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Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
Autoren: Harald Schneider
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können?«, fragte Wolf zeitgleich.
    »Sie werden
erstaunt sein«, antwortete ich. »Jedenfalls die meisten von Ihnen.«
    Ich schaute
in die Runde, doch niemand reagierte außergewöhnlich nervös.
    »Wenn da
was war, wurde es bestimmt längst weggeschafft. Warum sollte man wertvolle Funde
50 Jahre lang im Dom verstecken?«
    »Frau Knebinger,
Sie haben genau den Punkt getroffen. Auf diesen Gedanken bin ich auch gekommen.
Warum diese Anschläge auf Nönn, wenn die Funde längst aus dem Dom geschafft wurden?
In dem Protokoll stehen weder Namen noch andere Details. Der damalige, von mir vermutete
Unterschlager könnte sich beruhigt zurücklehnen. Das hat er aber nicht getan. Der
einzige Grund der Attentate auf Nönn ist, dass sich diese Funde nach wie vor im
Dom befinden.«
    Ich machte
eine kurze Pause.
    »Wollen
Sie die Sachen sehen? Ich habe sie gestern gefunden.«
    Die Antwort
war klar. Niemand wollte sich dies entgehen lassen.
    »Dann bitte
ich Sie, mir zu folgen. Es ist zwar etwas eng, doch es wird gehen. Wir müssen den
Sakristeiturm hoch. – Bis ganz nach oben«, ergänzte ich.
    Zuversichtlich
ging ich vor, und alle anderen folgten. Die Tür zum Domgarten war verschlossen,
und ich hoffte, dass sich dahinter hilfreiche Geister verbargen. Die nächste Tür,
die wir erreichten, führte in die Sakristei. Nach zwei weiteren Runden auf der Wendeltreppe
waren wir auf der Höhe des Raums über der Sakristei angekommen. Durch die hohen
Stufen war ich bereits leicht außer Atem geraten. Es half nichts, wir mussten weiter
nach oben. Am Ende der Treppe befand sich ein Raum in der Größe des Turmdurchmessers.
Durch kleine schießschartenartige Fenster konnte man in den Dompark schauen. Eine
schwere Metalltür führte in den Speicher der Sakristei.
    »Gehen Sie
nur vor«, animierte ich mein Gefolge. »Die Tür steht offen.«
    Jacques
hatte ganze Arbeit geleistet und den dunklen und fensterlosen Dachboden mit geheimnisvoll
leuchtenden Minilämpchen mystisch illuminiert. An einer Seitenwand des Dachbodens
standen große Platten, die mit staubigen Decken verhüllt waren.
    »Bitte bleiben
Sie in der Nähe des Eingangs stehen«, befahl ich den Anwesenden. »Ich weiß nicht,
ob die Statik des Fußbodens einwandfrei ist. Normalerweise ist der Raum nicht zugänglich.«
    Ich zog
eine Taschenlampe aus meiner mitgebrachten Tasche und ging zu den Platten. Wie bei
einer Denkmalenthüllung zog ich die vorderste Decke zur Seite.
    Alle Anwesenden
starrten in meine Richtung.
    »Darf ich
vorstellen, meine Damen und Herren: Dies sind die Original-Privilegien von Kaiser
Heinrich V., wie sie im Jahr 1111 über dem Türsturz im Hauptportal des Doms angebracht
wurden.«
    Stille,
kein Mucks war zu vernehmen.
    »Ich habe
es inzwischen verifizieren lassen. Die Lettern sind aus 24-karätigem Gold. Die Tafeln
sind aus Bronze, insgesamt besteht die Inschrift aus 12 Kreissegmenten. Des Weiteren
lagen hier bis gestern ein paar Kronen und andere Sachen. Die haben wir mittlerweile
sichergestellt.«
    Ich ging
zu den anderen zurück.
    »Das ist
ja unglaublich«, stöhnte Fratelli. »Wer hat das nur gemacht?«
    Bevor ich
antworten konnte, erregte ein kleiner aufspritzender Funken im nahezu dunklen Dachboden
unsere Aufmerksamkeit.
    Der Funke
explodierte zu einer Wolke, mystisch gebrochenes Licht erschien in ihr. Die Wolke
löste sich nicht auf, sondern schwebte frei im Raum. Konturen innerhalb der Wolke
wurden deutlich, die immer mehr an Klarheit gewannen. Schließlich wurden die Umrisse
eines Kopfes sichtbar und das verschwommene Antlitz von Robert Nönn festigte sich.
Alle starrten das furiose Schauspiel an.
    »Gerechtigkeit«,
begann das Antlitz mit dunkler Grabesstimme zittrig zu sprechen. »Ich bin zurückgekommen,
um die Sache zu Ende zu bringen. Mein Mörder muss büßen. Komm, tritt näher, Joachim
Wolf, denn du hast mich ermordet. Du hast mir den Pfeiler auf den Kopf geschlagen.
Komm her zu mir …«
    Die zittrige
Stimme erstarb, das Antlitz starrte uns weiterhin an.
    Alle blickten
auf den Kanzleidirektor, der nach einer Schrecksekunde nach vorne lief und versuchte,
die Wolke zu fassen. Für einen Moment stand er mitten im Kopf von Robert Nönn, der
dabei kurz aufstöhnte.
    »Alles Lüge!«,
schrie Wolf. »Das ist doch fauler Zauber!«
    »Nein, ist
es nicht«, entgegnete ich. »Sie haben die Anschläge verübt. Wir haben längst genügend
Beweise.«
    »Nichts
haben Sie.« Wolf stand kurz vor einer Explosion.
    »Die Analyse
Ihrer Tasche aus Otterberg
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