Jacke dran. Es war eine kräftezehrende Mühe, das dicke Leder in Fetzen zu schneiden, aber Julian hätte zum jetzigen Zeitpunkt auch gegen Superman antreten können.
    Merkwürdigerweise entfaltete die Beruhigungstablette heute genau die gegenteilige Wirkung als üblich und machte ihn überschwenglich und cholerisch. Vielleicht sollte er noch eine Tavor schlucken, damit er nicht noch anfing, aus Wut die Wohnung zu tapezieren.
    Gedacht, getan.
    Die Überbleibsel von Jacks Klamotten verstreute er überall in der Wohnung.
    Das reichte noch nicht!
    Sein Fleißbarometer stieg ins Unermessliche!
    Nachdem er das komplette Geschirrservice in der Küche zertrümmert hatte und einige Nachbarn schon aufgebracht gegen die Wände klopften, setzte er sich an seinen Laptop. Jeder einzelne Finger hackte wie ein Presslufthammer auf die Tastatur ein.
    Er würde es Jack deutlich vor Augen führen: Julie Anne Beauchamp betrog man nicht, ohne ungeschoren davon zu kommen!
    Julian lud die selbstgedrehten Filme bei Facebook hoch. Dass ihm keiner seiner 658 verlinkten Freunde eine Grußmail zum Fest geschickt hatte, versetzte ihn so sehr in Rage, dass er die Videos von Jacks privatem Strip auf dem Küchentisch und ihrem gemeinsamen erotischen Gänseleberpastetenabenteuer im Schlafzimmer auch bei You Tube postete.
    Jack würde sich in Grund und Boden schämen, sobald er davon erfuhr!
    Ein hämisches Grinsen legte sich über Julians Gesicht.
    Trotzdem befriedigte ihn das noch nicht. Da ging noch mehr.
    Die Plüschtiere auf dem Bett beobachteten ihn mit ihren großen, unschuldigen Knopfaugen, während er zum Nachtschrank ging und Jacks Liebesbriefe hervorkramte. Briefe voller Lügen und infamer Täuschungen. Er nahm alle 12 und lief damit ins Treppenhaus. Doch vorher betrachtete er sich eingehend im Garderobenspiegel. Mit 45 Jahren sah man halt nicht mehr frisch und unverbraucht aus. Da konnten auch die teuersten Gesichtscremes nicht mehr helfen. Sobald er mit seiner neuen Boutique ein Vermögen scheffelte und die Hausfrauen ihm seinen Ratgeber aus der Hand rissen, würde er sich eine Schönheitsoperation gönnen. Die Gesichtshaut ein wenig straffen und die Falten mit Botox glätten.
    Er steckte voller Dynamik und Tatendrang.
    Wie ein Duracellhase rannte er im Treppenhaus auf und ab, übersprang drei, manchmal sogar vier Stufen auf einmal und verteilte Jacks Briefe. Er schob sie willkürlich unter den Wohnungstüren hindurch. Sollten doch alle wissen, was für ein verlogener Mistkerl er war!
    Auf der Etage der Schulz-Schröders hielt er inne. Leise Rockmusik war hinter ihrer Tür zu hören. Unvorstellbar, dass man am heiligen Abend zu keinen Weihnachtsmelodien sinnierte.
    Rock, die Musikrichtung der Satanisten!
    Julian klingelte Sturm und hämmerte mit der Faust gegen die Tür. Wenn es jemanden gab, der diesem asozialen Pack die Leviten lesen konnte, dann er!
    „Kommt raus, ihr Penner! Ich weiß, dass ihr da drinnen seid! Ich bin bereit! Heute ist der Tag der Abrechnung! Ich hab keine Angst mehr vor euch!“
    Drinnen hörte man schwere, behäbige Schritte, die lauter wurden. Barsch wurde die Tür aufgerissen.
    Die Mischung aus einem Sumoringer und Danny de Vito, ein Kampfzwerg in Leder, schreckte Julian nicht ab. Auch nicht der lachende Totenkopfabdruck auf seinem Shirt, das sich um seinen üppigen Oberkröper spannte oder die vielen Drachentätowierungen an Hals, Armen und Händen oder die stacheligen Piercings in Ohren, Nase und Augenbraue oder die verschorfte Narbe in seinem fleischigen, bulligen Gesicht.
    An der Wand in der Diele hing ein gerahmtes Poster der Hell’s Angels.
    „Ja bitte?“, fragte
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