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Pilger des Zorns

Pilger des Zorns

Titel: Pilger des Zorns
Autoren: Uwe Klausner
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keine Scheu – meinetwegen dürft Ihr sie gerne in Augenschein nehmen. Und was ihre Herkunft betrifft – ich habe dies wahrhaft seltene Schmuckstück vor einer knappen halben Stunde im Ufergestrüpp gefunden.«
    »Na, wenn schon – das beweist doch rein gar nichts«, stieß die Matrone verbiestert hervor.
    »Euer Wort in des Leibhaftigen Ohr«, konterte Bruder Hilpert prompt, wich ein paar Schritte zurück, um sämtliche Anwesende im Blick zu haben, und sagte: »Doch nun, wie bereits angekündigt, zu meiner Beweisführung.«
    »Und was ist mit mir?«
    »Immer hübsch der Reihe nach, Coelestinus!«, wies Bruder Hilpert den Visitator zurecht. »Sollte es im Übrigen jemanden geben, der meinen Ausführungen etwas hinzuzufügen hat, bitte ich darum, mich ausreden zu lassen. Einverstanden?«
    »In Ordnung«, erwiderte Isaak mit neu erwachter Energie. Die übrigen Passagiere, insbesondere Hlavá č ek, blieben dagegen stumm.
    »Ad rem! [25] «, begann Bruder Hilpert, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und ging vor der Kajütentür auf und ab. »Und zum Mitschreiben, wenn ’ s sein muss. Also: Zwei Stunden vor Mitternacht, etwa eineinhalb Stunden, nachdem die ›Charon‹ am Ufer vor Anker gegangen war, habt Ihr, Markward von Henneberg, meinen Freund Berengar von Gamburg als Wachhabenden abgelöst. Trifft dies zu, Herr Komtur?«
    »Ja, zum Teufel noch mal.«
    »Woraufhin sich mein Freund und Gefährte unter dem Vorwand, der nötigen Bettschwere zu entbehren, noch eine Weile an Deck aufhielt. Um anschließend, als Ihr, Herr Komtur, kurz eingenickt wart, im Laderaum zu verschwinden. Korrekt?«
    Der Komtur wandte sich demonstrativ ab.
    »Kein Widerspruch – wie schön.« Ohne sich weiter um den Komtur zu kümmern, wandte sich Bruder Hilpert dem Schiffsjungen zu. »Ein Lapsus, den du, Pavel Husine č , umgehend wieder ausgebügelt hast.«
    Der Schiffsjunge erbleichte und sah den Kapitän flehentlich an. Überraschenderweise blieb Letzterer jedoch stumm.
    Bruder Hilpert nutzte dies gnadenlos aus. »Oder bestreitest du, diese Kajüte knapp zwei Stunden vor Mitternacht klammheimlich verlassen zu haben? In der irrigen Annahme, Isaak und ich seien eingeschlafen und Hlavá č ek, Vierter im Bunde, würde uns notfalls in Schach halten können?«
    Der Schiffsjunge schüttelte den Kopf.
    »Wer hat Berengar niedergeknüppelt – der Komtur oder du?«
    Pavel ließ den Kopf hängen. »Ich.«
    »Woraus folgt, dass du über den Verbleib deines Vaters im Bilde warst.«
    »War ich.«
    »Und der Herr von Henneberg?«
    »Hat von alldem nichts mitgekriegt und wie ein Walross geschnarcht.«
    »Weswegen du ihn nach getaner Arbeit geweckt und dich etwa eine Viertelstunde später wieder hierher begeben hast, stimmt ’ s?«
    Der Schiffsjunge nickte stumm.
    »Woraufhin sich der Herr von Henneburg, um seine Scharte auszuwetzen, spornstreichs in den Laderaum begeben und meinen Freund Berengar gefesselt und geknebelt hat. Zutreffend, Herr Komtur?«
    »Wisst Ihr, was Ihr mich könnt?«
    »Eure Kinderstube steht hier nicht zur Diskussion«, warf Bruder Hilpert mit regungsloser Miene ein. »Hier geht es um Mord. Um kaltblütigen, wohldurchdachten Mord.«
    »Spart Euch die Mühe, Mönch. Bei mir seid Ihr diesbezüglich an der falschen Adresse.«
    »Wo Ihr recht habt, mögt Ihr es behalten, Herr Komtur. Was der Kapitän, Pavel und Ihr miteinander ausgeheckt habt, muss nicht unbedingt in die Tat umgesetzt worden sein.«
    Das Trio, von dem die Rede war, tauschte überraschte Blicke aus. »Soll das etwa heißen, wir sind aus dem Schneider?«, lauerte der Kapitän.
    Bruder Hilpert sah ihn stirnrunzelnd an. »Was die Durchführung der Tat betrifft, bei der man Euch und Euren Komplizen zuvorgekommen ist, schon. An dem Vorsatz, Malachias zu töten, ändert dies freilich nichts.«
    »Und wer ist der armselige Tropf, der die Rolle des Sündenbocks spielen darf?«
    »Ihr, Coelestinus. Ihr ganz allein.«
    »Ich?« Nach außen hin die Ruhe selbst, ließ sich der Visitator nicht aus der Reserve locken. Unter der Oberfläche begann es jedoch, heftig in ihm zu brodeln. »Für das, was Ihr als Beweisführung zu bezeichnen geruhtet, wäre ich wirklich sehr verbunden«, höhnte er.
    »Nichts leichter als das!«, konterte Bruder Hilpert ungerührt. »Oder wollt Ihr bestreiten, dass Ihr unmittelbar vor dem Anlegen der ›Charon‹ in Frau Raabs Kabine gewesen seid?«
    »Mit deren ausdrücklicher Erlaubnis, wie ich betonen muss.«
    »Diesbezüglich habt Ihr
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