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Phönix

Titel: Phönix
Autoren: Unbekannter Autor
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davonlaufen! Verlaß mich nie!«
    »So ist es gut, Liebling«, sagte ich, plötzlich zufrieden. Ich schloß die Augen, als sie mich wieder küßte. »Ich werde dich nie verlassen.«
    30
    Es war ein Wochenende, an dem ich am liebsten die Uhr angehalten hätte. Zeit spielte keine Rolle - es war die Hochzeitsreise, die nie stattfindet, der Traum, der sich nie erfüllt.
    Wir lebten zusammen wie nie zuvor zwei Menschen; wir aßen, wenn es uns gerade einfiel; wir schliefen, wenn wir erschöpft waren.
    Wir zogen einen Vorhang vor unser Leben, und das Wichtigste dahinter waren unsere Gefühle füreinander. Wir lachten über all die albernen alltäglichen Dinge wie Rasieren, Baden, Anziehen, über Kaffee, der überkochte, über Toast, der anbrannte. Es war unsere Welt, von uns zu unserem Vergnügen geschaffen.
    Aber wie alle Dinge, die von Menschenhand geschaffen sind, hatte auch das ein Ende, und zwar schneller, als wir es beabsichtigt hatten. Die Zeit rückte uns sowieso immer näher auf den Pelz, und wir merkten es beide, wenn wir auch nicht darüber sprachen. Und dann, als wir angefangen hatten, darüber zu sprechen, läutete das Telefon. Das Wochenende zerplatzte wie eine Seifenblase, die unser Gesicht berührt.
    Ich lag auf dem Boden vor dem offenen Kamin und räkelte mich träge in der Hitze der Flammen. Elaine war gerade aus der Dusche gekommen und spazierte um mich herum. So etwas hatte ich bei einer Frau noch nie erlebt. Sie war eine Duschfanatikerin. Sie hätte pausenlos duschen können.
    Die Flammen warfen einen rötlich-goldenen Schimmer auf ihre Beine, die unter dem Handtuch hervorschauten. Ich rollte über den Teppich und griff nach ihr, sie purzelte lachend neben mich. Ich zog ihr das Handtuch weg, sie kämpfte, um es an sich zu halten, aber sie kämpfte nicht besonders nachdrücklich.
    Sie schaute mich aus ihren dunklen Augen an, als ich ihre Nase küßte, und lächelte ein wenig. Zum erstenmal seit zwei Tagen lag wieder Schmerz in ihrer Stimme. »Brad, was wird nun mit uns geschehen?«
    Ihre Frage war berechtigt, aber sie ernüchterte mich unsagbar. Natürlich, Elaine hatte Anspruch auf eine Antwort. Nur hatte ich mir bisher eigentlich noch keine rechten Gedanken darüber gemacht. »Ich weiß nicht«, sagte ich.
    »Wir können ja nicht den Rest unseres Lebens so weitermachen.«
    Ich versuchte es mit der spaßigen Tour. »Was gefällt dir denn nicht daran? Ich finde es großartig!«
    Sie überhörte es. »Du kannst nicht den Rest deines Lebens damit verbringen, ständig zu lügen und dich vor anderen Menschen zu verstecken. Früher oder später mußt du Farbe bekennen.« Sie nahm das Handtuch auf. »Ich weiß nicht, wie du darüber denkst. Aber ich kann so nicht leben.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an, stieß den Rauch aus und steckte sie ihr zwischen die Lippen. Meine Antwort war ehrlich: »Ich hasse es auch.«
    Während ihre Augen mich musterten, fragte sie ruhig: »Was werden wir tun, Brad?«
    Ich dachte lange Zeit nach, bevor ich antwortete. Das hier war kein Wochenendausflug, den man mit einem Scherzwort beendete -das hier verlangte eine klare Entscheidung.
    Ich fuhr ihr mit den Fingern durchs Haar. »Es gibt nur eine Möglichkeit«, sagte ich und drehte ihr Gesicht zu mir. »Heiraten.«
    Ihre tiefe Stimme zitterte leicht. »Bist du auch sicher, Brad, daß du das wirklich willst?«
    Ich holte tief Luft. »Ich bin sicher.«
    »Mehr als alles andere auf dieser Welt möchte ich mit dir leben, mit dir zusammen sein«, sagte sie und hielt meinen Blick fest. »Aber was wird aus deiner Frau? Aus deinen Kindern?«
    Das schmerzte. An so vieles hatte ich gedacht, nur nicht an meine Familie. Jetzt wurde mir plötzlich bewußt, daß ich die ganze Zeit immer nur an mich gedacht hatte. Ich schaute sie an. »Weder habe ich dich gesucht noch du mich.«
    Ich erinnerte mich an Marges Worte an jenem Morgen, als ich zu Matt Brady fuhr. Jetzt erkannte ich, daß Marge noch vor mir die Antwort gefunden hatte. »Ich glaube, Marge weiß bereits, was ich für dich empfinde. Vor ein paar Tagen sagte sie, daß kein Mensch eine Eheversicherung besitze. Sie ist die erste, die Verständnis für uns hat, wenn wir nichts anderes sein wollen als wir selbst.«
    Sie lehnte den Kopf an meine Brust. »Nun gut, so denkt deine Frau. Aber du hast noch nichts über die Kinder gesagt.«
    »Sie sind keine Kinder mehr«, antwortete ich. »Sie sind erwachsene Menschen. Jeannie ist sechzehn, Brad beinahe neunzehn. Sie kennen das Leben. Ich bin
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